Cannabidiol – kurz CBD – ist vielseitig einsetzbar. Das nicht berauschend wirkende Cannabinoid findet daher in die unterschiedlichsten Produkte seinen Weg. In Massageölen, Cremes hin zu Tierfutter kann CBD gefunden werden, wo es seine vielen positiven Eigenschaften entfaltet. CBD wird eine entspannende Wirkung nachgesagt und es wirkt bewiesenermaßen entzündungshemmend und weist antimikrobielle Eigenschaften auf.
Auch bei schweren Krankheiten, wie der starken myoklonischen Epilepsie namens Dravet-Syndrom, die besonders bei kleinen Kindern äußerst schwere Folgen hinterlässt, kann CBD hilfreich eingesetzt werden. Nun haben thailändische Forscher einen weiteren Aspekt von Cannabidiol entdeckt, der für die Nahrungsmittelindustrie beziehungsweise die Landwirtschaft von großem Interesse sein dürfte. Mittels einer speziellen Lösung, die unter anderem das Cannabinoid enthält, lassen sich offensichtlich Früchte wesentlich länger haltbar machen als ohne den Einsatz von CBD.
Erdbeeren als Testobjekt
Die Forscher der in Bangkok angesiedelten Thammasat Universität und des ebenfalls in Bangkok ansässigen Chulabhorn Research Institutes haben frische Erdbeeren mit einer essbaren, transparenten Beschichtung versehen, die neben biologisch abbaubaren Polymeren auch CBD enthält. Man kombinierte das Cannabinoid mit den Polymeren und versetzte diese mit Wasser und dem Lebensmittelzusatzstoff Natriumalginat. Auf diese Art entwickelten sie Partikel, die eine Breite von 400 Nanometern besaßen. In diese hergestellte Lösung wurden die frischen Erdbeeren dann getaucht und anschließend in einem zweiten Bad mit Ascorbinsäure und Calciumchlorid in Kontakt gebracht.
So entstand aus der aufgetragenen CBD-Lösung eine Form von Gel, das die Früchte dann mit einer Form von Schutzschicht umschlossen hat. Um die Wirkung dieser thailändischen Eigenentwicklung zu überprüfen, wurden die behandelten Erdbeeren neben unbehandelten Beeren in offenen Plastikbehältnissen bei Kühlschranktemperatur gelagert und ihr Alterungsprozess beobachtet. Dabei konnte festgestellt werden, dass die mit der CBD-Lösung behandelten Früchte 15 Tage länger ihre Frische und Farbe behielten als die Erdbeeren, die keine Schutzschicht mit dem Cannabinoid-Polymer-Gemisch besaßen.
Interessante Entdeckung auch für weitere Nahrungsmittel
Auch wenn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) derzeit noch weiterhin überprüft, ob CBD als „neuartiges Lebensmittel“ eingestuft werden kann, sind die Erkenntnisse aus Thailand für die Lebensmittelindustrie und alle Verbraucher sicherlich höchst interessant. Könnte man das beschriebene Verfahren auch bei anderen Früchten oder anderen leicht verderblichen Nahrungsmitteln anwenden, ließe sich schließlich die Menge an Lebensmittelabfällen ohne großen Aufwand stark reduzieren. Ebenfalls dürfte eine längere Haltbarkeit von Früchten wohl positive Auswirkungen für den Transport, die Lagerung und den Handel mit sich bringen. Während die Europäische Kommission die Meinung vertritt, dass CBD als Nahrungsmittel eingesetzt werden könnte, sieht die EFSA noch weiteren Klärungsbedarf diesbezüglich.
Es würden bislang nicht genügend Daten vorliegen, um das entwickelte Präparat zuzulassen. Die Leiterin des Referats Ernährung und Lebensmittelinnovation der EFSA, Ana Afonso, spricht davon, dass es jedoch nicht ungewöhnlich wäre, wenn man die Abschlussbewertungen neuartiger Lebensmittel pausiere, solange die benötigten Informationen fehlten. Man pflege aber eine Zusammenarbeit mit den jeweiligen Antragsstellern, um die bestehenden Datenlücken letztlich schließen und Unsicherheiten ausräumen zu können. Dies läge auch in der Verantwortung der Antragssteller, die bei einer positiven Bewertung ihres CBD-Produktes mit Sicherheit einen sinnvollen Beitrag bezüglich der allgemeinen Ernährung auf unserem Planeten liefern würden. Wer hier hätte denn keinen Appetit auf gesunde und länger haltbare CBD-Erdbeeren?