Tetrahydrocannabidiol, kurz THCJD, ist ein Cannabinoid, welches nur in geringen Spuren im Hanf vorkommt und nach aktuellem Wissensstand das potenteste natürliche Cannabinoid darstellt. Es ist deutlich potenter als Delta-9-THC und stark psychoaktiv. Seine außergewöhnlich hohe Potenz liegt in der Länge seiner Alkyl-Seitenkette begründet.
Die Länge dieser Seitenkette bestimmt bei allen bislang bekannten natürlich vorkommenden Cannabinoiden deren Potenz. Hierbei weist THCJD mit einer Länge von acht Kohlenstoffatomen die bislang längste Seitenkette auf. Zum Vergleich, THC hat eine Alkyl-Seitenkette mit fünf Kohlenstoffatomen und das deutlich stärker psychoaktive THCP hat sieben Kohlenstoffatome in der Seitenkette. Jedes natürlich vorkommende psychoaktive Cannabinoid, hat in seiner Strukturformel zunächst einen Kern aus ringförmigen funktionalen Gruppen.
An diesem Kern angefügt, befindet sich eine Kette aus Alkylen, also aus kurzkettigen Kohlenwasserstoffen. Offenbar wird durch die Länge dieser Kette maßgeblich geregelt, wie potent dieses Cannabinoid am CB1-Rezeptor andocken kann. Es ist historisch nicht genau belegt, wann dieses Cannabinoid als Erstes entdeckt wurde. Aufzeichnungen zufolge, wurde bereits 1941 ein Cannabinoid gefunden, welches die chemischen Eigenschaften von THCJD aufwies, jedoch erhielt dieses damals den Namen THC-Octyl oder auch Delta-8-THC-C8. Auch bei dem synthetischen Cannabinoid JWH-138 handelt es sich chemisch um THCJD. Es wurde im Zuge der Forschungsarbeiten von John. W. Huffman auch vollsynthetisch hergestellt und dementsprechend fortlaufend nummeriert. Trotz seiner enormen Potenz ist es bislang vergleichsweise unerforscht. Lediglich als Ersatz für THC ist dieses Cannabinoid in letzter Zeit vermehrt in Shops anzutreffen.
Stärker psychoaktiv als THC
Bekannt ist THCJD primär durch seine starke psychoaktive Wirkung, die jene von THC deutlich übertrifft. Die Wirkungsdauer beträgt je nach Dosis etwa 2 bis 4 Stunden und ist somit etwa mit jener von THC vergleichbar. Die Wirkung wird als intensiv psychedelisch beschrieben und zeigt dabei gewisse Parallelen zu den klassischen synthetischen Cannabinoiden. Da THCJD im Hanf nur in Spuren vorkommt und sich eine Extraktion nicht lohnen würde, wird es in der Regel halbsynthetisch, von CBD ausgehend, hergestellt. Aufgrund seiner starken psychoaktiven Eigenschaften findet dieses Cannabinoid seit Kurzem auch Verwendung als Ersatzstoff für THC. Es gibt mittlerweile einige Shops, die THCJD sowohl in rauchbarer Form, als auch in essbarer Form, wie als Gummibärchen, anbieten.
Bei oral eingenommenem THCJD ist größte Vorsicht geboten, da davon ausgegangen werden muss, dass es aufgrund seiner chemischen Ähnlichkeit zu THC, ebenfalls in ein noch potenteres und länger wirksames Cannabinoid verstoffwechselt wird. THC wird bei oraler Einnahme in 11-Hydroxy-THC umgewandelt, welches aufgrund seiner deutlich stärkeren und längeren Wirkung für manche Konsumenten als überfordernd empfunden werden kann. Da THCJD strukturell nahe verwandt mit THC ist, muss davon ausgegangen werden, dass hier bei oraler Applikation vergleichbare Verstoffwechslungen stattfinden könnten.
Generell muss vor dem Konsum von THCJD-Produkten gewarnt werden, da diese Konzentrationen von diesem Cannabinoid enthalten, die in natürlichem Hanf in keiner Weise anzutreffen wären. Auch gibt es aktuell noch keine verlässlichen Erfahrungswerte über mögliche Langzeitfolgen. Alle Erfahrungswerte über seine Psychoaktivität und seine Nebenwirkungen basieren bislang auf exemplarischen Schilderungen von Konsumenten.
Noch keine Studien zur medizinischen Wirkung
Zur möglichen medizinischen Anwendung von diesem Cannabinoid liegen aktuell noch keine gesicherten Daten vor. THCJD wurde bislang weder in In-vitro-Studien noch in Form von in-vivo Studien untersucht. Aufgrund seiner deutlich höheren Bindungsaffinität am CB1-Rezeptor als THC, wird vermutet, dass neben der psychoaktiven Wirkung auch andere Wirkung, die über den CB1-Rezeptor gesteuert werden, dementsprechend stärker ausfallen könnten.
Vor allem neuropathische Schmerzen und die Linderung von Übelkeit, werden maßgeblich über den CB1-Rezeptor beeinflusst. Möglicherweise könnte gegen diese Beschwerden, vorwiegend in der Krebsmedizin, in Zukunft THCJD eine effektive Symptomlinderung darstellen.
Rechtlicher Status
THCJD ist in Deutschland aktuell weder im NPSG noch im Betäubungsmittelgesetz gelistet und somit legal. Unklar ist aktuell noch, ob ein Drogenschnelltest THCJD nachweisen kann. Aufgrund seiner strukturellen Ähnlichkeit zu THC muss davon ausgegangen werden, dass vergleichbare Abbauprodukte im Urin erzeugt werden. Bei rauchbaren Produkten, die THCJD enthalten, wird als Trägermaterial häufig THC-armer Nutzhanf verwendet. Dieser kann natürlich einen positiven Urin- und Bluttest auslösen. Wer auf seinen Führerschein angewiesen ist, sollte zur Sicherheit die Finger von THCJD lassen.