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Starker Hanfkonsum ohne gelegentliche Pausen kann laut Wissenschaft das menschliche Erbgut schädigen. Entsprechende Hinweise liefert eine Studie zum Epigenom, dessen Funktionalität durch allzu viel Cannabis im Organismus beim Ein- und Ausschalten der Gene gestört wird.
Mehr als 1.000 Menschen nahmen am Forschungsprojekt der Northwestern University teil, allesamt THC-User, und die Probanden ließen sich auf genetische Risiken und psychoaktive Cannabinoide entsprechend durchleuchten.
Cannabis-Langzeitstudie über 20 Jahre wird fortgesetzt
Mehr als zwei Jahrzehnte lang Kiffer über deren Hanfkonsum befragen ist eine ziemliche seltene Praxis in der Wissenschaft, die jetzt mit den gleichen Teilnehmern noch weitere Analysen liefert. Regelmäßige Interviews, Blutproben und genetische Tests brachten beim Vorlauf umfangreiche Daten über Marihuana-Wirkstoffe in unseren Zellen.
Damals wurde den Probanden alle fünf Jahre Blut abgezapft, das man auf epigenetische Veränderungen sowie den Methylierungsgrad der DNA untersuchen ließ. DNA-Methylgruppen arbeiten strukturell an der Zusammensetzung des Erbguts mit, sind wissenschaftlich umfassend erforscht und lassen sich durch gezielte Veränderungen vergleichsweise unkompliziert auf Modifikationen untersuchen.
Bestimmte Umwelteinflüsse wie laut Studie auch der Konsum von Cannabis in großen Mengen führen zu einer genetisch unerwünschten Aktivität, was dann beim Lesen und Kopieren der Genomsequenz für Probleme sorgt. Methylierungsänderungen werden durch einen riskanten Lebensstil sogar an nachfolgende Generationen vererbt und für den Nachweis solcher Störungen kommen Biomarker im Blut zum Einsatz.
Maßloses Kiffen schädigt die DNA öfter als bisher vermutet
Für bestmöglichen Jugendschutz gilt jede Freigabe von Cannabis mit berauschendem THC aus guten Gründen nur für Erwachsene. Heranwachsende entwickeln durch ständig starken Hanf und bei in der Familie zugleich auftretenden Vorerkrankungen Psychosen und andere psychische Beschwerden.
Die aktuelle Studie zeigt, dass im Bereich der Genetik auch andere Altersgruppen betroffen sind, und zwar häufiger als die bisherigen Analysen vermuten ließen. In der Summe wurden bei Kiffern gleich mal 148 Blutmarker identifiziert, die auf akuten Konsum wie vor allem eine unablässige Einnahme der Cannabinoide in großem Umfang hinweisen.
Viele Marker sind übrigens auch beim Rauchen von Tabak zu finden, weil unser Organismus dabei wohl die gleiche Regulierung im Epigenom in Gang setzt wie bei einer Einnahme von Cannabis. Nehmen die Schäden überhand, begünstigt das etwa bipolare Störungen oder Schizophrenie und eine dauerhaft beeinträchtigte Proliferation der Zellen beim Wachsen, Teilen und Vermehren.
Kein kausaler Zusammenhang von Hanfkonsum und Risiken für das Erbgut
Das ist zum Abschluss noch wichtig zu bemerken, weil auch die Macher der Studie selbst im immer wieder Text betonen, dass Cannabis niemals als direkter Auslöser von psychischen Erkrankungen infrage kommt. Berauschende Inhaltsstoffe wie THC können den Schaden vom Epigenom zwar verstärken, aber wegen Haschisch und Marihuana alleine werden genetische Prozesse nach Meinung der Forschung nicht aus der Bahn geworfen.
Gegner der Legalisierung reden häufig von irgendwelchen, angeblich unvermeidlichen Kiffer-Krankheiten und lassen beim Verkünden ihrer Schreckensszenarien viele wissenschaftliche Aspekte einfach weg. Wer überdurchschnittlich viele verrückte Leute in der Verwandtschaft hat, geht beim Rauchen von Joints ein nachweislich hohes Risiko ein, während der normale Hanfkonsum extrem selten in die Klapsmühle führt.
Die frische Analyse ist groß und umspannt lange Zeiträume, bringt aber im Fachbericht kaum neue Erkenntnisse zu den Wirkungen von Gras auf das Erbgut unterschiedlicher Geschlechter und Lebensalter. Umsicht und regelmäßige Toleranzpausen bleiben beim Kiffen auf jeden Fall wichtig, auch wenn sich niemand wegen einer exzessiven Session Eimer-Rauchen sofort vor dauerhaft schlechter Gesundheit fürchten muss.