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CBD ist eines der bekanntesten Cannabinoide im Hanf, mit einem sehr breiten medizinischen Anwendungsgebiet. Von CBD wurden mehrere halbsynthetische Derivate abgeleitet, die ähnliche oder teilweise noch stärkere und spezifischere medizinische Eigenschaften aufweisen als das Original. Eines dieser halbsynthetischen Derivate ist H2CBD.
Ähnlich wie bei H4CBD handelt es sich hierbei um eine hydrierte Form von CBD. Das bedeutet, es wurden zusätzliche Wasserstoffatome angefügt. Diese kleine Modifikation hat oftmals einen erheblichen Einfluss auf das pharmakologische Profil dieser Substanz. Die exakte chemische Bezeichnung von H2CBD lautet 8,9-Dihydrocannabidiol. Das bedeutet, die beiden Wasserstoffatome wurden an 8. und 9. Position angefügt. H2CBD wurde erstmals 1940 von der Todd Gruppe synthetisiert, einem US-amerikanischen Forscherteam, das sich bereits damals intensiv mit Cannabinoiden beschäftigte.
Das Cannabinoid geriet zunächst wieder in Vergessenheit. Erst in den vergangenen Jahren begann sich die Forschung wieder vermehrt damit zu beschäftigen und entdeckte dabei einige interessante medizinische Anwendungszwecke. H2CBD kann auch vollsynthetisch hergestellt werden, ohne zuvor CBD aus Hanf extrahieren zu müssen. In vielen Ländern der Welt ist selbst heute sogar CBD noch illegal. In dieser Situation könnte H2CBD eine interessante Alternative darstellen. Neben ähnlichen medizinischen Wirkungen, die man bereits von CBD kennt, stechen bei H2CBD einige Effekte besonders hervor.
Antibakterielles Potenzial
Im Jahr 2023 untersuchte ein chinesisches Forscherteam das antibiotische Potenzial von H2CBD und verglich dieses in seiner Effektivität mit gängigen Antibiotika. Zu diesem Zweck wurden Kulturen der Bakterienstämme Escherichia coli und Staphylococcus aureus erstellt. Beide sind als pathogene Keime beim Menschen bekannt, die oftmals einen Einsatz von Antibiotika nötig machen. Diese Bakterienkulturen wurden nun mit H2CBD versetzt und als Vergleich dazu mit den vier gängigen Antibiotika Tetracyclin, Gentamicin, Ofloxacin und Chloramphenicol in Relation gesetzt.
Gemessen wurde die Effektivität der antibakteriellen Wirkung mittels der minimalen Hemmkonzentration und der minimalen bakteriziden Konzentration. Die minimale Hemmkonzentration bezeichnet jene Konzentration, ab der die Vermehrung der entsprechenden Bakterien gestoppt wird. Die minimale bakterizide Konzentration ist jene Dosis, bei der mehr als 99,9 % der Erreger abgetötet werden. Bei dem Versuch zeigte sich, dass in beiden Messgrößen H2CBD entweder gleichwertig mit den getesteten Antibiotika war, oder diese in ihrer Wirksamkeit sogar übertraf. Es wurde auch festgestellt, dass bei H2CBD kein erhöhtes Risiko einer Resistenzbildung im Vergleich zu gängigen Antibiotika auftritt.
Diese Tatsache macht H2CBD zu einem leicht verfügbaren und unter Umständen hocheffektiven Ersatz für gängige Antibiotika, bei denen immer häufiger das Problem der Resistenzbildung auftritt. Zu beachten ist jedoch, dass es sich hierbei um einen In-vitro-Versuch handelt. Es sind noch klinische Studien am Menschen erforderlich, um Dosierung und Effektivität exakt beziffern zu können.
Wirksam gegen Epilepsie
Durch Beobachtungen an Ratten ist bekannt, dass H2CBD sehr wirksam ist zur Linderung epileptischer Anfälle. Die Effektivität, mit der Anfälle gestoppt werden können, ist ähnlich hoch wie jene von CBD, jedoch zeigte sich, dass bei H2CBD eine geringere Dosis für den gleichen Effekt ausreichend war. Es konnte auch beobachtet werden, dass H2CBD nicht nur akute Anfälle hemmt, sondern auch einen deutlichen präventiven Effekt gegenüber erneuten Anfällen aufweist.
Der Mechanismus, über welchen Cannabinoide epileptische Anfälle lindern können, ist bis jetzt nicht vollständig verstanden. Vermutet wird, dass der CB1-Rezeptor hier eine Hauptrolle spielt. Dies kann daraus geschlussfolgert werden, dass Cannabinoide, mit einer antagonistischen Wirkung am CB1-Rezeptor, wiederum die Krampfschwelle senken und somit Anfälle unwahrscheinlicher machen können.
Antioxidative Wirkung
H2CBD weist eine starke antioxidative Aktivität auf, die etwas höher als jene von normalem CBD ist. Forscher gehen davon aus, dass H2CBD durch die Hydrierung eine verstärkte inaktivierende Wirkung auf freie Sauerstoffradikale aufweist. Durch Untersuchungen an Zellkulturen wurde festgestellt, dass die antioxidative Wirkung primär in Hautzellen besonders stark ausgeprägt ist. Gleichzeitig zeigte H2CBD in Vergleich zu normalem CBD in Zellkulturen eine niedrigere Toxizität auf Hautfibroblasten.
Dabei handelt es sich um einen bestimmten Zelltyp, der für den Aufbau neuer Hautzellen zuständig ist. Durch diese geringere Toxizität kann H2CBD unter Umständen deutlich höher dosiert und antioxidative und entzündungshemmende Effekte maximal ausgeschöpft werden. Infolge dieser Tatsache könnte H2CBD zukünftig ein interessantes Cannabinoid für die Kosmetikindustrie, sowie für die Behandlung einiger Hauterkrankungen werden.