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Inhaltsstoffe der Hanfpflanze wie das psychoaktive THC können laut aktueller Cannabisforschung beim Denken helfen und kognitive Prozesse bis ins hohe Alter positiv beeinflussen.
Frühere Studien wurden kürzlich durch eine neue Untersuchung an der Universität Bonn bestätigt, wo sich eine Arbeitsgruppe der Neurobiologie in Kooperation mit Wissenschaftlern aus Israel dem Thema Hanf widmete und über sehr vielversprechende Ergebnisse berichtet.
Tierversuche zum Endocannabinoidsystem
Menschen und die meisten Tiere verfügen über ein spezielles Netzwerk, dessen überall im Leib verteilte Rezeptoren das Andocken von Cannabis gestatten. Terminologisch werden THC, CBD und viele Wirkstoffe mehr als Cannabinoide zusammengefasst und solche pflanzlichen Substanzen ähneln bei Effekten auf den Organismus körpereigenen „Endocannabinoiden.“
Diese produzieren Zwei- wie Vierbeiner zwar eigentlich selbst, jedoch häufig unzureichend, und ein Mangel an Balance im Endocannabinoidsystem (ECS) kann zahlreiche gesundheitliche Beschwerden hervorrufen. Von Schmerzen bis Schlafstörungen ist alles dabei und eher schlecht als recht behandelt werden solche Probleme meistens mit der chemischen Keule.
Hanfprodukte stünden als Option bereit – auch im Bereich der naturgemäß besonders kniffeligen Neurologie. Das zeigt der neueste Tierversuch rund um ein aktiviertes ECS, psychovegetative Homöostase und heilsame Wirkungen von Cannabis, die sogar gegen fiese Alterserkrankungen im Gehirn hilfreich sein könnten.
THC boostert kognitive Prozesse bis ins hohe Alter
Zumindest bei der Labormaus wird dieser Effekt durch die Cannabisforschung schon seit einiger Zeit beobachtet. Die aktuelle Studie führt Untersuchungen aus dem Jahr 2017 fort. Damals stellte man fest, dass THC einen altersbedingten Rückgang der Kognition nicht nur stoppt und verlangsamt, sondern häufig umkehren kann. Genetische Transkriptionsmuster im alternden Tierschädel ähnelten nach der Gabe vom Hanf-Wirkstoff rasch den Strukturen von sehr jungen Gehirnen, aber es kommt noch besser!
Jetzt nämlich erbrachte die gleiche Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern den Nachweis, dass solch vorteilhafte Effekte vom Cannabis auch den „mTOR-Signalweg“ stimulieren und förderlich sind für eine erhöhte Synthese synaptischer Proteine. Der Stoffwechsel profitiert und nach Meinung der Experten steht THC vielleicht bald auf der bisher ziemlich kurzen Liste von wirksamen Therapeutika gegen neurophysiologische Beschwerden.
Über den Erfolg von Behandlungen entscheidet allerdings die optimale Dosierung der Cannabinoide. Niedrige bis mittlere Potenz eignet sich deutlich besser als die besonders hohe Dosis Hanf, was für ältere Mäuse im Labor genauso deutlich nachgewiesen wurde wie für jüngere Kreaturen. Wenn das körpereigene ECS mit zunehmendem Alter schwächer wird, bringt medizinisches Cannabis laut Metaanalyse bei passgenauer Gabe höchstwahrscheinlich deutlich mehr Vor- als Nachteile, egal ob es um den Kampf gegen Alzheimer oder um eine allgemeine Stärkung des Gehirns gehen mag.
Ist Cannabis als Neuro-Psychopharmaka geeignet?
Ja, sagt die Forschung mit ziemlicher Überzeugung und verweist auf deckungsgleiche Resultate verschiedener Studien, die in der Summe natürlich noch längst nicht abgeschlossen sind. Hanfprodukte und THC bei nachlassender Kraft im Gehirn bieten sich gegenüber den zumeist heftigen chemischen Arzneimitteln auch wegen vergleichsweise überschaubarer Nebenwirkungen an.
Eine durch Cannabis induzierte Neuroplastizität kann gerade zu Beginn der Therapie durch Schwindel, Müdigkeit und ein verstärktes Hungergefühl begleitet sein. Klagen Patienten über solche unerwünschten Effekte, sollten Fachärzte nicht sofort an einen Abbruch der Behandlung denken, sondern maximal aufklären und informieren.
Ob und wann Cannabinoide gegen Demenz auch in Deutschland zum Einsatz kommen, lässt sich schwer sagen, aber immerhin zeigt nun auch hiesige Forschung, welches Potenzial im natürlichen Heilmittel Hanfpflanze steckt.