Auch in Marokko hat man erkannt, dass Cannabis und Haschisch eine Chance für die Wirtschaft darstellen, wenn man den Anbau und die Produktion in geregelte Bahnen lenkt. Anstatt die Herstellung den Händen von illegal agierenden Gruppierungen und Drogenbaronen zu überlassen und auf wenig hilfreiche Strafverfolgung zu setzen, hat man seitens der Regierung damit begonnen, Lizenzen für Landwirte auszustellen, damit diese in ein legal operierendes Geschäft einsteigen können.
Dies führte dazu, dass 294 Tonnen Cannabis im Jahr 2023 unter legalen Umständen hergestellt und exportiert werden konnten. Dabei waren gerade einmal 609 derartiger Lizenzen im Land ausgestellt worden. Dass man es in Marokko mit dem legalen Markt aber ernst nimmt, zeigen die Entwicklungen in diesem Jahr. Bis dato sollen im Jahr 2024 bereits knapp 3.000 Anbaulizenzen von der „National Agency for the Regulation of Cannabis-Related Activities“ (ANRAC) genehmigt worden sein, was eine überwältigende Zunahme von Lizenzen für Cannabis bedeutet.
Von 430 auf 2.600 Lizenzen im Rif
Wie Moroccoworldnews.com meldet, sind die meisten dieser Lizenzen an 2.600 Landwirte in den Provinzen Taounate, Chefchaouen und Al Hoceïma für den Anbau und die Produktion von Cannabis vergeben worden. Dies stellt eine erhebliche Ausweitung gegenüber den 430 Lizenzen dar, die letztes Jahr in diesen Regionen vergeben wurden. Insgesamt gab es für diese Region von allen 2.800 ausgestellten Lizenzen somit den überwältigenden Anteil. Die weiteren 200 Lizenzen wurden von ANARAC für cannabisbezogene Tätigkeiten an 98 Betreiber vergeben.
Zu diesen Auserwählten sollen eine pharmazeutische Einrichtung, 2 Genossenschaften, 24 Einzelpersonen und 50 Unternehmen gehören. Letztere Lizenzen bauen auf 179 im Jahr 2023 erteilten Lizenzen auf, die eine Reihe von unterschiedlichen Feldern abdecken. Dabei fallen 59 jetzt auf Aktivitäten für industrielle Zwecke, eine einzige für die Verarbeitung der Pflanzenprodukte im medizinischen Sektor und 49 für die fachgerechte Vermarktung an. Ebenso gibt es 39 Lizenzen für den Export der produzierten Hanfwaren, 24 für die Einfuhr von Saatgut und 18 solcher Erlaubnisse für den sicheren Transport. Dazu gesellt sich noch eine weitere Lizenz für die Einrichtung eines Zuchtbetriebes.
Der vielfältige Rohstoff Hanf – auch in Marokko
Nicht nur ANRAC auch das Gesundheitsministerium hat 19 klar definierte Zulassungsbescheinigungen für verschiedene Zwecke in diesem Jahr ausgestellt. Dabei werden neun für Produzenten von Nahrungsergänzungsmittel und zehn für Hersteller von Kosmetik- und Körperpflegeprodukte ausgegeben. Da Hanf aber noch andere vielfältige Einsatzmöglichkeiten mit sich bringt, werden weitere Produkte derzeit geprüft und sollen schnell zertifiziert werden, sobald sie alle erforderlichen Standards erfüllen.
Präsident Mohamed El Bouhmadi betonte im Mai auf einem Seminar des marokkanischen Verbands der pharmazeutischen Industrie und Innovation (FMIIP), das sich mit den medizinischen und pharmazeutischen Vorteile von Cannabis beschäftigte, das wirtschaftliche Potenzial dieses expandierenden Sektors im Land. Er erklärte, dass der Sektor bis 2028 „jährliche Einnahmen von 4,2 bis 6,3 Milliarden Dirham (circa 58 Millionen Euro) generieren könnte, vorausgesetzt, Marokko erreicht einen Anteil von 10 bis 15 Prozent am europäischen Markt“.
Pläne für die Zukunft
Marokkos Regierung hat für dieses Jahr eine Anbaufläche von 2.400 Hektar in den nördlichen Provinzen Taounate, Chefchaouen und Al Hoceïma vorgesehen. Bislang wurden 1.700 Hektar bepflanzt, davon 1.500 Hektar mit der Sorte „Beldia-Cannabis“, das derzeit geerntet wird. ANRAC hatte grünes Licht für den Anbau der lokalen Sorte „Beldia“ gegeben, da sie einen niedrigen THC-Gehalt hat und im Vergleich zu importierten Samen weniger Wasser benötigt. Die Anbaufläche für Beldia beträgt 732 Hektar, was ungefähr 3 Prozent der Gesamtfläche für legales Cannabis darstellt.
Im April meldete Marokko die erste legale Ausfuhr der geernteten Waren für medizinische Zwecke in die Schweiz, doch künftig dürften sich die Handelsbeziehungen ins Ausland kräftig ausweiten. Farmer, die unter legalen Bedingungen agieren können, zeigen sich nun außerhalb des einstigen Schattengeschäftes und dazu äußerst erleichtert über die verbesserte Situation.
„Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich eines Tages in der Lage sein würde, Cannabis anzubauen, ohne die Angst zu haben, verhaftet oder ausgeraubt zu werden oder meine Ernte nicht verkaufen zu können“,
sagt der 48-jährige Abdesselam Ichou. Heute könne er am helllichten Tag und frei sowie in Würde arbeiten, weshalb er Journalisten auch stolz seine reichhaltige Ernte in der Gemeinde Mansoura südöstlich von Tanger präsentieren kann.
Im ersten Jahr der legalen Ernte konnte er eine Rekordernte von fast acht Tonnen auf einem Hektar ernten, die ihm ein weitaus stabileres Einkommen bescherte als der illegale Anbau zuvor. An ein Zurück denkt man auch in Marokko in diesem Geschäftsfeld daher wohl eher seltener.