Die Wiederentdeckung von Hanf als Nutzpflanze ist in vollem Gange. Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr Felder erfolgreich von Landwirten mit dem äußert nützlichen und vielseitig einsetzbaren Gewächs bestellt werden, wächst insgesamt das Interesse an einer besseren Nutzung sowie optimierten Ernteoptionen. Forschungsprojekte sind in den verschiedensten Gefilden im Gange, um den Umgang mit Hanf zu optimieren und die Handhabung während der Ernte zu vereinfachen.
So auch aktuell in Straubing geschehen, wo das Technologie- und Förderzentrums (TFZ) im Rahmen eines Forschungsprojekts mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), dem TUM Campus Straubing Organisch-Analytische Chemie sowie der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen die vielfältigen Eigenschaften der Nutzpflanze in Praxisversuchen untersuchten. Gefördert wurde das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, und die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Begeisterung über Vielseitigkeit
Was vielen Hanffreunden schon lange bekannt ist, konnte von den Forschenden des TFZ nach stattfindenden Untersuchungen bestätigt werden. Nahezu alles, was über dem Boden wächst, kann für verschiedene Zwecke sinnvoll genutzt werden, was Hanf zu einer äußerst attraktiven Pflanze in der Landwirtschaft macht. Susanne Scholcz – eine wissenschaftliche Mitarbeiterin des TFZ – bestätigt, dass die komplette Pflanze verwertet werden kann. Die Fasern können für die Herstellung von Tauen genutzt werden, zu Dämmmaterial verarbeitet werden oder bei hoher Qualität auch die Textilindustrie bereichern.
Gesundes Hanföl, das einen hohen sowie essenziellen Omega-3-Fettsäuregehalt besitzt, kann dagegen aus den Samen der Pflanze gewonnen werden. Proteinreiches Hanfmehl wird aus dem Presskuchen gewonnen und auch als Tierfutter können die Hanfnüsse eingesetzt werden. Dazu können die Knospen von Hanf in den Bereichen Medizin, Lebensmittel und Kosmetik eine nützliche Anwendung finden.
Dies erklärt dann vielleicht auch den stetig wachsenden Raum, der von Landwirten für den Anbau von Hanf freigegeben wird, da es auch schon in anderen Untersuchungen festgehalten werden konnte, dass sich die Pflanze besonders gut als Zwischenfrucht auf den Feldern anbietet. Auf circa 7.000 Hektar sollen im vergangenen Jahr bereits Hanfpflanzen in Deutschland angebaut worden sein.
Herausforderungen bei Anbau und Ernte
Wichtige Erkenntnisse, die in dem Forschungsprojekt herausgefunden wurden, betreffen den Anbau und die Ernte von Nutzhanf. Auch wenn die Wissenschaftler nun bestätigen können, dass sich die als anspruchslos eingestufte Pflanze besonders gut für die in Bayern herrschenden klimatischen Bedingungen eignet, gibt es einige Dinge zu beachten, will man den Anbau optimieren. Die Wahl des optimalen Saatzeitpunktes stelle einen wichtigen Faktor dar; eine mechanische Bekämpfung von Unkraut einen anderen, wenn weniger dicht beieinander stehende Bestände gepflanzt worden sind. Bei allem, was die Düngung betrifft, wurde festgestellt, dass bei allen Nutzungsrichtungen ein Stickstoffgehalt von 160 Kilogramm pro Hektar empfehlenswert sei.
Würde jedoch aufgrund der Standortbedingungen oder bei schlechter Bestandsetablierung eher eine geringere Ernte zu erwarten sein, empfiehlt das TFZ die Reduzierung der Stickstoffversorgung auf 120 Kilogramm pro Hektar. Die Faserqualität und alle qualitätsbestimmenden Korneigenschaften – wie der Rohfettgehalt oder der THC-Gehalt – würden durch die unterschiedliche Stickstoffversorgung nicht beeinflusst, heißt es auf Webseite des Informationsdienstes Wissenschaft idw-online.de. Einzig der Anteil betreffend größerer Hanfsamen würde durch die Versorgung mit Stickstoff ansteigen. Insgesamt würden alle Erwartungen an den Ertrag insbesondere durch den Zeitpunkt der Aussaat (die nicht zu früh stattfinden sollte), eine zu geringe Wasserversorgung oder durch zu niedrige Temperaturen des Bodens geschmälert werden können.
Bei der Ernte der Hanfpflanzen müsse dagegen im Vordergrund stehen, dass Spezialmaschinen mit äußerst scharfen Schneidewerkzeugen zum Einsatz kämen, damit sich die widerstandsfähigen Fasern aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht ständig darin verfangen könnten. „Gerade die Ernte ist nach wie vor eine Herausforderung“, so Susanne Scholcz. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts seitens des TFZ im Bericht Nr. 78 „Verwertung und Anbauoptimierung von Hanf als Nachwachsender Rohstoff“.
Dank derartiger Untersuchungen dürfte das Interesse am Nutzhanf in der Landwirtschaft noch weiter stetig steigen und sich der fachgerechte Anbau zeitgleich auch immer einfacher gestalten. Bei diesen positiven Aussichten darf man sich als Freund der Hanfpflanze daher wohl auch auf immer mehr „blühende Landschaften“ freuen.