Im Jahr 2021 machte man in Marokko mit einem Gesetzesbeschluss den Weg für legale Geschäfte mit Hanf und Cannabis frei. Zuvor war das Land über viele Generationen insbesondere für die herausragende Produktion feinster Haschischsorten bekannt, die jedoch stets unter einer Verbotssituation hergestellt worden sind.
Seitens der Regierung in Rabat erkannte man letztlich den wirtschaftlichen Nutzen, den eine Freigabe für medizinische und industrielle Zwecke mit sich brächte und veränderte die Lage dahin gehend, dass eine Fläche von 50.000 Hektar reformiert werden sollte. Bislang hat man dies zwar nur auf einem Bruchteil des zum Cannabisanbau genutzten Landes fertiggebracht, doch die verantwortliche Behörde ANRAC verkündete nun die ersten Ergebnisse der offiziell agierenden Landwirte. Die erste legale Ernte Marokkos soll laut Angaben der Cannabis-Regulierungsbehörde fast stolze dreihundert Tonnen betragen.
294 Tonnen im Jahr 2023
Die legalen Anbauoptionen für Hanfbauern wurden ins Leben gerufen, um den Produzenten den Weg in eine regulierte Industrie zu ebnen. Man erlaubte seitens der Regierung die legale Produktion von Cannabis für medizinische, kosmetische und industrielle Zwecke und beauftragte die „Nationale Agentur für die Regulierung von Cannabisaktivitäten“ (ANRAC) mit der Überwachung der Einführung und des Handels der Industrie. ANRAC meldete jetzt erstmals die Ergebnisse, die von 430 Landwirte auf einer Fläche von 277 Hektar im vergangenen Jahr erwirtschaftet worden sind.
Der Verbund von 32 Genossenschaften in dem legalen Umfeld hat 2023 nach Meldungen 294 Tonnen produziert, die somit offiziell für die genannten Zwecke genutzt werden können. Gepflanzt wurden die Gewächse in den nördlichen Rif-Gebirgsregionen von Al Houceima, Taounat und Chefchaouen, wo auch noch ein großer Teil der illegalen Produktion stattfindet.
Nach Angaben der Drogenbehörde der Vereinten Nationen werden im Rif rund 47.000 Hektar für den Cannabisanbau genutzt. Dies entspräche laut aber nur noch einem Drittel der Fläche von 2003, als die Regierung Marokkos sich gegen die illegalen Geschäfte stark machte und bei Verstößen hart durchgriff.
Ein wachsendes Geschäft
Auch wenn noch immer ein Großteil des in Marokko wachsenden Cannabis nicht auf legalem Wege produziert wird, entsteht ein Wirtschaftszweig mit Wachstumspotenzial. Laut ANRAC werden in diesem Jahr seitens der Regulierungsbehörde die Anträge von 1.500 Landwirten geprüft, die sich in 130 Genossenschaften organisiert haben. So startete im März auch bereits der Anbau einer lokalen und trockenheitsresistenten Landrasse namens Beldia.
Nach Daten der Unternehmensberatungsfirma Grand View Research wurde der Wert des marokkanischen Marktes für medizinisches Cannabis im Jahr 2022 auf 24,90 Millionen US-Dollar geschätzt. Und man geht davon aus, dass der medizinische Cannabismarkt des Landes von 2023 bis 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von ungefähr 48,0 Prozent anwachsen wird. Weltweit wird die legale Cannabisindustrie bis 2027 circa 55 Milliarden Dollar wert sein wird, schätzt dagegen das Datenunternehmen BDSA.
Auch Marokko versucht, diesen wachsenden Weltmarkt für legales Cannabis für sich zu erschließen, und hat im vergangenen Jahr 54 Ausfuhrgenehmigungen erteilt. Somit könnte der einst gefasste Plan aufgehen, die Einkommen der Landwirte zu verbessern und sie vor „Drogenhändlern“ zu schützen, die den Cannabishandel im Land bislang beherrschen und ihre Produkte illegal verschiffen.
Aktuell sind aber erst zwei legale Cannabisverarbeitungsanlagen in Betrieb, während zwei weitere auf die entsprechende Ausrüstung warten. Nur 15 Cannabisprodukte sind nach Angaben von ANRAC derzeit für die medizinische Verwendung zugelassen. Wachstum wird jedoch in allen Bereichen mit großer Sicherheit erwartet.