Die Gefahren, die von regelmäßigem und übermäßigem Alkoholgenuss ausgehen, sind schon lange bekannt, werden in der Diskussion über die Freigabe von Cannabis aber selten fair gewichtet. Während die gesundheitlichen und sozialen Risiken zu vielen privaten Problemen sowie in der Gesellschaft führen, wird nicht gegen den Gebrauch mit Strafverfolgung gedroht, sondern auf Aufklärung gesetzt.
In der Diskussion über den Aufbau eines regulierten Cannabismarktes führen dessen Gegner ihre Meinungen jedoch mit anderen Mitteln in den Vordergrund. Anstatt auf die wichtige Vermittlung von Tatsachen zu setzen und an den Verstand der Nutzer zu appellieren, will man durch Verfolgungsstrategien und Unterbindung die Konsumenten vor sich selbst schützen. Cannabis kann schließlich zu Psychosen führen, wird stets wiederholt, während man dabei besonders oft die auf dem Schwarzmarkt aktuell recht gut versorgten Jugendlichen zum Autoritätsbeispiel macht. Dass diese nach einer Legalisierung aufgrund von Gesetzen besser geschützt wären, wird ausgeblendet. Genauso wie die Tatsache, dass einzig durch den Konsum von Marihuana ein solcher Ausbruch eher die Ausnahme ist. Gewonnene Erkenntnisse nach der Überprüfung von 233.000 europäischen Cannabiskonsumenten geben dafür erneut konkrete Hinweise.
Junge und vorbelastete Menschen
Die in der Zeitschrift Translational Psychiatry veröffentlichten Ergebnisse einer Kooperationsanalyse von Forschern aus Australien, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich sprechen davon, dass der Ausbruch von Psychosen ohne vorbestehende psychiatrische Störungen bei Cannabiskonsumenten nur selten stattfindet. Um zu dieser Aussage zu kommen, wurden die Daten einer Kohorte von 233.000 europäischen Marihuana-Konsumenten dahin gehend analysiert, inwieweit ein Auftreten von lebenslangen „Cannabis-assoziierten psychotischen Symptomen (CAPS)“ einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten. Die Autoren der Untersuchung kamen dabei auf ein Ergebnis, das hier von weniger als einem halben Prozent ausgehen lässt.
Zeitgleich fand man heraus, dass sich ein erhöhtes Risiko einzig bei den Personen feststellen ließ, die jüngeren Alters waren sowie bei Personen mit einer vorhergegangenen Diagnose auf bipolare, angstbedingte, depressive Störungen oder eine Psychose. Deswegen kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Ergebnisse im Einklang mit der Idee einer gemeinsamen (genetischen) Anfälligkeit stehen, welche das Risiko darstellt, das für alle psychiatrischen Störungen gilt. Sie schlussfolgerten daraus: „Die hier beobachteten CAPS-Raten sind vergleichbar mit den Raten anderer drogeninduzierter Psychosen, wie alkoholbedingter Psychosen (etwa 0,4 – 0,7 Prozent).“
Erkenntnisse untermauert
Die über die jüngste Analyse berichtende Cannabis-Plattform NORML.org fügt diesbezüglich an, dass nun erneut bereits bekannte Erkenntnisse untermauert werden können. Erst im Juli wurden die Ergebnisse einer Untersuchung an Medizinalhanfpatienten veröffentlicht, die auch von selten auftretenden Psychosen nach dem Konsum der natürlichen Arznei sprachen. Genauer hieß es, dass Patienten, die auf medizinischem Cannabis zurückgriffen, ein „geringes“ Risiko für psychiatrische Krankenhausaufenthalte aufgrund ihres Marihuanakonsums hätten.
In dieser Untersuchung wurden die Daten von 23.000 Probanden über einen durchschnittlichen Zeitraum von 240 Tagen überprüft. Nur 26 Personen wurden speziell wegen „psychischer oder verhaltensbezogener Störungen aufgrund des Konsums von Cannabis“ ins Krankenhaus eingeliefert. Erneut seien somit die von einigen Gegnern der Cannabisreform aufgestellten Behauptungen, dass Marihuanaexposition ein häufiger Auslöser für Psychosen und andere psychische Störungen wäre, widerlegt.
Ein triftiger Grund, warum Erwachsene auf einem regulierten Markt mit Qualitätsware und Beratung bedient werden sollten, während junge Menschen auf dem gleichen Weg insgesamt vor dem Konsum geschützt werden können, ist also auch diesbezüglich gegeben.