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Wie schon in den letzten beiden Jahren vergab die EIHA (European Industrial Hemp Association) auf ihrem Jahreskongress auch 2020 den Innovationspreis „Best Hemp Product of the Year“. Die Jury wählte unter den sechs Bewerbern drei Preisträger aus. Zum Gesamtsieger gekürt wurde, noch vor dem marokkanischen SUNIMPLANT-Hausbauprojekt und einer vom Sächsischen Textilforschungsinstitut entwickelten industriell verwertbaren Faser auf Hanfbasis, ein Hanf-Vollerntegerät mit dem Namen „Henrys Hemp Harvester“. Erfunden und zur Marktreife gebracht vom niedersächsischen Elektroingenieur Henry Wieker.
Hanf-Erntegeräte – Nachholbedarf bei der technischen Entwicklung
Neben politischen Widerständen ist, das wohl größte Hindernis für den Durchbruch von Hanf als massentauglicher, industriell verwertbarer Rohstoff, der Rückstand in der technischen Entwicklung. Nach langen Jahrzehnten, in denen aufgrund fehlenden Bedarfs die Entwicklung landwirtschaftlicher Maschinen rund um den Hanfanbau brach gelegen hat, ändert sich die Situation aktuell grundlegend.
Dadurch, dass Hanf als so vielseitiger wie ökologisch wertvoller Rohstoff zunehmend ins Bewusstsein von Öffentlichkeit und Wirtschaft rückt, wird auch der Hanfanbau für Landwirte zunehmend attraktiver. Weil die passenden Maschinen fehlen, musste bisher allerdings ein großer Teil der mit dem Hanfanbau verbundenen Arbeit von Hand erledigt werden, insbesondere was die Ernte betrifft. Das ist nicht nur umständlich, sondern auch arbeits- und damit kostenintensiv. Das neu entwickelte, von der EIHA ausgezeichnete Hanf-Erntegerät Henrys Hemp Harvester, kurz HHH, schafft hier wirkungsvoll Abhilfe.
Henrys Hemp Harvester – leicht, schnell und einfach zu bedienen
Henrys Hemp Harvester ist ein Frontlader-Anbaugerät zur Ernte von Hanfblüten und Hanfstängeln. Nach vier Jahren intensiver Forschung und Entwicklung ist es dem Erfinder, Henry Wieker, nun gelungen, den Harvester zur Produktionsreife zu bringen. Um das Gewicht des Gerätes so niedrig wie möglich zu halten, bestehen Rahmen und Walzen aus Aluminium. Antrieb und elektrische Mähbalken funktionieren hydraulisch. Alle Teile der Maschine, die bei der Ernte in direkten Kontakt mit den Hanfpflanzen kommen, bestehen aus Edelstahl und erfüllen dadurch die strengen Anforderungen, die der Gesetzgeber für die Produktion von Lebensmitteln und für pharmazeutische Produkte festgelegt hat.
Der HHH ist standardmäßig als Doppelmodul ausgerüstet, also mit zwei parallelen Mähbalken, kann aber auf bis zu sechs Module ausgebaut werden. Mit einem Doppelmodul bestückt, beträgt die Erntebreite 140 cm. So bewältigt der Harvester in einer Stunde einen halben Hektar Anbaufläche. An einem achtstündigen Arbeitstag können vier Hektar geerntet werden, und das von lediglich drei Personen. Setzt man die Hanf-Erntesaison inklusive Ruhezeiten mit insgesamt 60 Tagen an, ergibt sich eine potenzielle Erntefläche von bis zu 200 Hektar. Das Gewicht des Harvesters mit zwei Modulen liegt bei nur 350 Kilogramm. Daher kann das Gerät auch mit einem kleinen Traktor verwendet werden.
Für seinen Harvester kombinierte Henry Wieker eigens entwickelte Bauteile mit solchen, die sich in anderen Anwendungen bereits bewährt haben. So besteht das Gerüst der Erntemaschine aus Gitterstrukturen, die man vom Bühnenbau kennt, und das Schneidwerk wurde einst für die Rapsernte entwickelt.
Effizienzrevolution auf dem Hanffeld
Der große Vorteil von Henrys Hemp Harvester: Er kombiniert in einem Arbeitsgang die Ernte von Blüten und Stängeln. Mittels eines speziell entwickelten, patentierten Mechanismus streift der Harvester die Cannabisblüten auf so schonende Art und Weise von der Pflanze ab, dass die Qualität vergleichbar ist mit der einzeln von Hand geernteter Blüten. Gleichzeitig schneidet das Gerät die Hanfstängel, die anschließend auf dem Feld bleiben, um zu verrotten, während die Blüten in einem Big-Bag oder einem Container zur Weiterverarbeitung gesammelt werden. Ein zusätzliches Plus: Vorausgesetzt, die Samen sind bereits reif, können sie vom Harvester gleich mit geerntet werden. So bietet das Gerät einen dreifachen Nutzen.
Das schonende Abstreifen der Hanfblüten von der Pflanze hat noch einen weiteren Vorteil. Nicht nur, dass im Gegensatz zur Ernte per Schnitt alle wichtigen Inhaltsstoffe erhalten bleiben, sind die gewonnenen Blüten so rein von Stängelmaterial, dass sie nicht mehr extra gesäubert werden müssen. Das spart viel Arbeit und garantiert eine hohe Qualität des Ernteguts. Insbesondere für kleine und mittlere Betriebe bedeutet die mit dem Harvester verbundene Effizienzsteigerung, dass sie ihre Anbaufläche erweitern und dadurch wettbewerbsfähiger werden können. Zudem wird der Hanfanbau unabhängiger vom Wetter, das bei der zeitraubenden Ernte per Hand oft genug Probleme bereitet. Insgesamt macht Henrys Hemp Harvester aufgrund der Steigerung der Effizienz bei garantiert hoher Erntequalität die Produktion von Hanfblüten auch für kleinere Betriebe lukrativer, speziell in Ländern mit hohen Arbeitskosten.
Wie Henry Wieker in einem Interview mit dem Branchenblatt krautinvest betont, hat er den HHH gezielt für den Einsatz in kleineren Betrieben entwickelt, da es seiner Überzeugung nach gerade diese kleinen Betriebe sind, die zwar mit viel Herzblut an die Sache herangehen, gleichzeitig aber ohne die entsprechende Technik kaum mehr als fünf Hektar Hanf anbauen können, ohne bei einer Ernte per Hand zeitliche Probleme zu bekommen. Gleichzeitig, so Rieker, sind es oft gerade diese kleinen Unternehmen, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit legen.
Wie groß der Bedarf an einem Vollerntegerät in der Hanfbranche ist, zeigt sich unter anderem daran, dass für den HHH bereits Bestellungen aus Deutschland, Polen, Luxemburg und Irland vorliegen. Für die Zukunft kündigte Henry Rieker bereits ein weiteres Gerät an, nämlich einen leistungsfähigen stationären Bud- oder Blüten-Stripper. Man darf gespannt sein.
Quellen
fotocredit: henryshempharvester.com