Eine legale Cannabisindustrie kann Risiken des Konsums vorbeugen, Jugendschutz verbessern, die Schwelle für Suchthilfe niedriger werden lassen, und sie kann an einem Ende Kosten einsparen, während sie an anderer Stelle Gewinne abwirft. Wie ein Bericht des New Mexico Department of Workforce Solutions aufzeigt, schafft der legale Markt auch viele Arbeitsplätze.
Auch wenn die Gesetzesreformen noch nicht in trockenen Tüchern sind, so freuen sich dennoch bereits Tausende Konsument auf die hoffentlich bald kommende Entkriminalisierung. Vor lauter Dankbarkeit, dass sich überhaupt etwas bewegt, wird unter den Teppich gekehrt, dass die eigentlichen Pläne der Legalisierung andere waren. Manche Ziele, die man mit einem legalisierten Handel von Cannabisprodukten verfolgt, werden mit der nun anstehenden Entkriminalisierung nicht erreichbar sein.
In der vom Hanfverband vor ein paar Jahren veranlassten „Haucap-Studie“ hat der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Justus Haucap errechnet, welche ökonomischen Vorteile die Legalisierung von Cannabis für Deutschland hätte. Dabei hat er einerseits die Ausgaben berücksichtigt, die bis dato jährlich in der Strafverfolgung getätigt werden, von der Polizei über die Gerichte hin zum Strafvollzug, andererseits hat er auch Steuereinnahmen einbezogen, die der Handel generieren würde. Letzteres wird mit der geplanten Entkriminalisierung jetzt ausfallen, die nur nicht kommerzielle Möglichkeiten des Umgangs mit Cannabis vorsieht wie Cannabis Social Clubs. Leider werden dadurch aber nicht nur dem Fiskus einige Gelder entgehen, auch Arbeitsplätze, die eine legale Cannabisbranche schaffen würde, wird es jetzt nicht geben.
4.600 Cannabis-Arbeitsplätze bei 2 Millionen Einwohnern
Das New Mexico Department of Workforce Solutions hat gerade einen Bericht veröffentlicht, in dem die Entwicklung der Arbeitsplatzsituation in der Cannabisindustrie dargelegt wurde. Dem Bericht zufolge beschäftigt der US-Bundesstaat zum Ende des letzten Jahres 4.600 Menschen in der Branche. Beeindruckend daran ist nicht nur, dass die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel in New Mexico erst knapp zwei Jahre zurückliegt und die Zahlen insofern die Entwicklung nach gerade einmal 18 Monaten berücksichtigen, sondern auch, dass der Bundesstaat insgesamt über 2,1 Millionen Einwohner verfügt. Würde man die in der Cannabisindustrie beschäftigten Menschen auf die deutsche Bevölkerung mit etwa 85 Millionen Einwohner hochrechnen, wäre das Potenzial für den hiesigen Arbeitsmarkt wirklich beachtlich.
Cannabis Einzelhandel bietet die meisten Jobs
Die meisten Arbeitsplätze im Cannabisbereich gibt es tatsächlich im Einzelhandel. 88 Prozent der Beschäftigten in New Mexico sind in Abgabestellen angestellt. Nur 3,7 Prozent arbeiten im Anbausektor, weitere 3 Prozent in der Weiterverarbeitung, 2,6 Prozent im Großhandel und 2,4 Prozent in anderen Bereichen. Auch die Unternehmen, die seit der Legalisierung gegründet wurden, sind zum größten Teil im Verkauf von Cannabis an Endkunden aktiv. So gibt es in New Mexico 112 Einzelhändler, 21 Anbaubetriebe, 10 Cannabis-verarbeitende Unternehmen und 4 Großhändler.
Viele Marihuana Worker verdienen schlecht
Natürlich ist es ganz großartig, wenn die legale Cannabisbranche die Wirtschaft ankurbelt und Menschen hier eine Beschäftigung finden. Leider sind viele der Jobs nicht gerade vernünftig bezahlt. Im vierten Quartal 2022 lag der durchschnittliche Wochenlohn bei 560 US-Dollar. Im gesamten Bundesstaat wies nur das Gastgewerbe niedrigere Löhne auf, gerade einmal 474 Dollar. Vorübergehend hatten auch Beschäftigte in der Cannabisindustrie bessere Gehälter. Anfang 2021 lag der Durchschnitt noch bei 655 Dollar pro Woche, Ende 2021 sogar bei 715. Die Lohnentwicklung folgt teilweise auch den Grammpreisen von Cannabis, die je nach Angebot und Nachfrage stark schwanken können.
Kurz nach der Legalisierung ist die Verfügbarkeit von Cannabis oft noch schlecht und die Grammpreise hoch. Nach einer gewissen Zeit entwickelt sich ein Überangebot und die Preise rutschen in den Keller. In Deutschland soll Cannabis zunächst nur Entkriminalisiert werden, ohne dass eine legale Industrie implementiert wird. Sollte einige Jahre später eine umfassende Legalisierung folgen, so könnte es sein, dass die großen Preisschwankungen ausbleiben, da es dann bereits durch die Social Clubs ein stabiles Angebot an Cannabisprodukten gibt. Bis es so weit ist, ist das natürlich reine Spekulation. Fakt ist aber, dass Deutschland vorläufig nicht von einigen Vorzügen der richtigen Legalisierung profitieren wird, darunter auch einem Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt.