Gegner einer Cannabislegalisierung erzählen besonders gerne von unvermeidlichen Psychosen durch den Konsum und versuchen zu verallgemeinern, was durch seriöse Erforschung der Hanfpflanze vielfach als eher seltene Ausnahme nachgewiesen ist. Auch in Deutschland können sich mündige Erwachsene in puncto Gras leider nur als schwer kranke Patienten zu Risiken und Nebenwirkungen bei Arzt oder Apotheker erkundigen.
Ein seriöses, empirisch unterfüttertes Risikoprofil zu Haschisch und Marihuana gibt es offiziell nicht, dafür aber eine große Menge an Fake News und gezielte Panikmache. Eine neue, äußerst umfangreiche Studie aus Dänemark stellt nun klar, dass Psychosen in erster Linie bei Cannabis Abhängigkeit und bei chronischem Dauerkonsum von besonders viel THC im Weed möglich sind – worauf sollten User im Zweifelsfall achten?
Macht Cannabiskonsum süchtig?
Mehr als sechs Millionen dänische Krankenakten haben sich die Forscher aus Aarhus angesehen und dabei Informationen zum individuellen Hanfkonsum mit der Häufigkeit von psychischen Erkrankungen verglichen. Festgestellt wurde ein erhöhtes Risiko durch THC für die Ausbildung von Depressionen oder einer bipolaren Störung – wenn die Leute über längere Zeiträume jeden Tag äußerst starkes Cannabis konsumierten. Das ist nicht schön und ein Warnhinweis, aber keineswegs so bedrohlich wie es die üblichen Verdächtigen in Politik und Medien am liebsten verkaufen würden. Einen direkten Weg vom ersten Joint im Erwachsenenalter in die Psychiatrie gibt es genauso wenig wie generelle Faulheit durch Haschkekse oder Amokläufe wegen Weed im System.
Klare Infos sind wichtig, weil eben nicht jeder Konsument süchtig wird und deshalb auch nicht jeder Kiffer Angst vor Psychosen haben muss. Die frischen Daten aus Aarhus zeigen fast identisch wie die Forschung zum Cannabiskonsum von Jugendlichen, dass es in puncto Gefahrenpotenzial auf einzelne Details ankommt. Psychische Vorerkrankungen und Pubertät, genetische Veranlagung und auch Abhängigkeiten begünstigen riskante Nebenwirkungen durch Cannabinoide – gelegentliches Kiffen in Maßen oder eine umsichtige, therapeutische Einnahme der einzelnen Wirkstoffe bleiben in den wirklich allermeisten Fällen ohne negative Folgen.
Im Vergleich etwa mit Alkohol birgt Marihuana laut vieler Studien zwar grundsätzlich weniger Gefahren, doch Dosierung und Dauer spielen für beide Rauschmittel eine entscheidende Rolle. An einem Glas Rotwein geht die Leber nicht zugrunde und die Grastüte nach Feierabend wird niemanden verblöden.
Einigen Leuten reicht jedoch eine Flasche Bier oder eine Bong nicht aus und für die Ausbildung von Abhängigkeiten kann es verschiedene Gründe geben. Während freilich süchtige Trinker gerne auch die zehnte Therapie bezahlt bekommen und viel Mitleid erwarten dürfen, landen User von THC manchmal sogar im Knast. Werden dann durch absurd hohe Geldstrafen ruiniert und verlieren auf Basis von wissenschaftlich völlig überholten Daten gleich noch den Führerschein. Bei einer Cannabis-Abhängigkeit wartet bis dato zunächst keine fachlich versierte Hilfe durch Mediziner, sondern erst mal der Staatsanwalt. Ganz folgerichtig lassen sich viele Betroffene weder beraten noch behandeln, kiffen noch mehr und landen in einem Teufelskreis, den nur ein fairer Umgang mit dem Thema wirklich durchbrechen kann.
Problematischer THC Konsum und Drogenpolitik
Staatliche Verbote sind angesichts der steigenden User-Zahlen beim Weed nicht nur völlig sinnlos, sondern schaden der Volksgesundheit massiv, egal ob davon nun zu früh kiffende Jugendliche oder süchtige Erwachsene betroffen sind. Mittlerweile ist das so evident, dass sich auch die Bundesregierung endlich zu einer Art Legalisierung von Haschisch und Marihuana durchgerungen hat. Ständige Gängelei und Ächtung fördern problematischen Konsum zusätzlich, das zeigen immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen genauso klar wie der Blick ins soziokulturelle Geschichtsbuch. Zu früheren Zeiten ohne Sanktionen gegen die uralte Heilpflanze Cannabis lauerten Psychosen keineswegs an jeder Ecke, wie das angeblich christliche Volksparteien häufig behaupten.
Beim Hanf ging es neben der Verarbeitung von einem vielseitigen, nachwachsenden Rohstoff schlicht um die gesellschaftlich völlig normale Verwendung der Inhaltsstoffe zu rituellen und therapeutischen Zwecken. Anstatt die Vorteile einer bewährten Botanik noch umfangreicher zu nutzen, entschieden sich Politik, Klerus und die an natürlichen Alternativen wenig interessierte Pharmaindustrie 1961 zum Verbot. Hanf und Hanfkonsumenten mussten als Feindbild, Sündenbock, Ausrede dienen, wenn es eigentlich um Staatsversagen ging, egal ob nun beim Kampf gegen das organisierte Verbrechen oder bei immer mehr Drogentoten durch viel gefährlichere Substanzen wie Heroin.
Die Folgen solcher Hinterlist und Desinformation sind hochgefährliche Streckmittel wie Blei und Chemie Gras im Cannabis auf dem völlig unregulierten Schwarzmarkt, von gefährdeten Teenagern, überlasteten Behörden und den gigantischen Kosten für das Gesundheitssystem gar nicht zu reden.
Obwohl die nordischen Länder bei THC nicht prügeln wie Singapur oder Kiffer aufhängen wie Nordkorea, regiert zwischen Kopenhagen und Oslo die utopische Vorstellung von einer „drogenfreien Gesellschaft“. Immerhin betonen die dänischen Forscher gleich zu Beginn der neuen Studie über Psychosen und Cannabis, dass es ausschließlich um problematischen Konsum geht. Dieser könnte statistisch zulegen, wenn Kiffen legal ist, weil eben schlicht mehr Leute Gras probieren und möglicherweise abhängig werden. Ein Rauschmittel ohne umfassende Aufklärung zu erlauben, kann neue Risiken bringen, die sich wegen fehlender Vergleiche nicht abschätzen lassen. Ist die Studie also eher ein Plädoyer gegen legalen Hanfkonsum oder bringen die Daten sogar Vorteile im Kampf für die überfällige Freigabe?
Wie sich ein legales Genussmittel Cannabis regulieren lässt
In Dänemark kennt sich wohl ein Drittel der unter 25-jährigen mit Ganja rauchen gut aus und von denen werden Problemfälle bisher nicht mit dem gleichem Respekt behandelt wie abhängige Raucher und Trinker. Die Studie argumentiert daher keineswegs generell gegen eine Legalisierung, sondern sammelt Daten und legt eigenen Aussagen zufolge Empfehlungen für eine künftig klügere Drogenpolitik vor. Aufklärung und Prävention statt Hass und Hetze lautet die Botschaft – ob man das in Berlin ähnlich deutlich hören will wie die viel zitierte Vorbildfunktion der Nordländer beim Klimaschutz?
Beim Cannabis jedenfalls haben Deutschland und Dänemark bisher genauso brutal ihre Bürger verfolgt. Bis auf das Elysium Cristiania mitten in Kopenhagen bleibt Weed noch verboten und mentale Belastungen werden immer noch ganz bewusst verschärft, wenn jemand keine Lust auf Bier oder Zigaretten hat.
Draufschlagen und Einsperren, wie hierzulande von der CSU gefordert, ist keine Option und Wilder Westen auch nicht, so die Mediziner. Nach deren Ansicht braucht es im Umgang mit Gras primär mehr Prävention durch fachlich versierte Behörden. Kommt ein suchtkranker Kiffer in die Klinik, dann soll er oder sie das ohne Angst vor Repressionen tun können und im Bewusstsein, dass es sich beim Ganja weder um eine Sünde handelt noch um Crystal Meth.
Menschen mit einem ausgeprägten Risiko müssen endlich ausreichend und seriös beraten werden. Heutzutage geht das auch mit Blick auf potenzielle Abhängigkeiten, das zeigen Studien zur Genetik, Vererbung und bereits früh beobachteten Störungen. Veranlagungen erkennen, Heranwachsende besser schützen, Erwachsene aufklären – Psychosen durch Cannabis bleiben laut Studie statistisch auch nach einer Legalisierung selten, wenn über Gefahren durch chronisch-starken THC Konsum umfassend informiert wird, anstatt Hanfprodukte im Allgemeinen zu verteufeln.