Durchsucht man Zeitungen und Onlineplattformen nach Häusern oder Wohnungen zum Mieten oder Kaufen, so findet man neben den Eigenschaften des Objekts selbst auch stets noch Informationen über die geografische Lage. Dabei sind außer den Angaben über die urbane oder ländliche Umgebung (Makrolage) die Entfernungen zu Alltags-relevanten Punkten wichtig, die Nähe zu Bus oder Bahn, zum nächsten Supermarkt oder Schwimmbad (Mikrolage).
Wie sich zeigt, könnte in Zukunft auch die Entfernung zum nächsten Cannabis-Händler eine erwähnenswerte Information sein, wenn man seine Immobilie gut an den Mann, die Frau oder die Familie bringen will.
Der rechtliche Status von Cannabis beeinflusst die Immobilienpreise
Das Ergebnis einer aktuellen Studie der Immobilienplattform Clever Real Estate zeigt den Einfluss eines legalisierten Cannabis-Handels auf die Immobilienbranche. Man analysierte dafür die Daten des Immobilienmarkts von 2014 bis 2019 und stellte dabei etwas beeindruckendes fest. In Städten mit legalem Zugang zu Cannabis als Genussmittel steigt der Wert von Immobilien. Im ausgewerteten Zeitraum stiegen die Preise für Einfamilienhäuser im Durchschnitt um 22,888 Dollar stärker an, wenn in der Stadt auch legale Marihuana-Dispensaries verortet sind.
Je länger Cannabis legal ist, desto größer die Wertsteigerung
Der Wertzuwachs der Häuser scheint nicht zwingend an den Verkaufsstellen zu hängen, so stiegen die Preise auch an Orten, an welchen zwar Cannabis legalisiert war, die jedoch nicht über ein Fachgeschäft verfügten. Doch bei Städten mit Dispensaries scheint die Entwicklung am signifikantesten zu sein. Die Immobilien von Colorado und Washington, wo Cannabis bereits einige Jahre legal erhältlich ist, haben die größten Wertsteigerungen erfahren. In Denver zum Beispiel hat das erste Cannabis-Fachgeschäft am 1. Januar 2014 eröffnet. Seitdem sind die Werte für Wohnimmobilien dort um 67,8 Prozent gestiegen, was den größten Wertzuwachs seit über zwei Jahrzehnten darstellt.
Medizinische Legalisierung spielt für den Immobilienmarkt keine Rolle
So scheint sich also eine progressive Cannabispolitik auf den Immobilienmarkt auszuwirken und den Wert nach oben zu treiben. Nur die Gesetzgebung für die medizinische Nutzung von Cannabis scheint hier keine Rolle zu spielen. Denn in Städten, in denen nur Medizinalhanf legal ist, stiegen die Immobilienpreise im gleichen Maße wie dort, wo es komplett illegal ist.
Cannabis als strategischer Faktor für den Immobilienmarkt?
Sollte man diese Studienergebnisse der USA auf die ganze Welt übertragen können, kann man einige interessante Überlegungen dazu anstellen. Zum Beispiel müsste man als Immobilien-Spekulant direkt hellhörig werden und Häuser dort kaufen, wo demnächst eine Cannabis-Legalisierung als sicher gilt. Andererseits sollte man als Hausbesitzer mit dem Verkauf noch warten, wenn man eine baldige Legalisierung erwartet und das Haus in ein paar Jahren noch mehr einbringt. Und wenn es bei uns eines Tages so weit sein wird, und Hanf legal im Handel erhältlich ist, dann ergibt es vielleicht Sinn, die Nähe zu einem Cannabis-Fachgeschäft in den Immobilien-Anzeigen zu bewerben.