Als Mykosen bezeichnet man Infektionen durch mikroskopisch kleine Pilze. Häufig sind Mykosen lokal beschränkt, zum Beispiel in Form von Fußpilz. Jedoch können besonders bei einem geschwächten Immunsystem, Mykosen auch zu einer generalisierten Erkrankung werden und einen lebensgefährlichen Verlauf annehmen.
Die Behandlung in der Schulmedizin erfolgt mittels Antimykotika, welche die Pilze abtöten. So wie Antibiotika pathogene Bakterien abtöten, sind Antimykotika gegen krankheitserregende Pilze wirksam. Einige Untersuchungen legen nahe, dass auch Cannabis ein Potenzial als Antimykotikum hat.
CBD bekämpft Candida
Das Team von Raphael Mechoulam führte 2021 an der Hebräischen Universität eine Untersuchung durch, die zu dem Ergebnis kam, dass CBD gegen Candida albicans wirksam ist. Candida-Gattungen zählen zu den häufigsten pathogenen Pilzen beim Menschen. Sie können unter anderem auch Hautpilzerkrankungen oder Darmpilz auslösen. Candida albicans wurde in dieser Studie aus dem Grund ausgewählt, weil bei dieser Gattung die Resistenzrate gegen konventionelle Antimykotika am höchsten ist. Daher ist bei diesem Erreger der Bedarf an größten, neuartige Wirkstoffe zu finden. Ein Problem bei vielen der aktuell eingesetzten Antimykotika ist außerdem, dass sie hochgiftig sind und auch in therapeutischer Dosierung erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen können.
Derartig gravierende Nachteile fallen bei CBD weg, weshalb die Möglichkeit Candida-Infektionen mit CBD zu behandeln, in den Fokus der Forschungen rückte. Zu diesem Zweck wurden auf Agarplatten identische Kulturen von Candida albicans gezüchtet, welche im Anschluss für 24 Stunden unterschiedlichen Konzentrationen von CBD ausgesetzt wurden. Bereits ab einer CBD-Konzentration von 25 µg/ml im Agar, zeigte sich ein drastischer Rückgang der Pilzkolonien. Ab einer Konzentration von 100 µg/ml wurden die Pilzkolonien praktisch vollständig eliminiert.
Die Wirkung von CBD basiert dabei auf einer Art Selbstzerstörungsmechanismus, der in den Zellen der Pilze ausgelöst wird. CBD hemmt in diesem Fall den intrazellulären ATP-Spiegel. ATP steht für Adenosintriphosphat und ist ein elementar wichtiger Baustein im intrazellulären Energiestoffwechsel. Durch eine Hemmung von ATP kommt es gleichzeitig zu einem Anstieg von freien Sauerstoffradikalen, durch welche letztlich die Pilzzelle abgetötet wird.
Terpene als Antimykotikum
Eine Studie aus dem Jahr 2020 beschäftigte sich unter anderem auch mit dem antimykotischen Potenzial von Terpenen, die in Cannabis reichlich vorkommen. Ebenfalls in einer in vitro Untersuchung wurde analysiert, wie hoch das antimykotische Potenzial von Terpenen in Vergleich zu einem gängigen Antimykotikum ist. Als Referenz-Antimykotikum wurde in diesem Test Fluconazol benutzt. Es wurden Kulturen von 3 verschiedenen Candida-Subgattungen angelegt und anschließend beobachtet, welche Effekte das Terpenextrakt verschiedener Hanfsorten auf diese Kolonien hat. Es wurden sieben verschiedene Wildhanfsorten, sowie 7 verschiedene registrierte Nutzhanfsorten getestet.
Prinzipiell zeigten alle getesteten Hanfsorten eine deutliche antimykotische Wirkung, wobei es Unterschiede bei der Hanfsorte und dem getesteten Candida-Stamm gab. Die Terpene der Wildhanfsorte Saykaj zeigten hier die stärkste Aktivität gegen Candida albicans. Die Effizienz der antimykotischen Wirkung lag hier etwa bei 75 % von jener des Fluconazols. Gegen Candida krusei wiesen die Terpene der Wildhanfsorte Susara, sowie der registrierten Nutzhanfsorte Carmagnola Selenzionata ein antimykotisches Potenzial auf, welches etwa 60 % der Potenz von Fluconazol entspricht. Gegen Candida tropicalis erwies sich das Terpenspektrum von der Wildhanfsorte Paluka am effektivsten und konnte ebenfalls 60 % der Potenz von Fluconazol erreichen.
Die Forscher gehen davon aus, dass diese Wirkung nicht auf ein einzelnes Terpen zurückzuführen ist, sondern dass sich die antimykotische Wirkung eines Terpengemisches, aus dem Zusammenwirken der einzelnen Terpene ergibt. Festgestellt wurde außerdem, dass es bei Nutzhanfsorten geringfügige Schwankungen in deren Wirksamkeit, abhängig vom Aussaatdatum gibt. Dies spricht ebenfalls dafür, dass in diesem Fall stets eine Gesamtkomposition an Terpenen, die spezifische Wirkung einer Sorte ergibt. Terpene wirken, indem sie die Zellwände der pathogenen Pilze angreifen, während normale Körperzellen davon unberührt bleiben.
Vollspektrum Extrakt von Cannabis am effektivsten
Die Wissenschaft ist sich einig, dass ein Vollspektrum-Extrakt am effektivsten wirksam ist, da es die Wirkung von Terpenen, CBD, sowie weiteren Cannabinoiden in einem Gesamtpaket vereint. Insbesondere bei lokalen Hautpilzerkrankungen kann hier lokal sehr effektiv mit einem Öl auf Vollspektrum-Basis gearbeitet werden.
Aktuell sind Mykosen in Deutschland noch keine Indikation, um medizinische Cannabisprodukte verschrieben zu bekommen, auch wenn es einzelne exemplarische Patientenberichte über gute Heilungserfolge mit Arzneimitteln auf Cannabisbasis gegen diese Erkrankungen gibt. Das zeigt einmal mehr, dass endlich Hanf allen Menschen, mit all seinen positiven Eigenschaften, legal und unkompliziert zugänglich gemacht werden muss.