THC ist in aller Munde als psychoaktiver Wirkstoff der Hanfpflanze und doch könnten die berühmten Effekte von Cannabis laut einer aktuellen Untersuchung auf viel mehr als nur einen botanischen Inhalt zurückzuführen sein. Die Rede ist vom „Entourage Effekt“ als dem Wechselspiel beziehungsweise Zusammenwirken von eben jenem Tetrahydrocannabinol mit vielen weiteren Substanzen der Klasse der Cannabinoide. Bekannt sind beispielsweise CBD, CBG, CBC und THCA, doch in Cannabis stecken hunderte Wirkstoffe, die in der neuen Studie genauer unter die Lupe genommen werden.
Wie lassen sich berauschende Effekte überhaupt analysieren?
Nachweisen lassen sich Cannabinoide durch die üblichen Drogentests respektive im Fachlabor. Wir kennen Untersuchungen von Blut, Speichel, Schweiß, Urin und wer weiß, wonach sich Behörden noch so erkundigen, wenn es in puncto Hanfprodukte auf Tauchgang durch den Organismus geht. Eine Nachweisbarkeit von primär THC im System erklärt aber überhaupt nicht, warum Hanfpflanzen seit Jahrtausenden als pflanzliche Medizin wie Genussmittel auf der ganzen Welt verbreitet sind.
Rausch ist freilich nicht gleich Sucht und Abhängigkeit oder gar Psychose und Schizophrenie, sondern in erster Linie ein Empfinden, das je durch Konsumgewohnheiten, Hanfsorten und den genetischen Bauplan der User bestimmt ist. Natürlich gelten weiterhin grobe Raster wie Indica für eher entspannend wirkendes Marihuana und Sativa für belebende Cannabis Strains, aber auch das reicht der Forschung keineswegs für eine empirische Analyse.
Konkret messbar wird der Effekt der Cannabinoide erst durch Technologie. Die Experten nahmen sich ein Elektroenzephalogramm (EEG) und einige willige Probanden heran, zeichneten auf, was im Gehirn nach Gabe von Cannabis vor sich geht und meinen nun, den Schlüssel zur Wirksamkeit gefunden zu haben. Im Fokus stehen die genannten Substanzen als effektiver Schwarm aus der Botanik und weiterhin die als sekundäre Inhaltsstoffe einzuordnenden Terpene. Deren wohltuende Wirkungen kennen wir beispielsweise auch von Pflanzen wie Minze oder Salbei.
Gehirnwellen und Cannabinoide
In Israel ist es vor Jahrzehnten gelungen, eine empirische Forschung über THC und Konsorten wissenschaftlich zu begründen und schon Ende der 1980er-Jahre wusste man im Heiligen Land gut Bescheid zum Entourage-Effekt von Cannabis. Das zu verstehen ist weniger für ein Berauschen zum Genuss entscheiden, sondern für therapeutische Einsätze, die heute auf immer effizientere, personalisierte Hanfprodukte setzen können. Israel zeigt analytisch, was alles möglich sein könnte, mit dem Cannabis als pflanzlichem Alleskönner für passgenaue Wirksamkeit.
Die Quantifizierung von Marihuana im Kopf per EEG berechnen heißt nicht nur Cannabinoide isoliert, wie im Verbund besser verstehen, sondern ganz nebenbei auch eine Menge über das Gehirn an sich lernen, das Wirkungen in puncto Potenz und Dauer individuell unterschiedlich reflektiert.
Also gab man den 28 Probanden Hanfprodukte zum Dabbing als Konsummethode mit dem Vaporizer, bei der hoch dosierte Kristalle oder auch Wachs erhitzt und bei passgenauer Temperatur inhaliert werden. Teilnehmer bekamen zum Vergleich einmal Vollspektrum Cannabis mit allem Inhalt und einmal pures THC, wobei mithilfe exquisiter Verfahren zum Extrahieren der Terpene wie Cannabinoide wirklich jeder Inhalt optimal im Endprodukt erhalten blieb. Dabs gelten als besonders rein und bieten bei entsprechender Qualität für viele überzeugte Konsumenten den bestmöglichen Effekt.
Für 8 Milligramm Cannabis, verteilt auf zwei Konsumeinheiten, musste sich jeder Proband zwischen den zwei Produktklassen entscheiden. Die Vollspektrum-Präparate enthielten 85 % THC, die Isolate hingegen zwei, drei Prozent weniger, sodass zumindest bei der Potenz das in etwa gleiche Volumen als Grundlage für die Studie dienen konnte. Direkt nach dem Inhalieren ging es an das EEG und dort zeigten sich beim Blick in das Gehirn Effekte, die für die Fachleute zwar nicht per se überraschend, aber in ihrer Deutlichkeit schon bemerkenswert ausfielen.
Vollspektrum Hanfprodukte wirken schneller und stärker
So das Fazit der Wissenschaftler aus Israel und die einzelnen Messungen könnten übrigens auch für hiesige Verbraucher beim Einsatz von CBD eine Rolle spielen. Zwar wirkt Cannabidiol nicht psychoaktiv, wird aber bereits seit einiger Zeit legal sowohl im Vollspektrum Hanf, Isolat oder als auch zu Breitspektrum Cannabis verarbeitet offeriert. Jede Variante betrifft das Vorhandensein von THC, das bis dato maximal 0,3 % Anteil haben darf im erlaubten Einzelhandel für CBD-Öl, Kosmetik und vielem mehr aus der Hanfpflanze.
Im Labor zeigte sich der Entourage Effekt durch ein schnelleres Anfluten vom THC beim Einnehmen von Vollspektrum Hanf sowie durch eine nahezu verdoppelte Wirksamkeit. Wer das im Hinterkopf behält, baut nach der Cannabis-Legalisierung vielleicht Marihuana-Sorten an, die ein ganz bestimmtes Profil an Inhalten aufweisen, ohne einfach immer nur allein auf den THC-Anteil zu achten. Patienten wissen meistens besser Bescheid als Freizeit-User, deren Erlebnis sich laut Studie genauso toll verfeinern lässt wie die exakte Adressierung der Cannabinoide und Terpene gegen bestimmte Beschwerden.
Im Schnitt hatten sich die Effekte von Cannabis nach 15 Minuten voll entfaltet. Dabei notierte man, dass das EEG für die User vom kompletten Cannabis gleich mal 20 % mehr Bewegung im Gehirn als bei der Gruppe, die lediglich THC einnahm. Welchen Anteil einzelne Inhalte hatten und wie es auf molekularer Ebene um das Wechselspiel in Cannabis bestellt sein mag, klärt die aktuelle Untersuchung zwar nicht, ist aber ein wichtiger Meilenstein hin zum Verständnis einer Kulturpflanze. Auch ohne Technik wusste wohl bereits der Medizinmann der Jäger und Sammler, dass mancherlei Cannabis eher Krämpfe oder Schlafstörungen lindert und andere Sorten eher gegen Schmerzen helfen. Viele Jahrtausende später erbringt Homo sapiens dazu nun auch die analytischen Beweise.