Alkohol ist eine der schädlichsten Drogen überhaupt. Jeder kennt die Auswirkungen von übermäßigem Alkoholkonsum am Tag danach. Ein beträchtlicher Anteil der regelmäßigen Konsumenten konsumiert Alkohol in einem gesundheitlich bedenklichen Ausmaß oder entwickelt eine Sucht. Der Übergang in eine schwere Abhängigkeit ist oft schleichend, da Alkohol vielfach gar nicht als Droge gesehen und als Teil unserer Kultur akzeptiert wird.
In Deutschland gibt es jährlich im Schnitt 70.000 Tote, durch den Konsum von Alkohol. Sich von einer Alkoholsucht zu entwöhnen, kann ein steiniger Weg sein. Die schulmedizinischen Optionen sind begrenzt und in den vergangenen Jahren gab es kaum Fortschritte in neuen medikamentösen Behandlungsansätzen. Neue Forschungsergebnisse legen nun nahe, dass der CB2-Rezeptor indirekt eine Rolle bei der Entstehung einer Alkoholsucht spielen könnte. Demzufolge könnten CB2-Cannabinoide zur Behandlung einer Alkoholabhängigkeit hilfreich sein.
Alkohol verändert CB2-Rezeptor
Es gibt einige Einflussbereiche des CB2-Rezeptors, die bis heute nicht vollständig verstanden sind. In der Regel bringt man den CB2-Rezeptor mit Funktionen außerhalb des Gehirns in Verbindung. Insbesondere auf Immunzellen, aber auch anderen Körpergeweben sind CB2-Rezeptoren vorhanden, um dort Entzündungen und ähnliche Prozesse zu steuern. In geringer Anzahl sind jedoch CB2-Rezeptoren auch im Gehirn vorhanden. Genau dort scheinen diese durch den exzessiven Gebrauch von Alkohol verändert zu werden. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Studien, die postmortal bei Alkoholkranken durchgeführt wurden.
In diesen Untersuchungen wurde in den Gehirnen eine bestimmte Veränderung an den CB2-Rezeptoren festgestellt, die sehr wahrscheinlich auf den Alkoholkonsum zurückzuführen war, da sie bei allen betroffenen Personen ein charakteristisches Merkmal aufwiesen. Die Veränderungen fanden sich in Teilen des Gehirns, die für das Belohnungssystem zuständig sind. Das Belohnungssystem ist ein entscheidender Faktor, bei der Entwicklung einer Abhängigkeit. Der gleiche Effekt wurde auch bei Mäusen beobachtet. Mäuse, die über einen längeren Zeitraum Alkohol erhalten hatten, zeigten die gleichen Veränderungen am CB2-Rezeptor im Belohnungssystem.
CB2-Rezeptor an Toleranzbildung beteiligt
Jede Suchterkrankung beginnt zunächst mit einem Anstieg der Toleranz. Dadurch muss eine höhere Dosis konsumiert werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Auf diese Weise rutscht der Betroffene immer tiefer in eine Sucht hinein. Aktuelle Beobachtungen legen nahe, dass der CB2-Rezeptor an der Ausbildung einer Toleranz gegenüber Alkohol beteiligt ist. Genau diesen Effekt kann man offenbar abschwächen, wenn man einen CB2-Agonisten verabreicht. Die genauen molekularbiologischen Prozesse dieses Teils des Endocannabinoidsystems sind bis jetzt nicht vollständig verstanden. Fest steht jedoch, dass dieser Effekt in voneinander unabhängigen Studien bestätigt werden konnte.
In einer 2023 veröffentlichten polnischen Studie, konnte durch Beobachtungen an Ratten gezeigt werden, dass diese bei der regelmäßigen Verabreichung von Alkohol keine, oder nur eine sehr geringe Toleranz aufbauen, wenn parallel dazu CBD verabreicht wird. Die Ausbildung einer Toleranz kann durch eine PCR-Blutuntersuchung anhand verschiedener Proteine festgestellt werden. Ebenfalls 2023, kam eine US-Studie zu einem vergleichbaren Ergebnis.
Dort konnte durch Beobachtungen an Mäusen festgestellt werden, dass die Gabe von einem Cannabinoid, welches eine agonistische Wirkung am CB2-Rezeptor hat, die Toleranzbildung und das Verlangen Alkohol zu konsumieren, drastisch reduziert werden kann. Anstelle von CBD wurde hier das synthetische Cannabinoid WIN-55,212-2 verwendet. Pharmakologisch sind sich diese beiden Cannabinoide jedoch dahin gehend ähnlich, dass sie beide eine agonistische Wirkung am CB2-Rezeptor besitzen.
CB2-Cannabinoide stoppen alkoholbedingte kognitive Veränderungen
In der US-Studie konnte außerdem festgestellt werden, dass die Gabe von CB2-Cannabinoiden den alkoholbedingten Veränderungen im Gehirn entgegenwirkt. Ein exzessiver Dauerkonsum von Alkohol kann mit einem nicht zu unterschätzenden kognitiven Verfall einhergehen. Im Laufe der Zeit lagern sich große Mengen an verschiedensten entzündungsfördernden Zytokinen in wichtigen Bereichen des Gehirns ab, die neurodegenerative Prozesse fördern. Genau diese Zytokine, konnten durch die Gabe des synthetischen CB2-Cannabinoids in ihrer destruktiven Wirkung gestoppt werden.
Die Resultate dieser Studie legen nahe, dass die Verabreichung von CB2-Cannabinoiden, zu denen auch CBD gehört, nicht nur beim Entzug von Alkohol hilfreich sein könnten, sondern auch die entstandenen kognitiven Einschränkungen begrenzen können. Es ist schon fast eine Ironie, dass eine verteufelte Pflanze, die Abhängigkeit und die entstandenen Schäden der Volksdroge Nummer 1 behandeln kann.
Noch gibt es keine klinischen Studien am Menschen, doch es finden sich im Internet exemplarische Berichte von Patienten, die genau diese Beobachtungen bestätigen. Durch eine zunehmende internationale Akzeptanz von Hanf ist zu erwarten, dass CBD in den kommenden Jahren noch eine größere Rolle bei der Behandlung von Alkoholabhängigkeit spielen wird.