Cannabis kann nach Nutzung bei vielen Leiden eine positive Veränderung hervorrufen. Dazu zählt auch die Verringerung von Angstzuständen oder Depressionen, wenn man auf die richtige Mischung der enthaltenen Cannabinoide wie THC und CBD setzt. Wissenschaftler der Washington State Universität zeigten bereits im Jahr 2019 auf, dass in diesen Fällen am sinnvollsten ein hoher CBD-Gehalt und ein geringer THC-Wert in den aus Pflanzen gewonnenen Materialien vorhanden ist.
Auch wurde Mitte 2022 seitens kanadischen Forschern ein Ergebnis erzielt, welches einige Belege für die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Angstzuständen und Depressionen lieferte. Doch kann es den Konsumenten von Cannabis unter Umständen auch einmal anders gehen und Angstzustände stellen sich ein. Dies muss nicht unbedingt mit der gefühlten Situation oder der Potenz des eingesetzten Marihuanas zu tun haben, sondern auch aufgrund der Zusammensetzung der Substanz an sich in Zusammenhang stehen.
Wie Forscher der privaten Johns Hopkins University Universität in Baltimore jetzt herausfanden, spielen spezielle Terpene eine Rolle, inwieweit sich Cannabiskonsumenten nach dem Gebrauch tatsächlich wohlfühlen. Terpene sind flüchtige organische Substanzen, die seit hunderten Jahren aus den verschiedensten Pflanzen, wie Zitronengras, dem Zitronenbaum, aus Eukalyptus, Pfefferminze oder auch Thymian gewonnen werden. Mittels des Terpens D-Limonen konnten während der Untersuchung jedenfalls THC-induzierte Angstzustände reduziert werden.
Die Dosis bringt den Effekt
Die in der Zeitschrift „Drug and Alcohol Dependence“ veröffentlichte Daten lassen davon sprechen, dass die gleichzeitige Verabreichung von THC und dem Terpen D-Limonen dafür sorgt, dass sich die Konsumenten des berauschend wirkenden Cannabinoids seltener Angstzuständen ausgesetzt fühlen. D-Limonen ist ein spezielles Terpen, das in vielen Zitrusfrüchten vorkommt, aber auch zu den am häufigsten vorkommenden Terpenen in Cannabis zählt. Um darüber etwas mehr zu erfahren, untersuchten die Forscher der Johns-Hopkins-Universität bei 20 gesunden Freiwilligen den Einfluss von D-Limonen auf die subjektive Wirkung von THC.
Die Teilnehmer, die D-Limonen gleichzeitig mit THC inhalierten, berichten über „signifikant reduzierte“ Gefühle von Angst und Paranoia im Vergleich zu denen, die einzig THC inhalierten. Dabei wurde auch festgestellt, dass die Inhalation von höheren Mengen D-Limonen mit einer ausgeprägteren Wirkung verbunden war. Die Autoren der Studie berichten daher, dass „D-Limonen die THC-induzierten Angstzuständen in einer dosisabhängigen Weise reduzierten“. Dabei hatte die gleichzeitige Verwendung von D-Limonen jedoch keinen weiteren Einfluss auf andere Wirkungsweisen des THC.
Gut für den therapeutischen Einsatz
Die Autoren der Studie kamen insgesamt zu dem Schluss, dass D-Limonen die selektiv THC-induzierten angstauslösenden Effekte abdämpfen würde, was darauf hindeutet, dass speziell dieses Terpen den therapeutischen Wirkungsgrad von THC bei Behandlungen erhöhen könnte. Sie hoffen, dass künftige Forschungsarbeit feststellen wird, ob sich dieser Effekt auf orale Dosisformulierungen erstreckt. Auch sollten die Wechselwirkungen zwischen anderen Cannabis-Terpenoiden oder Cannabinoiden und THC untersucht werden.
Schließlich konnten bereits auch andere Terpene durch Forschung schon in der Vergangenheit beweisen, dass sie Wirkung der THC-Aktivität am CB1-Rezeptor zu modulieren in der Lage sind. Dieses konnten im vergangenen Jahr in der Zeitschrift „Biochemical Pharmacology“ veröffentlichte Forschungsergebnisse belegen. Bestimmte Terpene – darunter Borneol, Geraniol, Limonen, Linalool, Ocimen, Sabinen und Terpineol – zeigten dies zumindest während der Studien. Die Untersuchungen durchführenden Forscher kamen daher zu dem Schluss, dass die Verwendung ausgewählter Terpene es ermöglichen könnten, die THC-Dosis bei gewissen Behandlungen zu verringern und damit dann auch die möglicherweise auftretenden THC-bedingten Nebenwirkungen zu minimieren.
Dies würde dann wohl auch dazu beitragen, die Behandlung an empfindlichere Bevölkerungsgruppen wie Kinder und ältere Menschen anpassen zu können. Die Anreicherung mit ausgewählten Terpenen könnte ebenfalls eine Anpassung der Zusammensetzung an die persönlichen Bedürfnisse und an Veränderungen während des Dauerkonsums ermöglichen. Beispielsweise, ob man die Medizin tagsüber oder zum Schlafen einsetzen möchte.