Es ist nahezu jedem Menschen bekannt, dass Rauchen schädlich ist. Selbst die großen Tabakkonzerne wissen, dass sie zwar ihre Taschen mit dem Verkauf von Zigaretten füllen, doch dabei ihrer Kundschaft erheblichen Schaden zufügen können. Deswegen sind selbst Unternehmen wie Philip Morris auf dem Weg, sich von diesem Geschäftsmodell zu verabschieden und alternative Bahnen einzuschlagen.
Nachdem bereits vor einigen Jahren über rauchfreie Alternativen bei Philip Morris öffentlich nachgedacht wurde, ist nun ein weiterer Schritt in der Vorbereitung. Geliebäugelt wird offensichtlich mit einem israelischen Entwickler von Cannabis-Inhalatoren, der einen Dosierinhalator zur Schmerzbehandlung mit medizinischem Cannabis im Portfolio hat. 650 Millionen Dollar könnte dieser Deal dem bekannten Tabakkonzern wert sein.
SyqeAir von Syqe Medical
Auf der Webseite von Syqe Medical wird der SyqeAir-Inhalator so beschrieben, dass Medizinalhanfpatienten die volle Kontrolle über die Dosis, die Wirkung, die verwendete Sorte und die Routine für den Alltag besitzen. Mit der israelischen Entwicklung könne eine schnelle Reduktion der Intensität chronischer neuropathischer Schmerzen bei minimalen psychoaktiven Nebenwirkungen erreicht werden.
Daher kommt wohl auch das große Interesse aufseiten des Philip-Morris-Konzerns, der 120 Millionen in die klinischen Versuche investiert hat und alle Aktien in Wert von 650 Millionen Dollar erwerben möchte, wenn die Zulassung für den Inhalator von Syqe seitens der U.S. Food and Drug Administration erteilt worden ist.
Die Transaktion soll über die Philip-Morris-Tochter Vectura abgewickelt werden, die auf Inhalatoren spezialisiert ist und im Jahr 2021 für eine Milliarde Pfund als Teil der Strategie für den Übergang zum rauchfreien Leben eingekauft wurde. Allein an diesen Summen sollte zu erkennen sein, wie wichtig der ehemals einzig für Zigaretten bekannten Firma Morris der fachgerechte Einstieg in den Cannabismarkt zu sein scheint. Und dass hier ein längerfristiges Ziel erreicht werden möchte, zeigt dazu die Investition von 20 Millionen Dollar in Syqe im Jahr 2016.
Größte Investition in israelische Medizintechnologie seit Jahren
Sollte die Bewertung von 650 Millionen Dollar erreicht werden, wird Syqe zu einem der zehn größten Cannabisunternehmen weltweit und rückt damit auf die Stufen von Tilray und Aurora vor. Laut calcalistech.com wäre ein solcher Deal die größte Investition in israelische Medizintechnologie in den vergangenen Jahren. Dieser Gewinn sei für alle Syqe-Investoren von großer Bedeutung, wenn man bedenken würde, dass sich die Gesamtinvestitionen in das Unternehmen bis heute auf nur 80 Millionen Dollar belaufen hätten.
Die 2011 von CEO Perry Davidson gegründete Firma Syqe soll ungefähr 120 Patente besitzen, die aus mehr als acht Jahren Entwicklung resultieren. Wobei die wichtigste Neuerung des SyqeAir-Inhalators die Verwendung der rohen Blütenstände der Cannabispflanze ist und nicht auf verarbeiteten Produkte zurückgegriffen werden muss. Dazu kommt hier die Möglichkeit, eine genaue Dosis für den Patienten bei der Nutzung abzumessen. Dies ist besonders unter der Tatsache wichtig, da aktuell wohl über 80 Prozent der Medizinalhanfkonsumenten auf Rauch- oder Verdampfungsprodukte zurückgreifen, die unter Umständen zu einer Überdosierungen führen können.
Viel Wachstum in den USA vermutet
Bislang ist der SyqeAir-Inhalator nur in Israel und Australien im Einsatz, sodass das große Potenzial des Gerätes erst noch erschlossen werden muss. Wenn die FDA die Genehmigung für den Einsatz in den USA erteilt, erreicht man einen entscheidenden Meilenstein, da Syqe dann das erste Unternehmen weltweit sein wird, das eine FDA-Zulassung für die Verwendung von rohen Cannabisblüten zu medizinischen Zwecken erhalten hat. Nach Angaben von Philip Morris ist der Markt für medizinisches Cannabis derzeit circa 24 Milliarden Dollar wert, und könne eine jährliche Wachstumsrate von 15 Prozent bis 2030 vorweisen.
Der Wellness-Markt, zu dem auch Beruhigungs- und Schlafmittel auf Cannabisbasis gehören, wird auf weitere 4 Milliarden Dollar mit einer Wachstumsrate von 8 Prozent geschätzt. Philip Morris ist dagegen einer der weltweit größten Zigarettenhersteller und wird an der Wall Street mit 154 Milliarden Dollar bewertet. Wenn dieser Konzern die Strategie nach einer rauchfreien Zukunft weiterverfolgt und dabei auf Cannabis setzt, kann der Hanfmarkt trotz der jüngsten Verschiebungen wohl immer noch aus gutem Grund als potenzieller Wachstumsmotor für alteingesessene Tabakunternehmen angesehen werden – und andere.
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