Auch an der Börse sorgt die anvisierte Legalisierung von Cannabis in Deutschland unter Anlegern für Gesprächsstoff. Bei derzeit äußerst schwachem Wachstum im Inland benötigt die hiesige Wirtschaft dringend Impulse und normalerweise wären legale Hanfprodukte gut für einen kleinen, aber feinen Boom, egal ob nun in der Landwirtschaft, dem Einzelhandel oder beim Erforschen neuer medizinischer Optionen.
Das Problem: Die Freigabe der Ampelkoalition ist wie die meisten Gesetzesvorlagen dieser Regierung unausgegoren, halb fertig und nimmt fast überhaupt keinen Bezug auf die eigentlich nötigen Aspekte einer modernen Drogenpolitik. Weder sind Fachgeschäfte für Erwachsene geplant, noch umfangreiche Subventionen in den Alleskönner Nutzhanf. Lohnt sich der Einstieg in Cannabis Aktien oder entsprechende ETF der Branche trotzdem und worauf sollten Investoren beim Thema THC und Co besonders achten?
Cannabinoide sind (noch) kein normales Geschäftsmodell
Alkoholika aller Art, Tabak und natürlich Medikamente mit der chemischen Keule lassen sich weltweit und hierzulande zwar mit gewissen Auflagen, doch in der Summe relativ einfach handeln. Für Cannabis gilt das derzeit nicht, weil gerade in der EU diverse Mitgliedsstaaten wie vor allem Frankreich mit seiner mächtigen Pharmaindustrie zusammen mit der allgewaltigen Europäischen Kommission wie so oft auf Pfründen hocken und möglichst keine Veränderungen wünschen. Obwohl Deutschland als größter Nettozahler einiges zum Guten bewegen könnte, ist die Bundesregierung wahlweise zu faul, zu träge oder schlicht zu verlogen, um gegenüber der Bürokratie in Brüssel eine echte Legalisierung von Hanf wie in Kanada oder vielen US-Bundesstaaten durchzusetzen.
Stattdessen möchte man auch nach der Freigabe von künftig bis zu 50 Gramm Marihuana Besitz und dem Anbau von bis zu drei Hanfpflanzen weiter kontrollieren, was mündige Bürger und Steuerzahler in ihrer Freizeit tun. Auch den Bauern kürzt ein grüner Landwirtschaftsminister am Schreibtisch im Elfenbeinturm lieber die Subventionen beim Agrardiesel als frische Chancen rund um Nutzhanf freizuschaufeln. Ganz folgerichtig werden aktuell die wirklich dicken Umsätze mal wieder ganz woanders eingefahren. An der Börse wird diese Entwicklung natürlich beobachtet. Cannabinoide gelten zwar grundsätzlich als vielversprechend, schließlich handelt es sich um das vielleicht älteste Heilmittel der Welt und einen Klassiker der Genussmittel mit vielen hundert Millionen Konsumenten, doch das wird im Moment genauso wenig respektiert wie ökonomisch ausgenutzt.
Verbraucher wissen mittlerweile ziemlich genau, dass THC und CBD laut heutiger Forschung deutlich weniger Risiken haben können als Bier und Zigaretten. Deren Lobbyisten schlafen aber nicht, sondern finden offensichtlich in Brüssel wie Berlin immer noch Gehör und sorgen im Verbund mit den üblichen Moralisten, Funktionären und politischen Schnapsnasen für entsprechende Blockaden. Cannabis soll trotz der nun bevorstehenden Legalisierung in Deutschland als eine Art berauschende Substanz betrachtet bleiben, für deren Gebrauch es angeblich die Erlaubnis durch Vater Staat unbedingt benötigt. Jede Spekulation auf Hanf an der Börse bleibt deshalb im Moment eine klare Wette auf die Zukunft – was allerdings für Wertpapier sowieso gilt und nicht unbedingt Nachteile haben muss.
Welche Unternehmen setzen auf Haschisch und Marihuana als Geschäftsmodell?
Eine Anlage in Cannabinoide muss zwischen großen, international tätigen Bluechips vorwiegend aus Nordamerika und heimischen Unternehmen unterscheiden und ein Portfolio mit Hanf-Aktien entsprechend gewichten. Ausländische Firmen könnten mit Schutzzöllen belästigt werden, wenn die Nachfrage beim Cannabis als Medizin nach der Legalisierung zulegt, während regional tätige Firmen mit maximaler Bürokratie zu kämpfen haben. Auf dem Parkett dreht sich das Gespräch bei hiesiger THC-Wirtschaft beispielsweise um Unternehmen wie Cannovum, Cantourage und Synbiotic, die im therapeutischen Bereich forschen und sich eigenen Aussagen zufolge ebenfalls für Konsum in der Freizeit interessieren. Schon länger aktiv und an der Börse verfügbar sind Konzerne von Canopy Growth, Aurora Cannabis und Tilray. Deren Kurse schwanken stark und man sitzt dort verständlicherweise noch auf hohen Schulden, weil es zum Start eben viele Investitionen zu tätigen gilt.
Doch auch andere Spieler stehen bereits in den Startlöchern. Es ist aufs Neue eine Ironie der Hanf-Geschichte, wenn gerade jene schon erwähnten Tabakhersteller, Bierbrauer und ausgerechnet Big Pharma wie Abbvie oder Novartis dieser Tage eine Menge Geld in Cannabis stecken. Genau solche Firmen fuhren auf dem Rücken geschundener Bürgerrechte dank der THC-Verbote über Jahrzehnte hinweg prächtige Umsätze ein. Nun aber erkennt man in der Chefetage, welche Gefahr der botanische Allrounder mit seinen kongenialen Wirkstoffen darstellt und es wird schamlos versucht, das dank der vielen Tabaktoten und Alkoholiker erzielte Kapital in Cannabinoide umzuschichten. „Weed-Washing“ wäre dafür ein passender Begriff, doch Anleger könnten eben Profite machen, auch wenn es sich um extra unmoralische Konzerne handeln mag.
Langfristig in Hanfprodukte investieren oder in Leerverkäufe bei Kursverlusten?
Interessanterweise bieten sich Cannabis Aktien für beiden Richtungen vom Aktienhandel an. Auch bei den flexiblen ETF’s sind sowohl „long“ und „call“ für Käufe wie umgekehrt „short“ und „put“ für Verkäufe möglich. Gerade weil die Bewertung an den Märkten beim Hanf mitunter so stark schwanken kann, warten unter Umständen sehr ordentliche Profite für kurzfristig orientierte Trader mit dem Finger am Abzug – während das langfristige Investment in Cannabinoide momentan noch mit recht vielen Herausforderungen zu tun haben dürfte. Fokussiertes Trading und rasches Agieren ohne Panik scheint aktuell die beste Strategie – natürlich zusammen mit einem generell wichtigen Stock Picking beim Auswählen von geeigneten Wertpapieren.
Die sortiert man zum Beispiel per Chartanalyse mit den üblichen Hinweisen rund um rote wie grüne Kerzen, muss sich aber bei dieser Taktik am Markt schon ein wenig auskennen. Stoppkurse zu setzen ist da ähnlich entscheidend wie den richtigen Einstieg finden. Immerhin ist Cannabis an der Börse kein geringes Thema und es gibt eine Menge Analysen, Newsletter und Berichte zum Studieren, die das Investment erleichtern. Wer auf Leerverkäufe steht und Short-Selling mit Methode, kann das probieren und wird unter Umständen sogar schneller Geld verdienen als Leute mit einem langen Atem.
Was Cannabis-Aktien und Cannabis-ETFs’s an der Börse bewegt
Jede Meldung einer Legalisierung sorgt für Impulse nach oben, doch wenn dann der nächste Quartalsbericht ansteht und wegen der hohen Schulden manchmal sogar eine Gewinnwarnung verkündet wird, rasseln Cannabis Aktien und der ETF mit Hanfpapieren gleich wieder runter. Viele Firmen im medizinischen Bereich haben Forschungsprojekte in der Pipeline und es ist wichtig zu schauen, wie weit der Fortschritt bei der Zulassung ist und um welche Indikationen beziehungsweise Behandlungsoptionen es sich überhaupt handelt.
Sehr seltene Krankheiten mit Hanf therapieren wird wahrscheinlich weniger Umsatz erzielen als eine Art natürliches Aspirin aus THC! Ob Präparate ein Erfolg werden, bleibt zwar Spekulation, doch bereits in Phase 3 der Zulassung befindliche Cannabinoide dürften für den Aktienkurs eher Vorteile haben als ein gerade erst beantragtes Projekt.
Die Pleite vom schuldenfinanzierten Unternehmen ist genauso einzukalkulieren wie der Aufstieg zum Marktführer und das macht die Anlage in Hanf so schwierig wie spannend. Ein großer Kurstreiber sind in der jungen Branche aber auch Übernahmen und der Erwerb von großen Anteilen durch andere Unternehmen, von denen wie beschrieben häufig Vertreter aus dem Genussmittelbereich und der Pharmaindustrie infrage kommen.
Manche Cannabis-Aktie lebt praktisch von solchen Zuschüssen und das kann beruhigend sein wie zugleich bedrohlich, weil es in der Wirtschaft auf lange Sicht nie wirklich hilfreich ist, von irgendwelchen Geldgebern im Hintergrund abzuhängen. Für Deutschland wird sich erst einmal der Markt für Hanfsamen anbieten, weil Erwachsene bis zu drei Gewächse mit THC selbst anbauen dürfen und eben der medizinische Bereich, während Freizeitkonsum und eigentlicher Fachhandel online wie vor Ort derzeit in Nordamerika erlaubt sind.
Wem die Auswahl schwerfällt, kann einzelne Wertpapiere ignorieren und stattdessen in Cannabis-ETFs investieren. Die schwanken zwar ebenfalls, wenn auch nicht so stark, und sind vollgepackt mit Aktien aus der Branche, wobei häufig eine gewisse Richtung eingeschlagen wird. Medizin, Wellness, Freizeitgebrauch von Haschisch und Marihuana – der Fokus vom ETF ist entscheidend und es gibt auch einige Anlagen dieser Form, die möglichst viel vom Potenzial der Hanfpflanze in einem Paket bündeln.
Obwohl es sich dem Namen nach um Fonds handelt, ist der sofortige Kauf wie Verkauf drin. Die Gebühren sind bei ETF’s ebenfalls niedriger als beim klassischen Immobilienfonds. Deutschland und jene bürokratische Cannabis-Legalisierung der Ampelregierung sollten leider eher erst mal keinen echten Durchbruch bringen und der Markt bleibt auch global noch recht klein. Das galt auch mal für Tabak, Alkohol und Medizinprodukte, deren zugehörige Konzerne heutzutage mit den höchsten Börsennotierungen aufwarten.