Auf Cannabismedizin setzen immer mehr Patienten, die unter einer Angststörung und Panikattacken leiden. Die Forschung kann Indikationen wie pflanzliche Wirkstoffe immer besser analysieren und ein grundsätzlicher Vorbehalt gegenüber THC und dessen psychoaktive Effekte scheint nicht angebracht – wohl aber Umsicht beim Anwenden und vor allem beim Abgleich mit der Krankenakte.
Liegen Angststörungen bereits vor oder sind höchstwahrscheinlich veranlagt, können therapeutische Hanfprodukte bei einer gewissen Zahl von Patienten kontraindiziert sein, das berichtet eine neue Studie von der Universität Ottawa. Mehr als 12 Millionen Leute nahmen teil, deren Erkrankungen zuvor nicht diagnostiziert wurden und auch nicht durch eine Therapie in Behandlung. Entscheidend bleibt die Vorgeschichte der Betroffenen – was ist für einen Selbstversuch mit Cannabis bei Angst und Paranoia unbedingt zu berücksichtigen?
Wegen Panikattacken nach THC-Konsum in die Notaufnahme
Das Extrembeispiel sind die Hasch-Kekse, die entweder fies, weil ohne Kenntnis oder gierig, weil ohne Maß verzehrt werden, in der Regel durch Leute mit recht wenig Erfahrung im Cannabiskonsum. Haschisch und Marihuana rauchen, verdampfen und inhalieren, wirken quantitativ wie qualitativ oft anders als das Essen und Trinken der Hanfprodukte. Cannabinoide entfalten ihre normalerweise entspannenden Effekte über einen bestimmten Zeitraum und bei entsprechender Potenz, was Angststörungen laut Studie bei einem ungünstigen Setting begünstigt. Genetische Faktoren und Verhaltensweisen, Erfahrungslevel und eben der Hanf selbst beeinflussen das Risiko, entweder neue Ängste zu entwickeln oder bereits vorhandene Unannehmlichkeiten zu verstärken.
Um gut 20 Prozent höher als in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil von THC-Konsumenten bei Panik als medizinischer Indikation. Die Werte relativeren sich allerdings, wenn soziale Aspekte und eben Vorerkrankungen abgezogen sind, doch immerhin dreimal höher ist das Risiko für bestimmte Personen, sich durch den Konsum von Hanf für die Notaufnahme zu qualifizieren! Junge volljährige Männer unter 24 Jahren und ganz besonders Kinder bis runter zu 10 Jahren sind im Übermaß betroffen, was keine wirklich neue Erkenntnis darstellt, sondern heutzutage auch die Basis bildet für eine regulierte Cannabis-Legalisierung. Weder Grasblüten noch THC-Schokolade gehören in die Hände von Kindern und Jugendlichen, egal ob die sich besonders stark fürchten oder nur Angst haben vor dem schwarzen Mann.
Cannabinoide im Einsatz bei einer Angststörung: Chancen und Warnhinweise
In der aktuellen Untersuchung raten die Forscher eher vom therapeutischen Einsatz der Hanfprodukte ab, was aber ausschließlich fachspezifisch begründet wird. Logisch, wird doch ein Doktor für den Geist bei Heulen und Zähneklappern diese Symptome besonders gewichten und im Zweifel lieber auf Risiken beim Behandeln verzichten, aber nicht alle Patienten kommen nur wegen einer komplizierten Verhaltensstörung zum Arzt. Wer zum Beispiel nicht schlafen kann und nachts die Decke anstarrt, wird eher Sorgen haben als ausgeruhte Leute, denen Cannabinoide in den wirklich allermeisten Fällen prima gegen Insomnie helfen. Die Wirkstoffe aus Hanfpflanzen enthalten bei einer Menge von Einsätzen im psychischen Bereich sehr viel vom rauschfreien Cannabidiol (CBD), was anderen Studien zufolge eine wertvolle Alternative zur chemischen Keule bietet.
Natürlich geht es dabei um Erwachsene und auf THC wird keineswegs komplett verzichtet, weil die Wissenschaft mittlerweile nicht mehr nur einzelne Substanzen, sondern deren exaktes Zusammenspiel und die faszinierende Interaktion mit unserem körpereigenen Endocannabinoid-System schon ganz ordentlich nachvollziehen kann. Zwar ist Zurückhaltung angebracht gegenüber meistens persönlich gefärbten Erfahrungsberichten zum Cannabis gegen Ängste aus den Untiefen vom Internet, wo CBD als Widerpart beschrieben wird, als Counterpart und eine Art „Gegenmittel“ bei allzu kräftiger THC-Wirkung. Dafür gibt es derzeit keine Belege aus der seriösen Forschung. Was jedoch immer öfter nachgewiesen ist, sind lindernde Effekte bei Angststörungen, die durch eine Entzündung im Gehirn entstehen oder verschlimmert werden.
CBD und THC schieben den Organismus sozusagen an, ohne ihn dabei zu vergiften wie Alkohol und sind deshalb mitunter als Medizin geeignet, während Spirituosen wohl kaum auf einem Rezept vom Arzt zu finden sind. Bei Interesse und bestehendem Risiko oder einer bereits vorliegenden Angsterkrankung sollte Cannabis daher nur vorsichtig Anwendung finden. Auszuschließen sind Wechselwirkungen mit Arznei der Schulmedizin wie Blutdrucksenker und eine mögliche Vorgeschichte mit besonders großem Risiko.
Hanfprodukte mit weniger THC und mehr CBD könnten Potenzial haben und weniger Chemie erfordern, wobei es für die exakte Behandlung vorzugsweise eine Begleitung durch wirklich fachkundige Mediziner benötigt, deren Branche nach Jahrzehnten der politischen Verzerrung von Cannabis tatsächlich unter Fachkräftemangel leidet.