Ein Forschungsteam der University of Kentucky in den USA untersuchte elf Hanfsorten, von denen die polnische Hanfsorte Białobrzeskie das größte wirtschaftliche Potenzial zeigte. Białobrzeskie wies den höchsten Samenertrag auf, wobei aus dem Verkauf von Saatgut und Biokraftstoffmaterial schätzungsweise 1.328 € pro Hektar erzielt werden könnten, so die Autoren der Studie.
Teil der Studie waren sechs reine Faserhanfsorten und fünf Sorten, die sowohl Fasern als auch Samen produzieren und im Hinblick auf ihr wirtschaftliches Potenzial als Rohstoffpflanzen untersucht wurden. Die Forscher untersuchten auch, wie sich das Rohmaterial, das aus den Pflanzen für die Herstellung von Biokraftstoff gewonnen wurde, unter Laborvorbehandlung und enzymatischer Hydrolyse zur Steigerung von Biokraftstofferträgen verhält.
Die polnische Hanfsorte Białobrzeskie wurde ursprünglich in den 1960er-Jahren vom polnischen Institut für Naturfasern und Heilpflanzen (IWNiRZ) für die Textilproduktion entwickelt. Die Sorte produziert aber auch einen hohen Ertrag an Samen. Ferner wurden die Blüten von Białobrzeskie in den letzten Jahren vermehrt zur Herstellung von CBD verwendet. Interessanterweise hat die Sorte einen gleichbleibenden THC-Gehalt von unter 0,2 %.
„Wir wissen seit Langem, dass sich Białobrzeskie hervorragend für eine duale Ernte eignet“, so Witold Czeszak, der die Abteilung für Technologietransfer am IWNiRZ leitet. „Die Forschungsergebnisse sind eine weitere Bestätigung für die wirtschaftliche Überlegenheit dieser bewährten Sorte“.
Studie mit elf verschiedenen Hanfsorten
Forscher pflanzten elf Hanfsorten aus Europa und den USA auf der Spindletop-Farm der Universität von Kentucky sowie am Robinson Center for Appalachian Resource Sustainability im Rahmen eines Projekts an, das von David Williams, einem renommierten britischen Agrarprofessor und Befürworter der dualen Ernte von Hanf, ins Leben gerufen wurde.
Alle fünf Hanfsorten, die wegen ihrer dualen Nutzung gezüchtet wurden, produzierten höhere wirtschaftliche Erträge als die reinen Faserhanfsorten. „Eine vorläufige Kostenanalyse deutet darauf hin, dass die Doppelnutzungssorten hinsichtlich des potenziellen Bruttogewinns pro Hektar insgesamt Vorteile gegenüber den Fasersorten haben“, erklären die Forscher in einer Zusammenfassung der Studie. Neben Białobrzeskie wurden auch die Doppelnutzungssorten Santhica 27 und Felina 32, beides französische Sorten, und NWG 452, eine zweite Sorte aus Colorado, getestet. Die Faserhanfsorten in der Studie stammten aus Italien und Frankreich: ASSO, Codimone; Carmaleonte, Elleta Campana und Fibranova Futura 75.
Mehr Forschung erforderlich – Hanf als Rohstoff für Biokraftstoffe
„Diese kombinierten Auswertungen zeigen, dass Industriehanf ein bedeutendes Potenzial hat, eine vielversprechende regionale Rohstoffpflanze für die Produktion von Biokraftstoffen und Produkten mit Mehrwert zu werden“, sagte Jian Shi, Assistenzprofessor in der Abteilung für Biosysteme und Agrartechnik, der die Forschung leitete. „Die agronomische Verwendung der Nutzpflanze, sowie Verarbeitung nach der Ernte, Umwandlung von Biokraftstoffen und andere potenzielle Hanf-Nebenprodukte müssen weiter erforscht werden“.
In einer früheren Studie konnten Forscher zeigen, dass das Potenzial von Hanf für die Herstellung von Biokraftstoffen mit dem von Nutzpflanzen wie Kenaf, Rutenhirse und Sorghum vergleichbar ist. Weil der Markt für Biokraftstoffe ähnlichen Schwankungen wie der Hanfmarkt unterliege, sei es sehr wichtig, dass bei der Ernte anfallende Nebenprodukte Verluste eines rückläufigen Marktes ausgleichen können. Hanf habe ein größeres Potenzial für Nebenprodukte als andere aktuelle Rohstoffe für Biokraftstoffe, so Shi.