Als Metaboliten werden Substanzen bezeichnet, die bei Stoffwechselvorgängen eines Organismus aus anderen Stoffen entstehen. Sie werden auch als Zwischenstufen oder Abbauprodukte wahrgenommen und haben wichtigen Funktionen im Körper. Etwa Energiegewinnung oder den Aufbau von Zellen und Geweben.
Sie sind einfach ausgedrückt wie Bausteine, die für die verschiedensten Prozesse im Körper benötigt werden. Werden dem Körper gewisse Stoffe von Außen zugeführt, werden auch diese in Metaboliten umgesetzt, was ebenfalls bei in Cannabis enthalten Cannabinoiden geschieht und auch während Kontrollen bei Überprüfungen als entsprechender Biomarker genutzt wird.
Das berauschend wirkende Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) wird nach dem Gebrauch von Cannabis erst in das aktive 11-Hydroxy-Δ9-THC (11-OH-THC) umgewandelt und gilt als Vorläufer von 11-nor-9-carboxy-Δ9-THC (11-COOH-THC). Eine kanadische Untersuchung an 11-OH-THC hat jetzt das Ergebnis erzielt, dass dieser Cannabis-Metabolit mindestens die gleichen psychoaktiven Eigenschaften besitzt, die denen von THC entsprechen oder sie sogar noch übertreffen.
Drei Faktoren als Messlatte
Wie die Forscher aus der kanadische Provinz Saskatchewan berichten, gibt es bislang nur sehr wenige wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von 11-OH-THC als einzelne Verbindung. Als Pharmakokinetik wird der Weg eines Arzneimittels durch den Körper beschrieben oder was der Körper mit einem Wirkstoff macht. Um herauszufinden, wie der Körper auf 11-OH-THC reagiert, wurden Mäuse mit THC oder 11-OH-THC via Injektionen oder über den oralen Weg behandelt.
Anschließend wurden zur Bestimmung der pharmakokinetischen Parameter die Konzentrationen der Substanzen im Vollblut gemessen und gleichzeitig alle Veränderungen der Körpertemperatur und der Nozizeption (Wahrnehmung von Schmerzen) überwacht. Auch die Katalepsie – also das übermäßig lange Einhalten einer aktiv oder passiv eingenommene Körperhaltung – stand im Interesse der Forschenden. Nach den gemachten Beobachtungen berichteten die Wissenschaftler aus Kanada, dass 1-Hydroxy-Δ9-THC „die gleiche oder eine höhere Aktivität aufweist als die Ausgangsverbindung THC“.
Wohl wichtige Rolle für die Bioaktivität von Cannabis
Die Autoren der im „The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics“ veröffentlichen präklinische Daten schließen aus ihren Ergebnissen, dass der THC-Metabolit 11-OH-THC wahrscheinlich eine entscheidende Rolle für die Bioaktivität von Cannabis spielt. „Diese Daten bieten einen entscheidenden Einblick in die Bioaktivität von THC-Metaboliten, der die Interpretation zukünftiger Cannabinoid-Forschung beeinflussen wird, und stellt ein Modell dafür dar, wie THC-Konsum und -Stoffwechsel den Cannabiskonsum beim Menschen beeinflussen können.“ Da bei der oralen Einnahme von Cannabis größere Mengen an 11-OH-THC gebildet werden als beim Rauchen von Cannabisblüten, könnte hier auch einer der Gründe liegen, warum mit Cannabis angereicherte essbare Produkte oft mit einer größeren psychoaktiven Wirkung in Verbindung gebracht werden.
Die Daten deuteten auch darauf hin, dass 11-OH-THC bei sogenannten Tail-Flick-Tests bezüglich der Wahrnehmung von Schmerzen etwa 153 Prozent so aktiv ist wie im Vergleich mit THC, aber nur 78 Prozent so aktiv wie THC betreffend der Katalepsie.