Das zuverlässig laute, billige, schäbige Zimmer über einer Kneipe bewohnten früher arme Studenten und Künstler, doch in der Nähe vom legalen Cannabisladen dürfen sich Hausbesitzer heutzutage über steigende Immobilienpreise freuen. Neue Marktanalysen aus den USA zeigen messbare Zuwächse fürs Eigenheim durch Hanfprodukte und eigentlich sind das gute Nachrichten auch für die Bundesrepublik mit ihrem zuletzt abstürzenden Häusermarkt gute Nachrichten.
Werden die Mieten im Umfeld von Cannabis Social Clubs vielleicht eher zulegen, als, dass Leerstand droht, wie von den Gegnern der THC-Legalisierung behauptet? Um die rund 50.000 € Zuwachs in zehn Jahren wie in Übersee zu schaffen, braucht es allerdings einen wirklich fairen, normalisierten Umgang mit Haschisch und Marihuana – ob das „im besten Deutschland aller Zeiten“ realistisch ist?
Hanfgeschäfte um die Ecke oder Inflation?
Kritiker könnten in diesen Tagen selbstverständlich auch auf die Inflation im Allgemeinen verweisen und steigende Hauspreise so erklären, doch bei steigenden Zinsen ist das ökonomisch betrachtet eher ausgeschlossen oder geht auf staatliche Förderung etwa von angeblich wertsteigernden Wärmepumpen im Gebäude zurück.
Die Studie zu Cannabis legal und Immobilien aber zeigt klar: Freiheit ist immer noch das beste Argument für attraktive Profite! Klar kostet auch der Quadratmeter im Anti-THC-Staat Singapur absurde Summen und während in der Polizeiwache von Shanghai vielleicht gerade Hanfkonsumenten gefoltert werden, schließen Makler gleich nebenan stetig dickere Verträge mit Käufern ab – geschenkt.
Bei den Amis steigt die Bewertung von Häusern viel schneller und deutlicher, wenn die Bude in einem der Legal States steht und Hanfprodukte für Erwachsene ohne Restriktionen zu haben sind. Den Forschern fiel das bei ihrem Vergleich rasch auf, da die Unterschiede etwa zwischen Kalifornien und Texas vor allem mit Beginn einer Marihuana-Freigabe sichtbar werden und andere Faktoren relativ zuverlässig als unerheblich für die Wertsteigerung erkennbar sind. Konservative Bundesstaaten wie Alabama töten seit neustem Straftäter mit Stickstoff, sperren Frauen nach einer Abtreibung in den Knast und hocken auch beim Cannabis ein bisschen wie das CSU-regierte Bayern in Deutschland weiterhin stramm in der rechten Ecke des Paternalismus.
Legale Cannabismedizin sorgt für Zuwachs-Fachgeschäfte für Erwachsene bringen den Boom
Bisher ist uns leider noch keine Untersuchung begegnet, die mal in Deutschland genauer hinschaut, wie viele Leute eigentlich seit 2017 und der Legalisierung von Cannabis auf Rezept in Städte mit mehr fortschrittlichen Ärzten als in der heimischen Provinz umgezogen sind. Tausende werden das natürlich nicht sein, doch mit Sicherheit ist auch in Oberbayern umgekehrt wohl noch niemand geflüchtet, weil der Dorfdoktor bei Nachfrage Grasblüten gegen Schmerzen verschreibt! In den USA bringt das legalisierte Heilmittel Hanf leichte Wertsteigerungen bei Immobilien, aber so richtig fett und profitabel wird es erst mit einer echten, umfassenden Freigabe.
Schlussendlich ist der freie Verkauf für Hanfprodukte ein Zuwachs an Wahlfreiheit in der Gemeinde und vom Patienten bis zum Genießer können die Bewohner mehr Auswahl probieren, egal ob nun zum Kurieren von Wehwehchen oder zur Entspannung nach Feierabend. Zwar erfasst die Studie nicht, ob durch Cannabis in der Gegend weniger geprügelt wird, randaliert und was sonst noch alles schlecht ist für die Hauspreise vor Ort. Eine lärmende Trinkhalle steht jedoch nur dann im Stadtzentrum gleich neben der Grundschule, wenn Alkohol als „Kulturgut“ betrachtet wird, wie vor Jahren mal von der famosen Ex-Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) als Argument gegen jede Form der Cannabis Legalisierung verkündet.
Zum Abschluss ihrer Immobilien-Analyse weisen die Macher auf weitere positive Effekte durch Cannabis hin, die von besseren Finanzen bei Behörden bis gut bezahlten Arbeitsplätzen für mehr Leben in der Nachbarschaft sorgen. Ein fairer Umgang mit THC Fachläden für mündige, volljährige Bürger führt keineswegs zum Görlitzer Park auf Bundesebene, sondern zeigt dem Wähler und Steuerzahler endlich den gebührenden Respekt, wenn statt Bier lieber Hanf konsumiert wird. Nicht nur genuin böse Zungen könnten selbst auf mehr Steuergeld in Kommunen mit lizenziertem Cannabis-Store verweisen, was sich prima für noch mehr Containerdörfer zur Versorgung von Flüchtlingen oder einfach nur zum seit Jahren überfälligen Ausbau der Umgehungsstraße verwenden ließe. Steuern wie Mieten nimmt man hierzulande gern und gnadenlos – bringt die Hanfpflanze für Amtsträger und Eigentümer neue Impulse?
Steigende Hauspreise durch Cannabis Social Clubs in Deutschland eher unwahrscheinlich
Das kann auf Zeit sein angesichts der Ankündigung durch Ampel-Minister, es in ein paar Jahren nach angeblich erst mal nötigen „Pilotprojekten“ dann endlich auch mit echten Grasläden versuchen zu wollen. Ob SPD, Grüne und FDP lange genug regieren, zudem ihre Versprechen im Amt ehrlicher einhalten als im Wahlkampf und ob die Europäische Union bis dahin mit einer fairen, fortschrittlichen Drogenpolitik aufwartet, ist schwer zu sagen. Die USA machen bekanntlich schneller Schluss mit Unsinn wie dem Cannabisverbot und zahlen lieber gleich Entschädigungen, als sich zur Tarnung der eigenen Schuld bürokratisch endlos zu verrenken.
Junge Leute mit Qualifikationen und gutem Studienabschluss haben eher selten wirklich große Lust auf deutsche Regelwut und Kontrolle. Selbstverständlich sind Vorschriften wichtig, aber die für Bundesbürger und Zuwanderer angedachten „Cannabis Social Clubs“ dürften unter Regeln, Ideologie und schlichter Unkenntnis der zuständigen Behörden erst einmal gehörig zu kämpfen haben. Ehrlicherweise handelt es sich bei dieser halbherzigen Freigabe in Deutschland viel eher um eine Art Almosen als um echten Fortschritt. Statt Respekt gegenüber der eigenen Bevölkerung gibt’s mal wieder die übliche Mixtur aus Ignoranz und Wahlbetrug. In Übersee lauern zwar auch Risiken, vor allem aber Chancen und wenn wirklich mal was schiefläuft, ist sich der (Bundes)Staat auch nicht für eine Entschuldigung samt vollständiger Amnestie gegenüber geschädigten Bürgern zu fein.
Bei uns redet die Bundesregierung im Vorfeld der Marihuana Legalisierung, Variante „Rohrkrepierer“, hingegen am liebsten über maximale Abstandsregeln für Anbauclubs, drohen Landesfürsten mit scharfen Kontrollen rund um die Uhr, halten sich Staatsanwälte gegenüber Erwachsenen für strenge Kinderärzte. Cannabis Social Clubs sollen bitte schön nur am Stadtrand zu finden sein, fern ab vom Schützenfest mit Bieranstich und deutlich weiter weg vom Kindergarten als Schenke und Spielhalle. Wertzuwächse für Immobilien sind so kaum vorstellbar und leider wünschen sich immer noch viel zu viele Politiker für die Vereine mit der Lizenz zum gemeinsamen Grasanbau fast einsturzgefährdete Objekte, die sich jederzeit unter fadenscheinigen Gründen problemlos schließen lassen.
Das liebgewonnene Feindbild Hanfpflanze irgendwie beibehalten und Clubs als Schmuddelecken stigmatisieren scheint der Plan, anders lässt sich dieser Umgang mit, wie in der Studie zu sehen, nachweislich wertsteigernden Angeboten im Viertel gar nicht erklären. Warum eigentlich muss es bei uns so absurd laufen, während unsere Freunde bei Uncle Sam Profite absahnen und viel freier entscheiden dürfen, welches Genussmittel wo gekauft wird? Waffenverbote lassen sich nachvollziehen angesichts der Zustände in Amerika, aber wenn Forschung und Medizin, Kulturgeschichte und der gesunde Menschenverstand Cannabis eben nicht als explosives Rauschgift erkennen, sind Beschränkungen bis zum Stigma per Amtssiegel ein starkes Stück.
Vorerst wirft der staatliche Umgang mit THC für Besitzer von Immobilien genauso wie für alle anderen Bürger am Ende daher nur eine Frage auf: Sind Deutschlands politische Eliten für die Modernisierung hiesiger Gesetze lediglich zu faul, schlicht zu dumm oder beides oder handelt es sich beim Abschnüren von Potenzial ohne Not sogar um Absicht, etwa um das eigene Versagen möglichst lange zu verschleiern?