Sicherheit auf dem Schwarzmarkt gibt es bei illegal gehandeltem Cannabis nicht. Deswegen wissen die Befürworter einer Legalisierung auch dieses Argument zu nutzen, um die Vorteile eines kontrolliert hergestellten und auf Qualität geprüften Produktes in den Vordergrund zu rücken. Personen, die Cannabis konsumieren wollen, möchten sich schließlich nicht schaden, sondern eine gute Zeit mit dem Genussmittel haben und dabei dem eigenen Körper möglichst nichts Schlechtes antun.
Muss man aus gesundheitlichen Gründen auf Medizinalhanf zugreifen, ist es noch wichtiger, dass stets nur die beste Ware in die Hände des Patienten gelangt, die frei von jeglicher Kontamination ist. Wie schlecht es um Cannabis vom Schwarzmarkt steht, zeigte erst kürzlich eine Untersuchung kanadischer Sorten, die im Vergleich zum legal gehandelten Marihuana aus dem damit liberal agierenden Land wesentlich stärker mit Pestiziden belastet waren, als das professionell produzierte Gras aus den lizenzierten Geschäften.
Ebenfalls ist es stets eine Gefahr, wenn nach der Ernte nicht fachgerecht gearbeitet und feuchtes Pflanzenmaterial aufgrund der falschen Lagerung von Pilzen wie Aspergillus befallen wird. Dies kann unter Umständen lebensbedrohliche Folgen bei schweren Vorerkrankungen der Nutzer haben. Eine neue Studie enthüllt nun erneut, dass Gesundheitsrisiken durch Pilze in Cannabisprodukten keine Legende sind, sondern Cannabis und Hanf spezielle Kulturpflanzen sind, die leider anfällig für verschiedene Pilzerreger sein können. Diese Pilze können Mykotoxine produzieren, also giftige Verbindungen, die die menschliche Gesundheit in jedem Fall negativ beeinflussen können.
Schimmel ist ein ernstes Gesundheitsrisiko
Besonders wenn Cannabis zu medizinischen Zwecken verwendet wird, kann der Einsatz bei einigen Konsumenten aufgrund des möglichen Vorhandenseins von Schimmelpilzen, die die Pflanzen im Vorfeld infizierten, ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen. Ein Team von Forschern der University of Tennessee Institute of Agriculture, der Arizona State University und der Simon Fraser University in Kanada haben dieses Ergebnis ihrer Untersuchungen in der Fachzeitschrift Frontiers in Microbiology veröffentlicht. Sie analysierten Daten, frühere Studien und geltende Vorschriften für die Cannabis- und Hanfindustrie in den USA und anderen Ländern betreffend Schimmelpilzen und Mykotoxinen. Heraus kam dabei, dass Cannabis und Hanf als wieder neu entdeckte Kulturpflanzen zu betrachten wären, die jedoch anfällig für verschiedene Pilzpathogene sind.
Angesichts dessen sei es auch möglich, dass Mykotoxine entstehen, die der menschlichen Gesundheit schaden können. Die Wissenschaftler behaupten dazu, dass diese unerwünschte Stoffe in der Cannabis- und Hanfforschung weitgehend übersehen wurden, da man sich bislang mehr auf die eigentliche Substanz und die medizinische Verwendung der Pflanze konzentriert hätte. Auf interestingengineering.com wird darüber berichtet, dass man nach der Untersuchung zu der Meinung gekommen wäre, es gäbe in der aufstrebenden Cannabis- und Hanfindustrie keine wirklichen Standardmethoden zur Bewertung von Risiken, wie sie bei Lebensmitteln und Arzneimitteln eigentlich üblich seien. Dazu käme, dass die unterschiedlichen Anwendungen von Cannabis und Hanfblüten, wie Rauchen, Verdampfen, Verzehr oder die topische Anwendung, es schwierig machen würden, die Gesundheitsrisiken dieser Schadstoffe zu bewerten und zu kontrollieren.
Verschiedene Pilzarten als Krankheitserreger
Untersucht wurde während der Forschungsarbeit die erhältliche Literatur über Aspergillus, Penicillium (auch Pinselschimmel genannt), Fusarium, Mukor und andere Pilze, die Cannabis- und Hanfpflanzen infizieren und Mykotoxine produzieren können. Ferner wurden die Herausforderungen und Methoden zur Bewertung und Prüfung dieser Krankheitserreger erörtert, wie kulturbezogene Essays, immunologische Technologien und andere Techniken. Außerdem wurde der Umgang mit diesen Toxinen vor und nach der Ernte auf den Pflanzen untersucht.
Dabei stellten die Forscher fest, dass eine der größten Hürden der Cannabis- und Hanfindustrie darin bestehe, die Diskrepanz zwischen produktionsbezogenen und menschlichen Sicherheitsfragen zu beheben. Sie wiesen auch darauf hin, dass der Genusskonsum von Cannabis in vielen Gebieten an der Tagesordnung sei und die meisten Fallstudien, die einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Pilzinfektionen herstellten, in der Regel meist immungeschwächte Patienten betrafen. Daher schlagen sie die Entwicklung eines zweistufigen Systems vor, das zwischen Produkten für den medizinischen und den Freizeitgebrauch unterscheidet. So könne eine mögliche Lösung zur Verringerung der Schäden gefunden werden, die Medizinalhanfkonsumenten aufgrund toxinbildender Pilze möglicherweise sonst erleiden.
Wieder mehr Forschung wichtig
Wie es auch in vielen anderen Untersuchungen bezüglich Cannabis von der Wissenschaft gefordert wird, ist es bei diesem Thema aus Sicht der beteiligten Forscher ebenfalls wichtig, dass weitere Untersuchungen bezüglich der Pilzkontamination durchgeführt werden. Auch wünschten sie eine Überprüfung von möglichen Änderungen betreffend der aktuellen Vorschriften zum Schutze der Verbraucher von Cannabis- und Hanfprodukten. Ihre Studie sei für das Verständnis der Beziehungen zwischen diesen wiederentdeckten Kulturpflanzen und den möglicherweise vorhandenen Krankheitserregern von wesentlicher Bedeutung, fügten sie an. Man hoffe aufseiten der Wissenschaftler, mit dieser Untersuchung weitere Forschung anzuregen, die sich insbesondere auf das Vorhandensein von Mykotoxinen in den entsprechenden Produkten konzentriert.
Eine verbesserte Datenlage und der Zugang der Öffentlichkeit zu diesen Daten würde es ermöglichen, die gegebenen Risiken zu bewerten und sicherere Produkte für Verbraucher garantieren zu können. Geleitet wurde die Studie von einer gewissen Kimberly Gwinn, einer Professorin für Entomologie und Pflanzenpathologie der University of Tennessee Institute of Agriculture. Ihrer Meinung nach stünde man aktuell noch am Anfang des Verständnisses der Beziehungen von Cannabis und Hanf zu den jeweiligen Krankheitserregern.
Obwohl Pilze und Mykotoxine oft und gut untersuchte Kontaminanten bei vielen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wären, seien sie bei Cannabis und Hanf derzeit und im Allgemeinen nicht ausreichend untersucht, so Gwinn. Der Ort, an dem die Pflanzen angebaut werden – ob drinnen oder draußen – und auf welchem Medium, auf dem sie wachsen – ob auf Erde oder ohne Erde – würde eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Art der Kontaminierung und der damit verbundenen Gesundheitsrisiken spielen.
Laut den von den Forschern untersuchten Studien können einige Pilze zu Infektionen des Lungen- und Hautgewebes führen, wobei Infektionen bei gerauchtem Cannabis häufiger auftreten würden als nach dem Verspeisen von Cannabis in Nahrungsmitteln.