Hanfsamen sind, unter anderem wegen ihres Gehaltes an gesunden Fetten, eines der nährstoffreichsten pflanzlichen Lebensmittel überhaupt. Aus den Samen kann ein Öl gewonnen werden, das vorwiegend aus Linolsäure und Ölsäure besteht. Neben diesen Hauptbestandteilen findet sich je nach Sorte ein Rest von durchschnittlich 1,8 % bis 1,9 %, der aus sogenannten unverseifbaren Stoffen besteht. Unverseifbar bedeutet, dass diese Substanzen nicht in Laugen und Wasser löslich sind.
Ein Teil dieser unverseifbaren Stoffe sind wiederum die Phytosterine, die auch Phytosterole genannt werden. Dabei handelt es sich um eine Stoffgruppe, die chemisch mit den Steroiden verwandt ist, eine Gruppe von Hormonen, die entsprechende hormonelle Funktionen im Körper haben. Phytosterine weisen zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften auf, die einigen typischen Zivilisationskrankheiten der heutigen Zeit entgegenwirken.
Beschäftigt man sich mit den pharmakologischen Eigenschaften von Phytosterinen, wird rasch klar, warum diese ein fester Bestandteil der Nahrung sein sollten. Zwar finden sich Phytosterine in vielen anderen pflanzlichen Ölen ebenfalls, jedoch erweisen sich Hanfsamen durch ihr Profil an Phytosterinen und vielen weiteren Spurenelementen als echtes Nahrungsergänzungsmittel.
Beta-Sitosterol als hormoneller Regulator
Das Häufigste im Hanfsamenöl vorzufindende Phytosterin ist Beta-Sitosterol. Je nach Sorte können bis zu 2 g in einem Liter Hanfsamenöl enthalten sein. Beta-Sitosterol blockiert die Aufnahme von Cholesterin aus dem Magen-Darm-Trakt. Auf diese Weise bewirkt es eine natürliche und nebenwirkungsfreie Senkung des Cholesterinspiegels. Ein erhöhter Cholesterinspiegel, infolge von schlechter Ernährung, kann zahlreiche schwere Gesundheitsschäden mit sich bringen, wie Arteriosklerose oder Herzinfarkt. Beta-Sitosterin wird in der Medizin auch gegen eine gutartige Vergrößerung der Prostata eingesetzt.
Durch seine Wechselwirkung mit den Hormonen Prostagladin und Testosteron, kann es nachweislich eine Prostatavergrößerung reduzieren. Es verhindert, dass Testosteron in Hydrotestosteron umgewandelt wird, welches einer der Auslöser für eine Prostatavergrößerung ist. Ein zu hoher Anteil an Dihydrotestosteron im gesamten freien Testosteron, ist auch eine der Ursachen für Haarausfall bei Männern.
Es wird vermutet, dass eine tägliche Zufuhr von Beta-Sitosterol, durch die beschriebene Blockade der Testosteronumwandlung, eine Glatzenbildung deutlich hinauszögern kann. Vermutet wird außerdem, dass Beta-Sitosterol ein neuer Behandlungsansatz bei Angststörungen sein könnte. Durch Beobachtungen an Mäusen ist bekannt, dass Beta-Sitosterol das Angstempfinden stark dämpft.
Campesterin, eine Vorstufe von Wachstumshormonen
Campesterin ist ein Vorläufer von einigen im Körper gebildeten Wachstumshormonen. Diese sind essenziell nötig, um neue Zellen aufbauen zu können. Durch die Aufnahme von Campesterin über die Nahrung, wird dieser Effekt unterstützt. Dieser Effekt kann primär für Sportler wichtig sein, welche die Regeneration und das Muskelwachstum über die Nahrung unterstützen möchten. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass Campesterin aufgrund seiner hormonähnlichen Struktur, chemisch nah verwandt ist mit dem Anabolikum Boldenon. Die Aufnahme von Campesterin kann daher zu einem falsch positiven Dopingtest führen.
Bei Dopingkontrollen hat man das gleiche Problem wie bei Drogentests. Schnelltests können ähnliche Substanzen oftmals nicht unterscheiden. Ähnlich wie THC-Drogentest nicht zwischen THC und THC-COOH unterscheiden können, ist dies auch bei Hormonverbindungen oftmals nicht möglich. Vergleichbar mit Beta-Sitosterol, hemmt auch Campesterin die Aufnahme von Cholesterin in der Verdauung. Jedoch scheint der Effekt nicht so stark ausgeprägt zu sein wie bei Beta-Sitosterol. Eine Hemmung des Cholesterinspiegels im Blut wurde durch Campesterin bisher nicht eindeutig klinisch bewiesen.
Stigmasterol gegen Diabetes
Stigmasterol weist mehrere anti diabetische Wirkungen auf. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass es die Insulinresistenz senkt. Insulinresistenz ist eines der Leitsymptome bei Diabetes, wodurch Insulin seine Funktion nur noch bedingt erfüllen kann. Zusätzlich senkt es den Blutzuckerspiegel und unterstützt die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse bei ihrer Regeneration. Bei Forschungen an Zellkulturen konnte gezeigt werden, dass Stigmasterol das Wachstum zahlreicher Typen von Krebszellen verlangsamen kann.
Außerdem verfügt es über entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften. Vor allem entzündungsfördernde Zytokine und oxidativer Stress können durch Stigmasterol effektiv eingedämmt werden. Stigmasterol könnte darüber hinaus einen neuen Behandlungsansatz bei Arthrose darstellen. Durch Beobachtungen an Mäusen ist bekannt, dass Stigmasterol Verschleißerscheinungen mindert und den Aufbau neuer Knorpelzellen fördert.
Dieser Effekt konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden und ist von großer Bedeutung, da Arthrose mit der gängigen Schulmedizin bislang nur bedingt therapierbar ist. Aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung könnte es neben der Behandlung von Arthrose, auch für häufig auftretende Begleiterkrankungen wie Arthritis und Rheuma eingesetzt werden.