Cannabinoide gibt es viele, doch besonders bekannt sind das berauschend wirkende Delta-8-Tetrahydrocannabinol (THC) sowie das nicht berauschend, dafür aber entzündungshemmende Cannabidiol (CBD). Gerade letzteres hat sich in den vergangenen Jahren einen guten Ruf in der Gesellschaft geschaffen, da es mittlerweile in vielen unterschiedlichen Produkten Anwendung findet und gegen viele Dinge zur Verbesserung des Alltags beitragen kann.
Insbesondere aus Nutzhanf wird CBD gewonnen, während es auch spezielle Cannabiszüchtungen gibt, die außergewöhnlich hohe Anteile der Substanz produzieren. Mit fortschreitender Forschung haben Wissenschaftler aber auch herausfinden können, dass andere Gewächse und sogar gewisse Pilze Cannabinoide herstellen. Unter anderem das körpereigene Anandamid. Ende Oktober wurde nun darüber berichtet, dass ein Forscherteam in einer häufig in Brasilien wachsenden Pflanze nachweisen konnte, dass diese tatsächlich auch selbst Cannabidiol produziert, was somit natürlich neue Wege zur Gewinnung des beliebten Wirkstoffs öffnet.
Trema micrantha Blume
Das Team von Forschern der Bundesuniversität Rio de Janeiro fand CBD in den Früchten und Blüten einer Pflanze, die als Trema Micrantha Blume bekannt ist. Diese ist ein Strauch, der in weiten Teilen des südamerikanischen Landes gedeiht, aber oft als Unkraut angesehen wird. Der Molekularbiologe Rodrigo Moura Neto berichtete von diesen Erkenntnissen der Nachrichtenagentur AFP bereits im Juni. Wie bereits erwähnt, ist CBD, das in zunehmendem Maße zur Behandlung von Krankheiten wie Epilepsie, chronischen Schmerzen und Angstzuständen eingesetzt wird, neben THC – die Substanz, die bei den Konsumenten ein Rauschgefühl hervorruft – einer der wichtigsten und bekanntesten Wirkstoffe in Cannabis.
Weiterhin findet jedoch noch viel Forschung diesbezüglich statt, da die genaue Wirksamkeit der Substanz CBD noch nicht erschlossen worden ist. Rodrigo Moura Neto erklärte dazu, dass man bei der chemischen Analyse, der auch unter dem Namen Jamaican Nettletree bekannten Pflanze, eindeutig Cannabidiol gefunden habe, doch mit Sicherheit kein Tetrahydrocannabinol. Dies würde ein Vorteil sein, da man nun die Möglichkeiten erhöhe, eine neue Quelle für CBD gefunden zu haben, die keinen rechtlichen Restriktionen unterläge. Es gäbe schließlich viele regulatorische Hürden, die bei Cannabis stets im Weg stünden, was nicht nur Brasilien beträfe, wo Cannabis in Zukunft ebenfalls wohl noch länger verboten bliebe.
Eine Alternative zu Cannabis
„Dies ist eine Pflanze, die überall in Brasilien wächst. Sie wäre eine einfachere und billigere Quelle für Cannabidiol“, so Neto. „Es ist eine legale Alternative zum Cannabiskonsum“, spricht er weiter. Ebenfalls hätten Wissenschaftler der Thammasat Universität in Thailand bei einem Gewächs namens Trema Orientalis (L.) Blume ähnliche Forschungsergebnisse schon im Jahr 2021 erzielen können. Rodrigo Moura Netos Resultate der Untersuchung von „Trema“ wurden bislang bisher nicht veröffentlicht, doch er plane in Zukunft seine Studie erst einmal auszuweiten und die besten Methoden zur Extraktion von CBD aus der in Brasilien nicht unüblichen Pflanze herauszufinden.
Dabei setze er auch den Fokus auf die Analyse der Wirksamkeit bezüglich des medizinischen Einsatzes bei Patienten mit speziellen Erkrankungen, die bereits mit Medizinalhanf behandelt werden. Das Team um Rodrigo Moura Neto erhielt dazu erst kürzlich von der brasilianischen Regierung einen Zuschuss in Höhe von 500.000 Real (circa 104.000 US-Dollar), um die weiteren Forschungsarbeiten zu finanzieren.
Nach den Schätzungen von Neto dürften diese Arbeiten noch mindestens fünf Jahre andauern, bis finale Ergebnisse veröffentlicht werden können. Im Dezember sollen die ersten Prozesse dahin gehend „in vitro“ beginnen und anschließend analysiert werden. Herauszufinden gilt in erster Linie, inwieweit das aus „Trema“ gewonnene CBD die gleichen Eigenschaften und Wirkungsweisen wie das aus Cannabis gewonnene Cannabidiol besitzt.
Erst im vergangenen Jahr hatte eine Studie des Marktforschungsunternehmens Vantage Market Research den weltweiten CBD-Markt auf fast 5 Milliarden US-Dollar eingeschätzt. Dabei wurde erklärt, dass dieser Markt bis zu Jahr 2028 wahrscheinlich auf mehr als 47 Milliarden US-Dollar anwachsen würde. Vor allem wegen der zunehmenden Verwendung von CBD in Gesundheits- und Wellness-Produkten.
fotocredit: By João Medeiros – Trema micrantha, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19909918