Cannabis und Hanfsamen werden schon seit Urzeiten in der Menschheitsgeschichte als Lebensmittel genutzt. In China wurden beispielsweise in einem 1.320 Jahre alten Grab Beweise dazu gefunden, dass Samen der Hanfpflanze der Ernährung dienten. Mittlerweile weiß man auch darüber Bescheid, dass Hanfsamen einer der besten pflanzlichen Proteinlieferanten sind und einen Eiweißanteil von 30 Prozent besitzen sowie alle 20 Aminosäuren enthalten.
Da auch der Anbau von Hanf im Freien gut funktioniert und viele Vorteile mit sich bringt, ist es wenig verwunderlich, dass mit sinkender Dämonisierung auch die Lebensmittelbranche die Pflanze wiederentdeckt. An der Universität Hohenheim forscht derzeit das Institut für Kulturpflanzenwissenschaften zusammen mit einem Unternehmen daran, einen Fleischersatz aus Hanfsamen herzustellen, aus dem schmackhafte Schnitzel zubereitet werden können.
Auf den Samen kommt es an
19 verschiedene Hanfsorten gedeihen laut SWR-Bericht auf dem Versuchsgelände der Universität Hohenheim. Das jüngste Vorstandsmitglied der European Industrial Hemp Association (EIHA), Florian Pichlmaier, hat mit seinem Start-up Signature Products das Projekt in Zusammenarbeit mit der Professorin Simone Graeff-Hönninger gestartet. Zuvor förderte das Land Baden-Württemberg die Suche nach dem gesunden Fleischersatz mit einer Million Euro.
Finden möchte man die passende Varietät, die möglichst viele und große Samen produziert, da aus diesen ein Hanfsamen-Proteinpulver hergestellt werden soll. Je größer der Samen, desto höher wäre der Proteingehalt. Zur Herstellung des Fleischersatzes würde das Pulver mit Wasser und natürlichen Zusätzen vermischt. Hier forscht man ebenfalls daran, die passende Rezeptur zu entwickeln, wobei ein veganer Sternekoch bereits ein Geheimrezept hervorgebracht habe.
Gut für Mensch und Natur
Nicht nur das günstige Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren und die weiteren gesundheitlichen Aspekte ließen Florian Pichlmaier das Projekt starten. Ebenfalls hat sich der ökologische Faktor in den Vordergrund gesetzt. Mit dem Fleischersatz aus Hanfsamen könne man auch einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten, ist eine seiner Überzeugungen. Auch die Professorin Simone Graeff-Hönninger sieht viele Vorteile im Hanfanbau.
Die Pflanze wachse wie Unkraut und benötige nur eine äußerst geringe Menge an Düngemitteln. Zusätzlich leiste der Hanf einen extrem hohen Beitrag zum Klimaschutz, da das lange und dichte Wurzelwerk CO₂ speichere. Von dem Schnitzel aus Hanfsamen ist die Agrarwissenschaftlerin ebenfalls schon überzeugt. Selbst wenn es aus den Samen eines Hanfgewächses produziert worden wäre, so schmecke es einfach nach Schnitzel.
Ende des Jahres soll das Hanfsamen-Schnitzel auf den Markt kommen. Ein großer Hersteller von Fleischersatzprodukten übernimmt dann den Vertrieb.