Vier Jahre nach der Legalisierung von Cannabis als Medizin in Deutschland können Patienten nun auf Cannabisblüten zurückgreifen, die in Deutschland angebaut wurden. Cansativa startet den Vertrieb inländisch angebauter medizinischer Cannabisblüten.
Der pharmazeutische Großhandel Cansativa GmbH erhielt im vergangenen Jahr die alleinige Erlaubnis für Logistik und Vertrieb der insgesamt 10,4 Tonnen Medizinalcannabis. Pro Jahr dürfen in Deutschland 2,6 Tonnen Cannabis angebaut und geerntet werden.
Cansativa wird die in Deutschland angebauten medizinischen Cannabisblüten an Apotheken vertreiben. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte erteilte dem Unternehmen aus dem Frankfurter Umland den Zuschlag für Handel mit deutschem Medizinalcannabis.
„Nicht nur für uns als Distributor ist der Beginn des Vertriebs von in Deutschland angebautem Medizinalcannabis ein großer Erfolg – für die gesamte Branche, national und global, ist das ein positives Zeichen auf dem Weg zu einer stabilen Versorgungssicherheit. Der europäische Cannabismarkt wächst aktuellen Prognosen zufolge weiter rasant. Deutschland zählt als Kernmarkt mit einem aktuellen Bedarf von über 10 Tonnen Cannabisblüten zu den Vorreitern – und trägt mit guten Marktzugängen und professionellen Strukturen entscheidend zum europäischen Wachstumskurs bei“, sagt Benedikt Sons, Co-Gründer und Co-Geschäftsführer von Cansativa in einer Pressemitteilung. Der Vertriebsstart deutscher Cannabisblüten werde zudem die Versorgungssicherheit verbessern.
Versorgungssicherheit gewährleisten
Zunächst werden Apotheken Produkte von Aphria erhalten. Neben Aurora und Demecan erhielt der kanadische Hersteller die Genehmigung für den Anbau medizinischer Cannabisblüten in Deutschland.
Insgesamt seien 2020 knapp 9.200 kg medizinische Cannabisblüten nach Deutschland eingeführt worden. Ärztinnen und Ärzten fehle es oftmals an nötigem Fachwissen und Apotheken hätten oft mit Lieferengpässen zu kämpfen, so Jakob Sons, Co-Gründer und Co-Geschäftsführer von Cansativa. Mit den zusätzlichen 2,6 Tonnen medizinischen Cannabisblüten aus deutschem Anbau könne diese Lücke zunehmend geschlossen werden.
Verzögerung durch Corona-Pandemie
Ursprünglich waren die ersten Lieferungen von medizinischem Cannabis an die Cannabisagentur für Ende 2020 geplant. Dann wurde bekannt, dass sich die ersten Lieferungen von in Deutschland angebautem Medizinalcannabis pandemiebedingt verzögern werden. Die Cannabisagentur gehört zum Bundesinstitut für Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und ist für den Ankauf von in Deutschland angebautem Medizinalcannabis und die Überprüfung von Anbau, Transport und Vertrieb verantwortlich.
In einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Kirsten Kappert-Gonther und anderen Fraktionsmitgliedern teilte das Bundesgesundheitsministerium mit, dass Betriebsbauvorhaben der vergaberechtlichen Vertragspartner in Teilschritten beeinträchtigt würden.
Die Anfrage der Grünen verdeutlichte außerdem die hohe Ablehnungsrate bei Anträgen auf Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Laut GKV-Spitzenverband werden etwa 40 Prozent der Anträge abgelehnt – eigentlich soll dies nur in begründeten Einzelfällen möglich sein.