Zwei Unternehmen rund um Hanfprodukte berichten aktuell, dass PayPal ihre Geschäftskonten sperrt. Offenbar sind nur Marktführer erwünscht. Zahlungsdienste scheinen trotz wachsendem Cannabismarkt misstrauisch zu sein. Grund dafür soll auch der Mangel an klaren Regelungen für CBD-Shops sein.
Kleine CBD Shops leiden unter Generalverdacht
Jens Löser aus München arbeitete ein Jahr lang an einem cannabis-basierten Inhalator mit aromatherapeutischer Wirkung – die Ter-Pens. Sein Ziel dahinter: „Die Vorteile von Cannabis zu nutzen, ohne sich mit den Nachteilen abfinden zu müssen.“ Obwohl sein Produkt legal und verkehrsfähig ist, gibt es Probleme mit Banken und Zahlungsanbietern.
Scheinbar stehen CBD-Shops unter Generalverdacht, die Cannabis-Vorschriften sowie die Legalität für die angebotenen Produkte zu missachten. Löser musste bei der Suche nach einem deutschen Anbieter für Kreditkartenzahlung feststellen, dass viele Anbieter keine Cannabis-Shops als Kunden wollen. Traditionsbanken sowie digitale Zahlungsanbieter gleichermaßen. Dass es mit Zahlungsanbietern in der CBD-Branche schwierig ist, bestätigt auch Lars Müller, CEO des börsennotierten Unternehmens Synbiotic, zu welchem auch der Shop Hempamed gehört.
Einige Händler wickeln daher Ihre Kreditkartenzahlungen über niederländische Anbieter ab, aber auch eine österreichische Firma ermöglicht den Kunden die Zahlung. Unkomplizierte Zahlungsoptionen sind heutzutage für ein erfolgreiches Online-Business unerlässlich, weshalb sich Löser unter anderem an PayPal und Klarna wandte.
Luxemburger Bankrecht verbietet Geschäfte mit Cannabis
Lösers Paypal Account wurde nach sechs Wochen ohne Begründung gesperrt. Eine Lösung zum Umgehen dieses Algorithmus hat sich in der Branche herumgesprochen, doch die Hoffnung währte nicht lange und sein Konto wurde ein weiteres Mal gesperrt. Der Grund dahinter, die europäische Tochter von PayPal hat ihren Sitz in Luxemburg. Das dort geltende Bankrecht gestattet keine Geschäfte mit Cannabisfirmen.
Auch Hempamed ist von dieser Sperre betroffen, weshalb Lars Müller für seinen Shop keine PayPal Zahlung anbieten kann. Erstaunlich jedoch ist, dass dieses Verbot scheinbar nicht für alle CBD-Shops gilt, obwohl Paypal auf Nachfrage verlautbarte, dass die Zahlungsplattform derzeit ihre Dienstleistungen nicht für den Verkauf von Cannabidiol-Produkten erlaube. Vaay, eine der größten CBD-Marken aus Berlin, bietet Zahlungen mit Paypal an. Nach eigenen Angaben soll die Zahlungsplattform auf sie zugekommen sein, da das Unternehmen alle rechtlichen Anforderungen erfülle.
„Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass wir und auch viele andere unserer Mitbewerber PayPal nicht nutzen dürfen, während es durchaus Händler mit teilweise sogar identischen Produktportfolio gibt, die hiermit wiederum offenbar gar keine Probleme vonseiten PayPal haben“, so Löser, Hersteller der Terp-Pens.
Viele CBD-Produkte scheinen tatsächlich gegen geltende Vorschriften zu verstoßen. Nicht nur Blüten, sondern auch einige Öle dürfen ohne Zulassung nicht verkauft werden. Daher ist es nachvollziehbar, dass manche Zahlungsdienste hier keine Leistung anbieten möchten. Es zeigt sich jedoch, dass PayPal eher selektiv vorgeht. Es entsteht der Eindruck, dass nicht alle CBD-Händler gleich behandelt werden. Vor allem Großanbieter scheinen davon zu profitieren. Dadurch wird es kleinen Geschäften erschwert, auf dem Markt zu bestehen.
Klarna als Alternative
Der Zahlungsanbieter PayPal soll ein Pilotprogramm am Laufen haben, durch das Vaay als Kunde angenommen werden konnte. Yaay bestätigt, Teil dieses Projektes zu sein. Nach und nach sollen weitere Shops wie auch Hempamed in das Programm aufgenommen werden.
Als Alternative kommt der Zahlungsdienst Klarna in Frage. Auch hier gab es Probleme bei der Eröffnung eines Geschäftskontos, so Löser, da das schwedische Unternehmen nicht so einfach Geschäftskonten für CBD-Shops anbietet. Schuld daran ist die noch sehr junge Rechtslage für CBD-Verkäufe. Klarna möchte anders als PayPal die Händler einzeln prüfen und verlangt zum Beispiel zusätzliche Dokumentationen über das Geschäft.
Leider stimmt es, dass ein Teil der Vertreter am Markt durchaus auf schnelles Geld aus ist, ohne zu wissen, was verkauft wird. Löser steht für klare Richtlinien: „Alle oder keiner“. Eine eindeutige Regulierung auf dem Markt ist nötig, damit Händler, Produzenten sowie Gesetzgeber wissen, woran sie sich zu halten haben.