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Linalool ist ein in der Natur weitverbreitetes Terpen. Es findet sich in vielen Hanfsorten und ist auch in zahlreichen Gewürzkräutern vertreten. Linalool ist für den typischen Geruch von Lavendel verantwortlich. Eine bekannte Hanfsorte, die größere Mengen Linalool enthält, ist White Widow. Chemisch liegt dieses Terpen in Form von 2 verschiedenen Isomeren, genauer gesagt in Form von 2 Enantiomeren vor.
Ein Enantiomer ist eine spiegelverkehrte Variante von einem Molekül. Die beiden Enantiomere werden auch als S-Linalool und R-Linalool bezeichnet. Aufgrund seines angenehmen Aromas findet Linalool in der Industrie vorwiegend Anwendung als Duftstoff in Körperpflegeprodukten. Die Pflanzen selbst scheinen Linalool primär aufgrund seiner insektiziden Wirkung zu produzieren. Die insektizide Wirkung wurde in Untersuchungen bestätigt. Des Weiteren produzieren Pflanzen Linalool aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung.
Manche Pflanzen produzieren im Nektar größere Mengen Linalool, um dort Bakterienkolonien zu eliminieren, welche die Reifung der Samen beeinträchtigen könnten. Aktuell finden auch Studien statt, die untersuchen, inwiefern Linalool in der Geflügelzucht als alternatives antibakterielles Mittel geeignet sein könnte. Die aktuellen Forschungsergebnisse legen nahe, dass Linalool auch eine Reihe medizinischer Qualitäten aufweist.
Leberschützende Wirkung
Linalool hat offenbar eine Schutzfunktion auf die Leber, die vor allem vor toxischen Leberschäden schützt, und diese verringern kann. Zumindest aufgrund von Beobachtungen an Ratten konnte dieser Effekt bestätigt werden. Bei Ratten, denen Linalool in ungiftiger Dosis verabreicht wurde, konnte aufgrund mehrerer Biomarker eindeutig festgestellt werden, dass Linalool genau jene Prozesse in der Leber eindämmt, die für das Entstehen von Leberschäden verantwortlich sind. Insbesondere wurde dieser hepatoprotektive Effekt aufgrund der Leberbiomarker AST, ALT und ALP gemessen. Bei diesen 3 Werten handelt es sich um sogenannte Transaminasen. Das sind bestimmte Stoffwechselprodukte, die in erhöhtem Maße ausgeschüttet werden, wenn in der Leber ein Absterben von Zellen stattfindet.
Auch die antioxidativen Parameter sowie der Faktor der Lipidoxidation wurden gemessen, da diese auch im Kontext der Lebergesundheit stehen. Es zeigte sich, dass durch die Verabreichung von Linalool all diese Parameter signifikant gesunken waren, was eindeutig für eine hepatoprotektive Wirkung spricht. Dieser Mechanismus könnte zukünftig auch in der Humanmedizin an Bedeutung gewinnen, wenn es darum geht, toxische Leberschäden, wie sie zum Beispiel durch Alkohol oder auch zahlreiche andere Gifte verursacht werden, einzudämmen. Auch Leberschäden, die durch Hepatitis verursacht werden, könnten mittels Linalool reduziert werden.
Potenzial gegen Alzheimer
Ebenfalls durch eine Beobachtung an Mäusen konnte festgestellt werden, dass Linalool jene Prozesse im Gehirn eindämmen kann, die für Alzheimer verantwortlich sind. Zwar ist es schwierig, von dem Gehirn einer Maus auf einen Menschen zu schließen, doch im Fall von Alzheimer sind die histologischen Parameter, die zum Fortschreiten dieser Krankheit führen, identisch. Ein kolumbianisches Forscherteam konnte 2016 nachweisen, dass durch eine orale Verabreichung von Linalool über einen Zeitraum von 3 Monaten genau jene Biomarker signifikant sinken, die bei Alzheimer erhöht sind. Alzheimer entsteht dadurch, dass sich ein bestimmtes Protein zwischen den Gehirnzellen ablagert.
Dieses führt zu entzündlichen Prozessen, die in Form von bestimmten Parametern im Blut nachgewiesen werden können. Genau diese Entzündungsparameter, sowie die ursächlichen Proteinablagerungen, scheinen durch die dreimonatige Gabe von Linalool umgekehrt zu werden. Alzheimer ist eine häufige und schwere Erkrankung in Industrieländern, die bislang nur bedingt behandelbar ist. Genau hier könnten Wirkstoffe aus dem Hanf einen entscheidenden Beitrag für neue Behandlungsoptionen leisten. Neben Linalool enthält Hanf auch noch weitere Wirkstoffe, die ebenfalls nachweislich den Prozess von Alzheimer stoppen, sowie eine neuroprotektive Wirkung aufweisen. Diese Tatsache lässt auch das alte Stigma, dass Hanf das Gehirn schädigen und verdummen würde, aus einem vollkommen neuen Blickwinkel betrachten.
Angstlösende Wirkung
Linalool hat eine deutliche angstlösende und entspannende Wirkung. Deswegen ist Linalool auch ein wichtiger Bestandteil der Aromatherapie. Ferner reduziert die Inhalation von Linalool auch Aggressionen. Man geht davon aus, dass ein Teil der sedierenden Wirkung von manchen Hanfsorten unter anderem auf eine synergetische Wirkung mit dem enthaltenen Linalool zurückzuführen ist.
Hanfsorten, die einen erhöhten Gehalt an Linalool aufweisen, können für Patienten mit Schlafstörungen eine interessante Alternative darstellen, die anstelle von den ansonsten häufig verwendeten Benzodiazepinen, keine Gefahr für eine körperliche Abhängigkeit bergen.