Ein häufiges Vorurteil über Hanfkonsumenten betrifft deren angebliche Faulheit und auch die User selbst nehmen mit dem Begriff vom „Stoner“ ironisch Bezug auf entspannende Effekte durch Cannabis. Was freilich lustig sein kann, geht wissenschaftlich betrachtet auch ohne THC auf völlig normale, körperliche Prozesse zurück.
Unter Stress setzt unser Gehirn nämlich eigens produzierte Moleküle frei, die in puncto Biochemie den Inhaltsstoffen der Hanfpflanze ähneln. Über Cannabinoide gegen Stress gibt es nun eine neue Studie. Wer wissen möchte, warum beim Konsumieren von Haschisch und Marihuana eher selten die gefürchteten Psychosen entstehen, sondern vielmehr ein wohltuendes Wechselspiel von Pflanze und körpereigenen Rezeptoren stattfindet, bekommt aus der Forschung ein weiteres Mal seriöse Informationen.
Gestresst im Alltag, krankhaft unter Druck – Hanf als natürliches Gegenmittel?
Körpereigene Endocannabinoide sind nichts völlig Neues für die Wissenschaft und doch bleiben gerade die Aktivitätsmuster im Gehirn und neuronalen Schaltmuster bisher ein sehr weites Feld. Im Zentrum steht die „Amygdala“ als Region im Kopf, in der beruhigende Wirkstoffe immer dann freigesetzt werden, wenn der Hippocampus Alarm auslöst. Stress berührt dessen Aufgaben rund um unser Fühlen, Erinnern und Entscheiden. Wer dauerhaft unter Druck steht und weiteren Risikofaktoren ausgesetzt ist, kann richtig schwer krank werden – Depressionen, PTSD und Angststörungen sind typische wie vielfach äußerst schwierig zu behandelnde Indikationen.
Die neue Studie von der „Feinberg School of Northwestern Medicine“ im US-Bundesstaat Illinois untersucht Cannabinoide auf molekularer Ebene und schaut sich Auswirkungen von Stress in den Zellen genauer an.
Psychische Belastung und Stimmung verstehen ist in der Neurologie weiterhin eine Herausforderung, wobei zumindest in modernen Ländern mit einer Cannabis-Legalisierung vielen betroffenen Patienten schon durch diverse Therapien auf Hanfbasis sehr erfolgreich geholfen wird. Während in Deutschland noch von „Kiffer-Psychosen“ die Rede ist, entwickeln Wissenschaftler bei einem politisch seriösen Umgang mit THC bereits spannende Medikamente. Kommt also die Cannabispille gegen Stress und können die pflanzlichen, beinahe baugleichen Wirkstoffe im Zweifelsfall ausgleichen, was bei psychischen Problemen im Gehirn aus dem Takt gerät?
Neurologie untersucht Cannabis-Wirkstoffe im Gehirn
Mithilfe von einem Proteinsensor lassen sich Cannabinoide entlang der Synapsen im Gehirn heute ziemlich gut analysieren. Ran mussten mal wieder die tapferen Labormäuse. Ist die Amygdala aktiv, zeigen sich unter der Superlupe Muster in Hochfrequenz und genau das passiert, wenn das Gehirn auf Stress mit der Ausschüttung der Cannabinoide reagiert. Auch die Maus kann depressiv sein und extrem verstört ohnehin, was die Wirkstoffe laut Studie in jedem Fall zumindest versuchen zu lindern.
Als die Forscher einen entscheidenden Rezeptor entfernten, litten die Mäuse deutlich mehr unter Stress und zeigten schneller Reaktionen als bei typischen Erkrankungen im Gehirn. Selbst die ansonsten umgehend verzehrten, zuckersüßen Snacks ließ der apathische, sozusagen vor Sorge gelähmte Nager liegen! Zu wenige Cannabinoide in Aktion senken die Lustgefühle offenbar deutlich. Solche Beschwerden kennen auch menschliche Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen.
Gibt es gegen Stress bald pflanzliche Medikamente voller Cannabinoide?
Um Präparate jenseits der chemischen Keule zu kreieren und erfolgreich in Umlauf zu bringen, braucht es Mut, viel Geld und eine Zulassung durch staatliche Behörden. Stressbedingte Störungen mit Cannabis behandeln wird nur erlaubt, wenn die Wirksamkeit bewiesen ist. Weil allerdings in der Bundesrepublik und EU zum Cannabis so gut wie keine Förderung zu erwarten ist, werden neue Optionen gegen neurologische Krankheiten primär durch Labore in Nordamerika entwickelt. Funktioniert das in der Praxis und schwappt schließlich doch über den Atlantik, schicken unsere Krankenkassen das Geld der Beitragszahler ins Ausland, anstatt ihre Kosten durch preiswerte Medizin aus heimischer Produktion senken zu können.
In Illinois weiß man nämlich schon relativ gut Bescheid, wie sich das menschliche Endocannabinoid-System bei Stress so aktivieren und boostern lässt, damit therapeutische Ansätze in Zukunft möglichst zuverlässig zum Erfolg führen. Dieses faszinierende Netzwerk hat überall Rezeptoren im Körper, an denen jenseits der körpereigenen Substanzen auch THC, CBD und vieles mehr aus der Hanfpflanze andockt.
Selbstverständlich bleibt das Maß beim Aufnehmen wie Produzieren solcher Wirkstoffe entscheidend. Grastüten Kette rauchen ist neurologisch gesehen wohl ähnlich kontraproduktiv wie chronisch extreme Belastungen für die Psyche.