Die niederländische Regierung investiert insgesamt 1,9 Millionen Euro in eine Studie, in der Forscher das optimale Verhältnis von THC:CBD für die Behandlung neuropathischer Schmerzen herausfinden wollen.
Das Geld ist Teil eines Forschungsfonds für das gemeinsame Projekt des Centre for Human Drug Research (CHDR), ein niederländisches Institut für klinische Arzneimittelforschung und des Medizinischen Zentrums der Universität Leiden (LUMC). „Wir werden THC und CBD isolieren und sie in Tablettenform in unterschiedlichen Anteilen verabreichen. Dann werden wir uns den Einfluss von CBD auf die Wirkung von THC ansehen und untersuchen, welches THC: CBD-Verhältnis für die Behandlung neuropathischer Schmerzen am besten geeignet ist“, sagte der Neurologe Geert Jan Groeneveld von CHDR.
Als klinischer Pharmakologe extrahiert man die bewährten pharmakologischen Komponenten aus einer Pflanze und forscht mit ihr
Geert Jan Groeneveld
Parallelen zur Entwicklung von Medikamenten
Die Rohstoffe für die Produktion des Rohmaterials kommen von dem niederländischen Cannabis-Produzenten Bedrocan. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt gab, produziert Echo Pharmaceuticals die Tabletten mit unterschiedlichen Wirkstoffkonzentrationen, die in den Untersuchungen verwendet werden.
Man wolle die Forschung genauso wie die Entwicklung von Medikamenten angehen, so Groeneveld. „Als klinischer Pharmakologe extrahiert man die bewährten pharmakologischen Komponenten aus einer Pflanze und forscht mit ihr“.
Die Forscher werden die Pharmakodynamik und Pharmakokinetik von THC und CBD untersuchen und die Auswirkungen beider Substanzen auf Schmerz und Hirnfunktion sowie das Verhalten der Substanzen im menschlichen Körper analysieren.
Interaktion von CBD mit THC
THC und CBD sind die beiden am besten untersuchten aktiven Cannabinoide der Cannabispflanze. THC ist für seine schmerzlindernde Wirkung bekannt, aber es verursacht auch psychoaktive Nebenwirkungen. CBD könnte durch andere Mechanismen eine schmerzstillende Wirkung erzielen. Es wird jedoch auch vermutet, dass CBD die psychoaktive Wirkung von THC lindern kann.
Im ersten Teil der Studie erhalten gesunde Probanden Tabletten mit unterschiedlichen THC- und CBD-Konzentrationen, um zu zeigen, ob eine mögliche angstauslösende Wirkung von THC durch die gleichzeitige Einnahme von CBD reduziert werden kann. Groeneveld erklärte, die wissenschaftliche Literatur habe hierzu bislang widersprüchliche Ergebnisse geliefert.
„Um ehrlich zu sein, erwarte ich nicht viel von CBD allein als wirksame Behandlung neuropathischer Schmerzen. Aus pharmakologischer Sicht ist es wahrscheinlicher, dass THC den Schmerz beeinflusst“, so der Neurologe. Cannabidiol habe vielmehr das Potenzial für die Linderung von Entzündungen.
Erste Ergebnisse voraussichtlich 2021
Sobald die Ergebnisse der ersten Studie bekannt sind, wird sich eine zweite Studie mit den Auswirkungen auf die Schmerzen der Patienten befassen und die Frage beantworten, welches THC: CBD-Verhältnis die effektivste Linderung bietet. Die zweite Studie wird mit einer Gruppe von 200 Patienten mit verschiedenen neuropathischen Schmerzzuständen durchgeführt.
Nach Abschluss der ersten beiden Studienphasen erhalten die Teilnehmer einer Cross-over-Studie fünf Wochen lang ein Placebo und nach einer Pause eine fünfwöchige Behandlung mit verschiedenen Cannabinoid-Kombinationen. In jeder Phase der Behandlung werden die Schmerzen gemessen.
„Bei Patienten mit deutlicher Schmerzlinderung wollen wir weiter untersuchen, ob es eine Korrelation zwischen anderen Variablen wie Schlafstörungen, Angstzuständen oder peripheren Nervenschäden und dem Ansprechen auf die Behandlung mit THC gibt“, so Groeneveld abschließend.
Der erste Teil der Studie wird im Frühjahr 2021 beginnen und erste Ergebnisse erwartet das Institut im Sommer. Der zweite Teil der Studie mit den Schmerzpatienten beginnt voraussichtlich im Herbst 2021 und wird mindestens zwei Jahre dauern.