Cannabidiphorol gehört zu den sehr seltenen Cannabinoiden, die sich ebenfalls im Hanf finden. Aufgrund seiner Seltenheit wurde dieses Cannabinoid erst im Jahr 2019 von einer italienischen Forschergruppe entdeckt. Zusammen mit ihm wurde auch das THCP entdeckt, was für Tetrahydrocannabiphorol steht. Dieses hat eine etwa 30-fach höhere Bindungsaffinität am CB1-Rezeptor als herkömmliches THC, weshalb dieses Cannabinoid aufgrund seiner enormen Potenz rasch bekannt wurde. Es liegt die Vermutung nahe, dass CBDP aufgrund seiner analogen chemischen Struktur, eine ähnlich potentere Variante des altbekannten CBD sein könnte.
Potenzial gegen Brustkrebs
Im September 2021 führte ein italienisches Forscherteam eine Untersuchung durch, die sich mit dem möglichen krebshemmenden Potenzial von CBDP beschäftigte. Dabei wurde festgestellt, dass CBDP in der Lage ist, zumindest in einer Zellkultur, Brustkrebszellen effektiv zu bekämpfen. Es ist auch von normalem CBD bekannt, dass dieses bestimmte Typen von Brustkrebszellen abtöten kann. Für diesen Versuch wurde eine Zellkultur des gleichen Typs vorbereitet und anschließend CBDP ausgesetzt. Dabei zeigte sich, dass CBDP ähnliche Effekte zeigt wie CBD, nur wesentlich effektiver. Zusätzlich wirkt CBDP an mehreren Angriffspunkten in der Krebszelle, was es zu einer deutlich besseren Alternative macht als CBD.
CBDP führte im Versuch zu einer Bildung freier Sauerstoffradikale innerhalb der Krebszelle. Während freie Radikale für den restlichen Körper ansonsten als Schadstoff bekannt sind, macht man sich in diesem Fall ihre zelltötenden Eigenschaften zunutze. Da sich dieser Prozess nur innerhalb der Krebszelle abspielt, werden keine gesunden Zellen in Mitleidenschaft gezogen. Zusätzlich werden in der Krebszelle Enzyme blockiert, die normalerweise für den Abbau von Cannabinoiden zuständig sind. Auf diese Weise wird die Verweildauer in der Zelle und somit seine Effektivität weiter erhöht. Ferner erhöht es über die Wechselwirkung mit einem weiteren Enzyms namens PMA, den intrazellulären Stress in der Krebszelle, wodurch ebenfalls der Zelltod eintritt. Die beschriebenen Effekte ließen sich jeweils verstärken, wenn CBDP zusammen mit CBD verabreicht wurde.
Es scheint also, dass CBDP ein Verstärker der krebshemmenden Wirkung von CBD ist und auch selbst eine effektivere Variante von CBD zu sein scheint, wenn es um antikarzinogene Wirkung geht. Erstaunlich war außerdem auch die Feststellung, dass CBDP die Wirkung mancher bereits im Einsatz befindlicher krebshemmender Arzneistoffe verstärken kann. Einige dieser Medikamente beruhen ebenfalls auf dem Prinzip in der Krebszelle durch bestimmte Enzyme eine Art Selbstzerstörung auszulösen, beispielsweise in Folge von erhöhtem Zellstress. Genau diese Effekte werden durch die Beigabe von CBDP weiter verstärkt.
Wirksamere Form von CBD
Da dieses Cannabinoid erst in jüngster Vergangenheit entdeckt wurde, gibt es noch keine ausreichenden klinischen Studien dazu, doch aufgrund seiner chemischen Struktur gehen Forscher davon aus, dass es ähnliche medizinische Wirkungen wie CBD hat, jedoch unter Umständen deutlich effektiver. Die chemische Kleinigkeit, die CBD von CBDP unterscheidet, ist die unterschiedliche Länge der Alkyl-Seitenketten. Während CBD über 5 solche Alkylketten verfügt, hat CBDP 7. Man geht davon aus, dass durch diese Modifizierung CBDP effektiver an die CB2-Rezeptoren andocken kann als CBD.
Somit könnte CBDP eine bessere Alternative bei Erkrankungen sein, bei denen auch jetzt schon eine Wirkung von CBD bekannt ist. Insbesondere geht man davon aus, dass Entzündungen deutlich besser gelindert werden und es außerdem effektiver und länger gegen Epilepsie wirksam ist. Zusätzlich hat CBDP eine aktivierende Wirkung auf den 5HT1A-Rezeptor im Gehirn. Dieser Serotoninrezeptor steht in einem engen Zusammenhang mit unserer seelischen Gesundheit. Es wird aus diesem Grund davon ausgegangen, dass CBDP ein Wirkstoff gegen Depressionen oder auch Angsterkrankungen sein könnte.
Nicht psychoaktiv
Wie normales CBD, ist auch CBDP nicht psychoaktiv. Die Bindungsaffinität am CB1-Rezeptor ist auch bei diesem Derivat nicht hoch genug, um eine spürbare berauschende Wirkung auszulösen. Dies kann für viele Patienten ein Vorteil sein, die unter chronischen Schmerzen und Entzündungen leiden, welche sie mit Cannabis lindern möchte und aus diesem Grund auf täglichen Konsum angewiesen sind.
Im Falle von CBDP könnten sich Patienten medizinische Qualitäten von Hanf zunutze machen, ohne aber im Alltag durch eine berauschende Wirkung beeinträchtigt zu sein. Noch ist dieses Cannabinoid nicht auf dem heimischen Markt vertreten, doch es ist davon auszugehen, dass seine medizinischen Qualitäten es in den kommenden Jahren bekannter machen werden.