Eines der weniger bekannten, aber nicht minder interessanten Terpene im Hanf ist das Bisabolol. Dieses Terpen ist hauptsächlich aus der Kamille bekannt, lässt sich jedoch auch in einigen Hanfsorten finden. An solchen Beispielen lässt sich auch zeigen, dass Hanf keineswegs die einzige Pflanze ist, die Stoffgruppen aus einer bestimmten Kategorie enthält.
So wie Cannabinoide in vielen anderen Pflanzen gefunden werden können, sind auch Terpene im Pflanzenreich allgegenwärtig. Chemisch handelt es sich bei Bisabolol um ein Sesquiterpen. Dieses Terpen wurde zuerst 1951 in der Kamille entdeckt und später auch in Hanf und weiteren Pflanzen nachgewiesen. Seine Hauptwirkung zeichnet sich primär durch ein entzündungshemmendes Potenzial aus. Man kann davon ausgehen, dass Bisabolol trotz seiner verhältnismäßig geringen Konzentration im Hanf, einen wichtigen synergetischen Anteil an seiner entzündungshemmenden Wirkung hat.
Ein wichtiges Terpen in der Dermatologie
Seine entzündungshemmende Wirkung entfaltet Bisabolol vorwiegend in der Haut. Aufgrund dieser Wirkung, die in zahlreichen Studien bestätigt wurde, ist Bisabolol Bestandteil vieler Cremes und weiterer Kosmetikprodukte. Es zeigt eine breit gefächerte entzündungshemmende Wirkung, indem es zahlreiche an Entzündungen beteiligte Zytokine hemmt. Zu den wichtigsten Zytokinen, die durch Bisabolol in ihrer Aktivität nachweislich gehemmt werden können, zählen TNF-alpha, IL-6, sowie TPA. Ferner hat Bisabolol eine regenerierende und schmerzstillende Wirkung auf die Haut.
Dies macht es zu einem wirksamen Kandidaten bei der Behandlung von Verbrennungen und Verletzungen. In klinischen Studien hat sich eine Kombination aus Ozon und Bisabolol auch zur Heilung von chronischen Geschwüren als wirksam erwiesen. Äußerlich findet Bisabolol auch Anwendung gegen Pigmentflecken. Es wirkt einer überschüssigen Melatoninproduktion entgegen und kann auf diese Weise dunkle Pigmentflecken der Haut aufhellen. Bisabolol hat außerdem eine antioxidative Wirkung. Auf diese Weise kann es den Alterungsprozess verlangsamen und Faltenbildung entgegenwirken. Auch in Schleimhäuten zeigt Bisabolol entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen.
Durch Beobachtungen an Mäusen ist bekannt, dass Bisabolol die Magenschleimhaut vor einer Reizung durch Alkohol schützen kann. Alkohol löst in der Magenschleimhaut durch oxidativen Stress eine Schädigung und in weiterer Folge Entzündungen aus. Dies scheint durch Bisabolol weitgehend verhindert zu werden. Forscher gehen davon aus, dass aus diesem Grund Bisabolol auch ein Kandidat zur Vorbeugung und der Behandlung von Magengeschwüren sein könnte.
Antimykotische und antibakterielle Wirkung
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Bisabolol gegen eine breite Palette an pathogenen Bakterien und Pilzen wirksam ist. Dies macht Bisabolol aktuell zu einem interessanten Kandidaten in der Forschung, wenn es darum geht, neue Alternativen für bestehende Antibiotikaresistenzen zu entwickeln. Bei einer bereits im Jahr 2015 veröffentlichten US-Studie konnte gezeigt werden, dass Bisabolol, sowohl bei in-vitro Tests, als auch bei Beobachtungen an Mäusen, gegen mehrere Krankheitserreger aus der Gattung Leishmania wirksam ist. Dies ist von besonderer Bedeutung, da Leishmaniose, eine parasitäre Infektion, die durch diesen Erreger ausgelöst wird, aktuell nur bedingt behandelbar ist.
Es handelt sich hierbei um eine Infektion, die durch Sandmücken auf den Menschen übertragen wird und sich infolge der Klimaerwärmung zunehmend in Richtung Norden ausbreitet. Ein großer Vorteil von Bisabolol ist seine Ungiftigkeit, selbst bei sehr hohen Dosen. In der oben genannten Studie konnte gezeigt werden, dass bei Mäusen auch eine Dosierung von 200 mg pro Kilo Körpergewicht keine Nebenwirkungen auslöst. In dieser Dosierung erwies es sich als genauso effektiv wie Megluminantimonat, eines der Standardpräparate, die in der Schulmedizin bei Leishmaniose zum Einsatz kommen.
In einer weiteren Studie, die in-vitro durchgeführt wurde, konnte gezeigt werden, dass Bisabolol mehrere Arten von Bakterien und Pilzen zu 98 % eliminieren kann. Es erwies sich als sehr wirksam gegen einige pathogene Pilze der Gattung Aspergillus. Auch Microsporum canis, ein Erreger von Hautpilzinfektionen, sowie mehrere Arten von Staphylokokken, konnten ebenso effektiv eliminiert werden.
Hoffnungsträger gegen Krebs
Bei Versuchen an Zellkulturen hat sich Bisabolol als wirksam gegen mehrere Formen von Leukämie erwiesen. Ein italienisches Forscherteam konnte nachweisen, dass Bisabolol gegen drei häufige Typen von Blutkrebszellen wirksam ist, indem es in den Krebszellen eine Art Selbstzerstörungsprogramm auslöst. Man spricht in der Medizin hier von einer Apoptose, einem programmierten Zelltod. Gleichzeitig ist Bisabolol sehr ungiftig und schädigt gesunde Zellen nicht. Eine vergleichbare Wirkung konnte auch bei einem bestimmten Zelltyp von Brustkrebs festgestellt werden.
Zwar sind noch klinische Studien an Patienten ausständig, doch die bisherigen Forschungsergebnisse lassen auf ein hohes Potenzial dieses Terpens schließen. Es ist anzunehmen, dass Bisabolol, aufgrund seiner hohen Wirksamkeit, bei gleichzeitig praktisch fehlender Toxizität, in Zukunft noch eine größere Rolle in der Medizin spielen wird.