Die Hanfbranche in den Vereinigten Staaten kommt aufgrund bisher fehlender Regeln für Cannabinoide auf Bundesebene nur schwer an Kapital zum Investieren und muss nun auch noch auf eine Zusammenarbeit mit Mastercard verzichten. Als internationales Schwergewicht für elektronische Zahlungen erlaubt das Unternehmen in den USA ab sofort kein Cannabis kaufen mehr per Kreditkarte.
Bekanntlich ist der Fachhandel für Cannabis in den sogenannten „Legal States“ von Kalifornien bis Vermont bei seiner Geschäftstätigkeit meistens auf Bargeld angewiesen. Er muss ständig große Summen Dollar vorrätig haben und nach Mastercards Entscheidung fürchten Läden, Lager, Landwirtschaft künftig mehr Raubüberfälle und Einbrüche. Ist das nötig? Experten jedenfalls wundern sich, warum man in Washington tatenlos zusieht, wie das frische, innovative Gewerbe im Sortiment blockiert wird – wo bleiben Bankenreform und gesetzliche Grundlagen für Kredite im legalen Cannabishandel?
Hanfprodukte im Würgeriff des Föderalismus
Weder Donald Trump noch Joe Biden haben als US-Präsidenten eine bundesweite Legalisierung von Cannabis hinbekommen. Es wurde und wird getrickst, gezögert, geschwätzt im Weißen Haus, während viele Bundesstaaten beim Hanf als Genussmittel für Erwachsene handeln und entweder per Volksentscheid oder Erlass für klare Regeln sorgen. Meistens stimmen die Leute für THC im legalen Fachhandel oder sind Gouverneure mit Weitsicht und Respekt gegenüber der Bevölkerung im Amt, sodass Cannabis mittlerweile in fast allen States erlaubt ist, natürlich unter Auflagen und je nach Region mehr oder weniger frei verfügbar. Doch wie in Deutschland gibt es auch in Übersee noch eine Hauptstadt voller Bürokraten und Politiker, die Fakten aus der Forschung genauso wenig zur Kenntnis nehmen wollen wie die Realitäten außerhalb ihrer Blase.
Dieser speziell amerikanische Föderalismus kann den Fortschritt beim Cannabis hin zu einer allgemeingültigen, fairen Gesetzgebung zwar nicht komplett aufhalten, aber eben leider durch Blockaden gerade bei finanziellen Transaktionen nerven. Washington ähnelt etwas dem europäischen Brüssel mit seinen bräsigen EU-Behörden. Die kämpfen ebenfalls um Pfründe und Zuständigkeiten, zur Not gegen alle wissenschaftlichen Fakten und völlig egal, ob man sich dabei lächerlich macht wie beim Gerede vom CBD-Öl als angeblich berauschender Substanz oder wirtschaftliches Potenzial durch Nutzhanf sinnlos vergeudet. In den USA haben die Bundesstaaten immerhin mehr Rechte und deren Gouverneure mehr Schneid beim Kampf gegen ignorante Bürokratie, können aber keine eigenen Gesetze für Banken und Kreditinstitute auf den Weg bringen.
Stellungnahme vom Kreditinstitut kritisiert Cannabis Gesetzgebung auf Bundesebene
Statt Kredite rund um Hanfprodukte zu erlauben und Verkäufern, Bauern und verarbeitendem Cannabisgewerbe die gleichen Rechte bei der Bank zu geben wie dem Schnapshändler, kommt trotz der Veränderungen in fast allen States aus Washington nichts. Mastercard hat lange darüber hinweggesehen, ob aus Profitgier oder vielleicht Sympathie für Cannabis Konsumenten sei dahingestellt, nun aber erst mal die Reißleine gezogen. Bezeichnend freilich ist die kritische Stellungnahme vom Unternehmen zum Rückzug aus dem Hanfgewerbe. Man betont explizit, dass jeder Kauf von Cannabis und jede Transaktion sehr wohl das private Kapital der Eigentümer betrifft und ein seriöses Kreditinstitut niemals auf dem Konto seiner Kunden herumschnüffelt, bei einer mangelhaften Gesetzeslage auf Bundesebene jedoch selbst zur Zielscheibe der Justiz werden kann.
Darauf haben börsennotierte Konzerne wie Mastercard keine Lust und so leiden auch beim THC vom Finanzdienstleister über die Branche bis hin zur Kundschaft alle Beteiligten unter dem üblichen Nichtstun von Politikern. Unverständlich ist zum Beispiel, warum bei Soldaten, Sportlern und dem FBI die Regeln zum Drogentest auf THC gelockert werden und wieso Präsident Biden zahlreiche Amnestien für Opfer aus den Jahren vom „Krieg gegen die Drogen“ erlässt, doch keine allgemeine Cannabislegalisierung mit allen erforderlichen Details hinbekommt. Sind jene Trippelschritte in Amerika nur bundespolitische Brosamen und versuchter Betrug gegenüber Wählern, deren große Mehrheit pro Marihuana für Erwachsene eingestellt ist?
Auch in Deutschland schrieb die Ampel aus SPD, Grüne und FDP eine echte, faire, umfassende Cannabisfreigabe schwarz auf weiß in ihren Koalitionsvertrag und stellte nach zwei Jahren Abwarten plötzlich fest, dass die EU damit ein Problem haben könnte. Statt in Brüssel für Veränderung zu kämpfen, gibt es für mündige Steuerzahler nur ein bisschen legalen Eigenanbau, Social Clubs und etwas weniger moralischen Zeigefinger. Drogentests den Realitäten anpassen oder gar Amnestien für Menschen, denen der Staat für den Konsum einer Pflanze ihr Leben zerstört, planen die angeblich für Gerechtigkeit eintretenden Regierungsparteien aber wohl nicht und die Bundesrepublik macht sogar noch weniger Tempo als Sleepy Joe.
Marihuana Verkäufe boomen trotzdem – eine Chance für Kryptowährungen?
In den nächsten Jahren wird Cannabis in den USA per Anno bis zu 50 Milliarden Dollar einbringen, auch ohne Mastercard auf der Theke und ohne Beteiligung von Bundesstaaten wie Alabama, wo Cannabis als ähnlich böse Sünde gilt wie im bayrischen Herrgottswinkel. Weil jedoch nicht jeder Hanfladen um die Ecke einen bruchsicheren Tresor im Lager stehen hat oder eine Wachmannschaft vor dem Schaufenster, dürfte viel Bargeld leider verstärkt Kriminelle anlocken und das kleine, lokale Geschäft öfter von Raubüberfällen betroffen sein als ein finanziell gut gepolstertes Franchise. Marihuana verkaufen heißt Angestellte bezahlen, Steuern entrichten, Nebenkosten decken. Natürlich brauchen viele Unternehmen für mehr Wachstum Kredite oder zumindest die Möglichkeit, Zahlungen legal elektronisch abzuwickeln.
Von der Entlohnung der hunderttausenden Mitarbeiter ganz zu schweigen – wer läuft heutzutage schon gerne mit einem Briefumschlag voller Geldscheine durch die Gegend? VISA als Konkurrent von Mastercard erlaubt aktuell noch Zahlungen beim Cannabis, könnte nun aber nachziehen. Die Hanfwirtschaft in Amerika ist allerdings nicht so machtlos wie unsere Bauern und wehrt sich, sei es durch mehr Lobbyismus direkt in Washington oder über die Medien, wo die Vorteile der Legalisierung zum Glück deutlich neutraler und sachlicher behandelt werden als in Sendungen von ARD und ZDF. Auch wächst das Rettende nach Hölderlin immer gleich neben der Gefahr und so machen sich viele alternative Zahlungsdienstleister Hoffnungen auf gute Geschäfte mit Cannabisprodukten.
Mehrere Bundesstaaten erlauben unter anderem lokale Pay-Apps für Cannabis, dazu bieten sich Kryptowährungen wie Bitcoin an und wenn sich die Hausbank als verlängerter Arm der Regierung versteht, eben viel privates Kapital. Perfekt ist das keinesfalls und Mastercards Stopp für Zahlungen rund um Hanfprodukte ist ein herber Schlag, aber die Branche steckt nicht mehr in den Kinderschuhen und wird beim Geld sicher genauso innovative Lösungen entwickeln wie neue Verfahren zur Cannabis-Extraktion.
Währenddessen dürfte das Gezerre in Washington weitergehen. Angebliche Volksvertreter werden im Fernsehen beim Thema Hanf und Kredit von potenzieller Geldwäsche reden, von Schlupflöchern für die Mafia, von Fentanyl und was sonst noch an Gruselgeschichten hilfreich sein könnte beim Erklärungsversuch des eigenen Versagens.