Nach Hochrechnungen einer vom Deutschen Hanfverband in Auftrag gegebenen Studie könnten in Deutschland jährlich bis zu 4,7 Milliarden Euro erwirtschaftet werden, würde Cannabis legal gehandelt und die Strafverfolgung der Konsumenten eingestellt werden. Dies ist durch die Arbeit des Wirtschaftsökonomen Prof. Dr. Justus Haucap seit 2019 mittlerweile in der gesamten Bundesrepublik wahrgenommen worden, sodass hier sicherlich ein triftiger Grund für das Umdenken in der Politik gefunden ist.
Auch in der Schweiz kocht die Diskussion bezüglich der Freigabe des natürlichen Rauschmittels wieder, nachdem sich im vergangenen Jahr die jeweiligen Kommissionen der Kammern des Nationalrats und Ständerats für die Legalisierung ausgesprochen hatten. Nun wird die Thematik richtig angeheizt, da seitens der Universität Genf in Zusammenarbeit mit einem Beratungsunternehmen eine vergleichbare Hochrechnung angestellt wurde, die jedoch den illegalen Markt in Augenschein nimmt. Aufgrund des recht hohen Cannabiskonsums in der Schweiz mache das Land jährlich in Bezug auf die Volkswirtschaft eine Milliarde Franken.
Täglich circa 750.000 Joints
Auch während des immer noch geltenden Verbotes des Genusskonsums von Marihuana und anderen berauschenden Hanfprodukten werden nach Vermutungen ungefähr 750.000 Joints pro Tag in der Schweiz gezündet. Dies entspräche einer Menge von 56 Tonnen Cannabis jährlich. Mit diesen Zahlen hat die Universität Genf zusammen mit einem Beratungsunternehmen gearbeitet, um die Dimensionen abzuschätzen, die das Verbot von Cannabis auf die schweizerische Volkswirtschaft hat.
Eingerechnet wurden dazu die Ausgaben, die für die Verfolgung und Verurteilungen bisheriger Cannabisgenießer jährlich benötigt würden. So kommen die Forscher zu dem Schluss, dass allein der Justizvollzug 14 Millionen Franken pro Jahr ausgeben müssten, die Polizei 34 Millionen, die Rechtsprechung neun Millionen und das Gesundheitswesen mit 22 Millionen Franken jährlich belastet würde. Durch die illegale Produktion und den ebenso illegalen Verkauf könnten hingegen 582 Millionen Franken generiert werden.
0,06 Prozent des Inlandsproduktes
Hinzu könnten beim aktuellen Cannabis-System ebenfalls noch vorgelagerte Effekte gerechnet werden, sodass noch höhere Zahlen entstünden, meldet die Luzerner Zeitung. Die Studie spricht von einer Bruttowertschöpfung in Höhe von 673 Millionen Franken, was 0,06 des gesamten Bruttoinlandsproduktes entspräche. Dies wäre vergleichbar, was jährlich in der Schweiz mit Autos und Autoteilen generiert würde. Zu diesen beeindruckenden Werten kämen weitere Effekte ins Rampenlicht, da man bei diesen Gegebenheiten eine wirtschaftliche Bedeutung von circa 4400 Vollzeitarbeitsstellen ansetzen könnte. Auch könnten bis zu 25 Millionen Franken direkt oder indirekt aufs Gesamtsteueraufkommen durch mit Cannabis erwirtschaftete Gelder zurückgehen.
Legalisierung senkt Umsatz
Wegen dieser Umstände wird in der Studie auch nach einer Regulierung von Cannabis gefragt. Hier würde ersichtlich, dass jegliche Form der Legalisierung den Umsatz mit dem nachwachsenden Rohstoff und Rauschmittel senken würde. Der Umsatz würde auf 650 Millionen Franken sinken, würden Konsum und Besitz einzig für den Eigenbedarf sowie für nicht kommerzielle gemeinschaftliche Produktion genehmigt. 275 Millionen Franken würden generiert werden können, würde ein stark regulierter privatwirtschaftlicher Markt eingeführt. Nur noch 200 Millionen Franken kämen dagegen an, wenn eine völlige Legalisierung ohne Auflagen in der Schweiz durchgesetzt werden würde.
Steuereinnahmen hochgerechnet
Ähnlich verhält es sich laut der Genfer Universität mit den zu erwartenden Steuereinnahmen – jedoch nicht ganz genau so. Auf einem völlig freien Markt könnten bis zu elf Millionen Franken für die Steuer abfallen. 25 Millionen ließen hingegen die Legalisierung des Eigenbedarfs und einer nicht kommerziellen Produktion erwarten. Am stärksten würde der Haushalt profitieren, wenn man einen streng kontrollierten Markt aufziehen würde, der dem des Tabakhandels ähnele.
Bis zu 464 Millionen Franken könnten auf diesem Weg als Steuereinnahmen generiert werden. Da man wissenschaftliche Grundlagen benötige, um den Weg aus der Prohibition gehen zu können, empfindet Adrian Geschwend, der Leiter Politische Grundlagen und Vollzug beim BAG, laut Zitat in einer Mitteilung der Universität Genf, die Veröffentlichung der abgeschlossenen Studie als den passendsten Zeitpunkt.