Das landwirtschaftliche Potenzial von Hanf ist in den vergangenen Jahren wieder wesentlich stärker in den Fokus gerückt und mehr und mehr Landwirte erkennen, dass es sich lohnt, die alte Kulturpflanze zu unterschiedlichen Zwecken auf die Felder zu bringen. Hanffasern, die Samen der Pflanze und auch der Nutzen für die Umwelt werden immer bedeutender, sodass ein wachsendes Interesse besteht, möglichst effektiv die Vorteile während der Kultivierung und Ernte zu nutzen.
Neue Entwicklungen wie gezielt für die Hanfernte umgebaute Mähdrescher finden peu à peu ihren Weg zur Marktreife, was den Anbau von Hanf für die Bauern in Zukunft noch interessanter gestalten kann. Um noch bessere Wege zu finden, den richtigen Umgang mit der vielseitig einsetzbaren Nutzpflanze möglich zu machen, suchen auch Forschungsinstitute nach Optionen, die bisherigen Herangehensweisen zu verbessern und optimierte Methoden des Anbaus zu entwickeln. So auch in der Schweiz, wo das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) derzeit damit beschäftigt ist, bei auftretenden Probleme mit kleiner gewachsenen Hanfpflanzen etwas Abhilfe zu schaffen.
Unterschiede zwischen der Faser- und Samenproduktion
In der Vergangenheit stand Hanf in erster Linie zwecks der Gewinnung von Fasern auf den Feldern von Hanfbauern, sodass man auf Pflanzen setzte, die eine Höhe zwischen 250 und 300 Zentimetern erreichten. Diese hochwachsenden Gewächse deckten in der Regel schnell den Boden ab, sodass kaum Unkraut aufgrund fehlender Sonneneinstrahlung zum Wachstum gelangte. Mittlerweile hat sich der Fokus beim Anbau von Hanf aber eher auf die Produktion der Samen verlagert, die dazu genutzt werden, Öle und Power-Food-Produkte herzustellen.
Bei diesen Varietäten mit einem großen Blütenstand verringerte sich jedoch die Wuchshöhe um die Hälfte (circa 140 Zentimeter). Dies bedeutet zwar einen großen Vorteil bei der Ernte, doch führt es dazu, dass der Boden lange Zeit oder nur wenig abgedeckt wird und somit das Wachstum von Unkraut begünstigt. Das FiBl überprüft nun daher mittels On-Farm-Streifenversuchen, wie man Technik des Hanfanbaus dieser kleineren Pflanzen verbessern könnte.
Drillsaat und Reihensaat
Das dem Bund für landwirtschaftliche Forschung und dem schweizerischen Bundesamt für Landwirtschaft angegliederte Kompetenzzentrum Agroscope stellt zu diesem Zweck zwei unterschiedliche Anbautechniken gegenüber und überprüft deren Vorteile. Zum einen kommt das sogenannte Drillsaatverfahren zum Einsatz, bei dem das Saatgut mit der Hilfe einer Sämaschine (Drillmaschine) in Reihen und in gleichmäßiger Tiefe in den Boden gebracht wird. Zum anderen wird das Reihensaatverfahren genutzt, bei dem das Saatgut in vorgezogenen Rillen in Reihen abgelegt wird. Bei beiden Methoden kommen unterschiedliche Beikrautregulierungverfahren ins Spiel, deren Ergebnisse man dann gegenüberstellt.
Ebenso werden diverse Untersaaten geprüft, die zu unterschiedlichen Einsaatzeiten mit dem Hanf in den Boden kommen. Wie diegruene.ch nun berichtet, zeigen erste Beobachtungen mit der 12 cm Drillsaat, dass auf wärmeren und weniger feuchten Feldern bei wenig vorhandenem Beikrautdruck in der Regel keine besonderen Maßnahmen nötig werden. Ist hier jedoch ein erhöhter Beikrautdruck vorhanden, ergebe es Sinn, das Saatgut mit einer Einzelkornsämaschine auf 50 cm auszusehen. So könne man den Bestand möglichst lange hacken. Beikräuter, die später keimen, könnten auf diese Weise auch über einen längeren Zeitraum besser reguliert werden. Das Hacken würde zudem dazu beitragen, dass die Mineralisierung gefördert würde und man das Pflanzenwachstum positiv beeinflusse.
Hersteller von Hanf-Nahrungsmitteln weisen bezüglich dieser Erkenntnisse darauf hin, dass derartige Forschungsarbeiten nur zu befürworten sind. Auf diesem Wege würden der Anbau und die Ernte der alten Nutzpflanze Hanf letztlich optimiert werden können. Ebenfalls treibe man so die wirtschaftliche Nutzung voran und verleihe dem Hanf wieder zu seiner wohlverdienten Seriosität.