Die Tage des Jahres 2018 sind beinahe gezählt, und doch kann auch vor dem Jahreswechsel immer noch etwas geschehen, wenn es um die globale Liberalisierung von Cannabis geht. Dieses Jahr hat uns deutlich gezeigt, dass auch überraschende Veränderungen möglich sind und Entwicklungen ungeahnt schnell vorangehen können.
In so vielen Ländern auf der ganzen Welt konnte die Pro-Cannabis-Bewegung Erfolge und neue Freiheiten feiern. Zu Weihnachten erst gab die thailändische Regierung die baldige Legalisierung von Medizinalhanf bekannt, die vielleicht letzte gute Nachricht in Sachen Cannabis im Jahr 2018.
Viele Wege führen zur Liberalisierung von Cannabis
Was dieses Jahr sehr stark verdeutlicht hat, ist, dass es nicht nur den einen, den parlamentarischen, Weg zur Legalisierung gibt, sondern dass unterschiedliche Prozesse zu dem Resultat, der gesetzlichen Lockerung, führen können, sei es eine Gerichtsentscheidung oder eine Volksabstimmung. Auch die Hintergründe, die zur Legalisierung von Cannabis führen, sind äußerst vielfältig. Die klassische Variante, also dass die Politik auf den Willen des Volkes oder Bürgerinitiativen reagiert, das geschieht äußerst selten auf nationalen Ebenen größerer Länder, sondern in Kleinstaaten und etwa den US-Bundesstaaten, die mehrheitlich via Volksentscheid die gesetzlichen Änderungen beschlossen.
Die höchsten Instanzen der Judikative, also die obersten nationalen Gerichtshöfe, sind da eher ein Entscheidungsträger, so zum Beispiel in Südafrika und Mexiko. Wenn allerdings Regierungen den Beschluss fassen, Cannabis zu entkriminalisieren oder zu medizinischen oder Genusszwecken zu legalisieren, dann geht es selten darum, dem Volk ein Grundrecht zuzugestehen. Viel häufiger sind die Entscheidungen politisch oder wirtschaftlich motiviert. In der Karibik beispielsweise werden die Gesetzesänderungen verschiedener Inselstaaten zwar gerne mit Zugeständnissen an religiöse Gruppen wie die Rastafari geschmückt, doch eigentlich geht es darum, auf dem Cannabis Weltmarkt eine Rolle als Exporteur spielen zu können. Auch die nun rasch voranschreitenden Entwicklungen in Asien scheinen auf eine baldige Teilhabe am weltweiten Cannabis Boom ausgerichtet zu sein.
Hanf als Weg aus finanziellen Schwierigkeiten
Für manche Regionen der Erde ist die Cannabis-Legalisierung auch eine echte Chance. Entwicklungs- und Schwellenländer könnten von der wachsenden Hanfindustrie profitieren, in vielen herrschen ganzjährig gute Bedingungen für den Anbau. Mit geringem Aufwand könnte in armen Regionen ein neuer Wirtschaftszweig aufblühen. Im Libanon wird beabsichtigt, durch Cannabis die nationale Schuldenkrise zu bewältigen, die bereits seit Langem unlösbar scheint. Malawi, ein afrikanisches Land zwischen Sambia, Tansania und Mosambik legalisiert ebenfalls den Anbau von Cannabis, um seine Wirtschaft anzukurbeln.
Bis Dato macht der Tabakanbau einen großen Teil der Landwirtschaft in Malawi aus, doch dieser Wirtschaftszweig bricht angesichts der sinkenden Konsumentenzahlen allmählich weg. Daher hat das Parlament des Landes einen Gesetzentwurf zur Legalisierung von industriell und medizinisch genutztem Hanf ausgearbeitet, der voraussichtlich in Kürze der Nationalversammlung vorgelegt wird. Andere afrikanische Länder wie Simbabwe, Marokko und Lesotho haben den Marihuana-Anbau entweder ebenfalls legalisiert oder erwägen den Schritt, da auch für diese Länder Cannabis eine Lösung für wirtschaftliche Probleme werden kann.
Auch Industrieländer könnten mit Cannabis Probleme lösen
Da auch in Deutschland seit Inkrafttreten des Cannabis als Medizin Gesetzes der Absatz an Marihuana wächst und eine Legalisierung zu Genusszwecken diesen noch potenziell steigern würde, könnte auch die Bundesrepublik hier nur profitieren. Die Kosten der Prohibition sind exorbitant, wie die Haucap-Studie gezeigt hat, und längst ist nicht alles eingerechnet, was die Staatskasse entweder durch das Ende der Strafverfolgung einsparen, oder mit der Erhebung von Steuern auf Cannabisprodukte einnehmen könnte. Vom Aufschwung durch die entstehenden Arbeitsplätze ganz zu schweigen. Genau die gleichen Vorteile würden sich für Österreich oder die Schweiz ergeben, wenn dort Cannabis konsequent legalisiert würde.
Insofern scheint jede Maßnahme der Cannabis-Liberalisierung ein Gewinn für das Land zu sein, das sie ergreift. Schon bald werden wir Zeugen werden, wie der Cannabis Boom mit Luxemburg das erste Land der Europäischen Union erreicht. Andere Nationen werden argwöhnisch den Erfolg beäugen und beinahe jede Information in ihren Medien breittreten, die eine negative Folge der Legalisierung andeuten könnte, während sie eigentlich wissen, dass die Vorteile klar überwiegen.
Wen geht die Legalisierung eigentlich etwas an?
Doch der Teil der Bevölkerung, der nicht an einem legalen Umgang mit Cannabis interessiert sind, ist nicht zwingend dagegen. Frage ich heute einen CDU oder AfD wählenden Rentner, ob er für die Legalisierung von Cannabis ist, wird er dies verneinen, doch in seinem Alltag würden ihn die Konsequenzen weder betreffen noch interessieren.
Würde in der Stadt ein Cannabis-Shop eröffnen, würde er vielleicht das eine oder andere Mal darüber schimpfen, doch kurze Zeit später würde es überhaupt keine Rolle mehr spielen, er würde wohl nicht bemerken, dass seine Kommune mit den zusätzlichen Einnahmen finanziell besser da steht. Doch diejenigen, die am legalen Cannabis-Markt einen Job finden, die Konsumenten, die entkriminalisiert würden, oder die Kommunen und Länder, die die Einsparungen und Steuereinnahmen auf ihrer Bilanz verbuchen dürften, für die würde es eine Rolle spielen und sie würden es merken, am eigenen Leib.
Eigentlich geht die Legalisierung uns alle an, weil wir neben wirtschaftlichen auch ökologische und soziale Probleme lösen könnten, würden wir uns diese vielseitige Pflanze wirklich zunutze machen.