Wenn es um den Umgang mit der Hanfpflanze geht, herrscht in Deutschland aktuell eine geradezu paradoxe Situation. Obwohl die Bundesregierung mit den Legalisierungsplänen für Cannabis als Genussmittel eigentlich einen neuen Weg einschlagen möchte, basierend auf Logik und wissenschaftlichen Fakten, sieht die Praxis mancher Ausschüsse, Ämter und Behörden immer noch ganz anders aus. Sowohl bei Cannabis als Medizin als auch bei THC-armen Hanfprodukten erfahren Hersteller, Vertriebsunternehmen und auch Nutzer noch immer regelmäßig Restriktion und Verfolgung. Usbekistan denkt da pragmatischer und will sich international eine führende Position als Hersteller für Nutzhanfprodukte sichern.
Karge Felder können für Industriehanf genutzt werden
Mit einer recht einfachen Gesetzesänderung hat Usbekistan damals neue Chancen für Unternehmen geschaffen, die Industriehanf herstellen oder weiterverarbeiten. Auf Feldern, die brach liegen, zu wenig Ertrag einbringen oder auf Äckern mit hoher Trockenheit oder zu wenig Ertrag, soll in Zukunft Nutzhanf kultiviert werden, der auch auf kargen und trockenen Böden gut gedeihen kann. Da die globale Nachfrage nach Hanf stetig zunimmt, ist auch das Interesse am usbekischen Markt für die Pflanze seitens ausländischer Unternehmen aus verschiedenen Branchen sehr groß, da dieser Markt noch längst noch nicht erschlossen ist.
Millionen Investitionen von nationalen und internationalen Unternehmen
Bereits seit mehreren Jahren arbeiten nationale und internationale Unternehmen in Usbekistan zusammen an sechs größeren Projekten für den Anbau und die Verarbeitung von Industriehanf. Darunter sind ein Komplex für Anbau, Erst- und Weiterverarbeitung von Industriehanf und Hanfsamen, der durch eine Kooperation des usbekischen Ministeriums für innovative Entwicklung mit JFC Enerji Yatirim Sanayi ve Ticaret A.S. aus der Türkei entstehen soll, in welchen 230 Millionen US-Dollar investiert werden. In ein weiteres Projekt des Unternehmens Industrial Innovation Group (IIG) LLC/RS Success Agro LLC (VAE) wurden 200 Millionen Dollar investiert. Hier handelt es sich um ein Agrarcluster für den Anbau von Nutzhanf und anderen Faserpflanzen in der Provinz Sirdaryo, welches in diesem Jahr schon voll in Betrieb sein soll.
Der pragmatische Umgang mit Hanf ist keine Neuheit
Schon am 17. März 2020 hat die Regierung Usbekistans das nationale Gesetz „Über Betäubungsmittel und Psychopharmaka“ geändert, um die Nutzhanfindustrie zu stärken. Seither können für den Anbau, die Verarbeitung, Lagerung und den Transport von Hanf mit einer THC-Konzentration von bis zu 0,2 Prozent Lizenzen beantragt werden. Auch der Handel mit Industriehanf über die Landesgrenzen hinweg wäre damit möglich. Schon der geringe THC-Gehalt im Nutzhanf schließt in Usbekistan den Missbrauch als Betäubungsmittel juristisch aus. Abwegige Gedanken wie die Weiterverarbeitung von großen Mengen Hanf für einen kleinen Rausch scheinen dort keine Rolle zu spielen.