Die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken erwachsener Bundesbürger in Deutschland ist schon eine getroffene Entscheidung der Ampelkoalition. Auch wenn der Zeitpunkt und die genauen Umstände noch nicht festgelegt worden sind, dürfen alle Genusskonsumenten von Marihuana darauf zählen, dass sie sich in den kommenden Monaten nicht mehr länger vor der Staatsmacht zu verstecken haben und auf Schwarzmarkthändler angewiesen sein werden.
Dass es die Regierung ernst meint, machte erst kürzlich die Entscheidung dreier Haushaltspolitiker klar, als man dem Gesundheitsminister unter Androhung finanzieller Nachteile dazu aufforderte, innerhalb des zweiten Halbjahres endlich das Cannabiskontrollgesetz vorzulegen. In diesem Gesetzesentwurf müsste dann auch geklärt sein, über welche Wege sich Volljährige das legale Cannabis beschaffen können und wie viele Steuern für den Verkauf veranschlagt werden sollen. Laut Überlegungen der Deutschen Apothekerzeitung dürften bis zu sechs Euro pro Gramm Cannabis eingenommen werden, die nach dem Verkauf an den Endkonsumenten in die Staatskassen fließen, ohne den Gesamtpreis über das Niveau des Schwarzmarktes zu heben.
Apotheken versus lizenzierte Fachgeschäfte
Bislang gibt es noch keine konkreten Anhaltspunkte dafür, wo sich die Anlaufstellen für legale Cannabisprodukte befinden werden. Einige Gesundheitspolitiker äußerten sich zwar, dass man sich vorstellen könne, das Genussmittel zukünftig in Apotheken abzugeben, doch sicher ist das noch nicht. Schließlich meldete sich auch erst vor wenigen Wochen die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening gegenüber der Lebensmittelzeitung zu Wort, dass Apotheker die Freigabe von Cannabis als Genussmittel eigentlich nicht befürworten würden.
Die Nebenwirkungen des natürlichen Rauschmittels sprächen grundsätzlich gegen eine derartige Entwicklung. Doch man hielte sich die Option für den Handel offen, falls der Verkauf nach der Legalisierung ausschließlich in den Arzneimittelfachgeschäften vonstattenginge. „Im Falle einer Legalisierung bieten wir aber unsere Hilfe an, um den Verbrauchern ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten“, so die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. im Gespräch mit der Publikation.
380 bis 420 Tonnen Cannabis pro Jahr
Wie schon 2018 in der vom Deutschen Hanfverband in Auftrag gegebenen Studie von Prof. Dr. Justus Haucap festgehalten wurde, kostet die Prohibition den Steuerzahler jährlich 2,66 Milliarden Euro pro Jahr. Fallen diese Ausgaben weg und Steuereinnahmen werden durch den Verkauf von legalem Cannabis erwirtschaftet, kann der Staat allein bei Letzterem mit bis zu 4,7 Milliarden zusätzlicher Gelder rechnen. Nach den Schätzungen von Prof. Dr. Justus Haucap könne man von einem Bedarf an Cannabis ausgehen, der zwischen 380 und 420 Tonnen jährlich läge.
Wie das Hanf Magazin bereits im November 2019 berichtete, rechnet das britische Marktforschungsunternehmen Prohibition Partners mit einem noch höheren Marktpotenzial in Höhe von 7,7 Milliarden Euro. Unter der Rechnung des deutschen Professors läge beim legalen Verkauf der Preis von einem Gramm Cannabis vor Steuer ungefähr bei vier Euro pro Gramm. So könnten bereits sämtliche Kosten der Herstellung, des Vertriebs, des Einzelhandels sowie die Gewinnzuschläge für alle Beteiligten abgedeckt werden. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von circa zehn Euro pro Gramm auf dem Schwarzmarkt könnten somit bis zu sechs Euro Steuern auf jedes verkaufte Gramm legalisierten Marihuanas aufgeschlagen werden.
Weit weniger Einnahmen als bei Apothekengras
Unter den soeben geschilderten Umständen rechnet die DAZ damit, dass für die im Einzelhandel Beschäftigten nur geringe Margen im zweistelligen Centbereich abfallen würden. Dies stände den derzeitigen Apothekeneinkaufspreisen für medizinisches Cannabis und den Zuschlägen gemäß der Arzneimittelpreisverordnung in keiner Weise entsprechend gegenüber. Der Staat würde den maßgeblichen Anteil der erwirtschafteten Gelder durch Steuern einnehmen.
Würden staatlich geregelte Preise festgelegt, wären dafür aber scharf kalkulierte Mengen vonnöten. Preise und Margen, die bei medizinischem Cannabis aus Apotheken gelten würden, wären daher kein Vorbild. Es könne dann sogar so weit kommen, dass Rückwirkungen auf die Kalkulationen beim medizinischen Cannabis entstünden oder dass Krankenkassen versuchen, die Patienten auf den legalisierten Genussmarkt zu lenken. Dann würde den Apotheken noch eine weitere finanzielle Einbuße drohen.
Wenn der Staat gewinnt, gewinnen alle!
Wie es letztlich kommen wird, muss weiterhin abgewartet werden, da die Entscheidungen bezüglich der legalen Abgabestellen noch nicht getroffen wurden. Sicher ist bislang jedoch nach Einschätzung des erwähnten Wirtschaftsökonomen Justus Haucap, dass eine Legalisierung mit dem Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften für 27.000 neue Jobs sorgen könnte. Würde der Staat neben den sechs Euro Steuern pro Gramm noch die dann entstehenden Umsatz-, Gewerbe und Einkommenssteuern aller in der Branche Beschäftigten einnehmen, profitieren daher sicherlich auch die dann möglicherweise mit einem vergleichsweise geringen Verlust belasteten Apotheken von der Gesamtsituation. Über einen gesicherten Zugang zu geprüften Qualitätssorten Cannabis zu einem Grammpreis von circa zehn Euro in Fachgeschäften freuen sich aber einhundert prozentig auch alle bislang zu Unrecht in den Schwarzmarktsektor gedrängten Marihuana-Connaisseure.