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Ein weiteres Cannabinoid, welches infolge des noch immer in vielen Ländern anhaltenden Verbots von Cannabis vor einiger Zeit am Markt erschienen ist, ist THCPO. Dieses Cannabinoid ist ebenfalls relativ neu und wurde erstmalig 2021 synthetisiert. Der vollständige Name von diesem Cannabinoid lautet Tetrahydrocannabiphorol-O-Acetat.
Wie man aus der Bezeichnung ableiten kann, handelt es sich hierbei um eine weitere Substanz aus der Reihe der acetylierten Cannabinoide. Das bedeutet, man hat ein bereits illegales Cannabinoid, in diesem Fall THCP, dahingehend modifiziert, dass man eine Acetatgruppe angehängt hat. Zwar wurde in Deutschland im Zuge der letzten Aktualisierung des NPSG-Gesetzes im Juni 2024 THCPO verboten, jedoch ist die Substanz in einigen Shops der Nachbarländer noch verfügbar.
In einigen Nachbarländern, die Cannabis weiterhin kriminalisieren, ist THCPO als Ersatzprodukt noch legal oder der Legalitätsstatus nicht eindeutig definiert. Eine Acetatgruppe ist ein Rest der Essigsäure, also ein Ester oder ein Salz, welches bei einer Reaktion mit Essigsäure entsteht. Hängt man an ein Cannabinoid oder auch an andere Stoffgruppen eine Acetatgruppe an, hat dies einige wichtige Auswirkungen auf die pharmakologischen und toxikologischen Eigenschaften. Ähnlich wie es bereits bei HHCPO, einem weiteren neuen acetylierten Cannabinoid vermutet wird, entsteht bei der Verbrennung das giftige Gas Keten.
Stark und lange psychoaktiv wirksam
Da dieses Cannabinoid noch sehr neu ist, finden sich bislang nur einzelne exemplarische Erfahrungsberichte, jedoch ist nach aktuellem Wissensstand davon auszugehen, dass dieses Cannabinoid hochpotent und lange wirksam ist. Es scheint primär ein CB1-Agonist mit hoher Bindungsaffinität und langer Halbwertszeit zu sein. Man geht davon aus, dass THCPO am CB1-Rezeptor die etwa 30-fache Potenz von THC besitzt. Diese Annahme basiert auf einer im Jahr 2019 durchgeführten Studie an seinem direkten Vorläufermolekül THCP. Bei dieser Studie ging es darum, zu erforschen, welche Auswirkungen die Länge der Alkyl-Seitenkette auf die CB1-Bindungsaffinität bei Cannabinoiden hat.
Dabei entdeckte man, dass THCP, welches in geringen Spuren auch im Hanf vorkommt, die mindestens 30-fache Bindungsaffinität von Delta-9-THC aufweist. Aufgrund der Ähnlichkeit der Alkyl-Seitenkette ist bei THCPO von einer vergleichbaren Potenz auszugehen. Beide Cannabinoide weisen eine längere Seitenkette auf als THC, was deren enorme Potenz erklärt. Die Potenz dieses Cannabinoids ist vergleichbar mit der Potenz der rein synthetischen Cannabinoide in Spice-Produkten. Die psychoaktive Wirkung wird als stark euphorisch und lange anhaltend beschrieben.
Über die mögliche medizinische Verwendung gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse, aber es ist davon auszugehen, dass es einige vergleichbare Effekte wie THC aufweist. Unter Umständen können diese aufgrund der hohen Potenz unerwartet stark ausfallen. Es wird von ähnlichen Nebenwirkungen berichtet, die auch von anderen hochpotenten und rein synthetischen Cannabinoiden bekannt sind, wie starke Paranoia und Kreislaufprobleme. Da dieses Cannabinoid sehr neu ist, gibt es keine toxikologischen Studien über Langzeitauswirkungen.
Möglicherweise schädigend für die Lunge
Wie bereits von HHCPO und anderen acetylierten Cannabinoiden bekannt ist, entsteht beim Verbrennen das Giftgas Keten. Soweit bislang bekannt ist, bildet sich dieses Gas ab einer Temperatur von 340 °C. Also eine Temperatur, die beim Rauchen leicht erreicht und weitaus übertroffen wird. Es ist bislang nicht bekannt, in welchen Mengen dieses Gas freigesetzt wird, sodass prinzipiell vom Konsum abgeraten werden muss. Laut aktuellem Wissensstand ist Keten bereits ab einer Konzentration von 5ppm giftig.
Das bedeutet, dass bereits ab einer Konzentration von 5 Teilen pro 1 Million Teile mit ersten negativen Folgen zu rechnen ist. Ein Problem ist, dass es bei Produkten aus der Grauzone keine Qualitätskontrolle gibt und somit keine gesicherte Aussage über die etwaige Menge Keten, die freigesetzt werden, getroffen werden kann. Eine gesundheitlich sichere Rauchware gäbe es lediglich auf einem legalen und reguliertem Markt, auf dem ein weitgehend untoxisches Naturprodukt mit bekannten Inhaltsstoffen verkauft wird, bei welchem seit Jahrtausenden die möglichen Nebenwirkungen exakt bekannt sind. Unklar ist aktuell auch noch, ob THCPO bei einem Drogentest nachweisbar ist.
Aufgrund einer gewissen chemischen Ähnlichkeit zu THC ist davon auszugehen, dass es im Körper auch Abbauprodukte erzeugen kann, die bei einem Schnelltest fälschlicherweise als THC-COOH erkannt werden könnten. Unabhängig davon besteht das Problem, dass viele dieser neuartigen Cannabinoide in Form von legalen Hanfblüten, die damit eingesprüht wurden, angeboten werden. Da legale Hanfprodukte nicht frei von THC sind, ist in Ländern, die keinen THC-Grenzwert haben, mit diesen Produkten der Führerschein potenziell weg.