Sollte das kürzlich vorgeschlagene Gesetz in Kraft treten, könnte Anfang nächsten Jahres ein riesiger Markt für medizinisches Cannabis und Hanfprodukte geschaffen werden. Der letzte Woche angekündigte Gesetzesentwurf würde Regeln für die Bereiche festlegen, die von einer im vergangenen Jahr gebildeten Kommission vorgeschlagen wurden.
Die LAIHA (Latin American Industrial Hemp Association), ein Zusammenschluss der hanfverarbeitenden Industrie, der die gemeinsamen Interessen der Nutzhanfanbauer sowie der industriellen Verarbeiter von Nutzhanf in Lateinamerika vertritt, geht davon aus, dass das Gesetz schnell verabschiedet wird.
„Es würde mich nicht überraschen, wenn wir das Jahr 2021 mit einer funktionierenden Regelung in Brasilien beginnen, die es dem Land ermöglicht, endlich in diesem Sektor konkurrenzfähig zu werden“, sagte Rolim da Silva, Präsident der LAIHA. Man wolle amerikanischen und europäischen Hanfbauern einen harten Wettkampf bieten. „Unsere Kosten in der Landwirtschaft sind insgesamt niedriger, und wir haben ausgezeichnete klimatische Bedingungen, um zum wettbewerbsfähigsten Akteur der Welt zu werden“, so da Silva.
Potenzieller Markt in Brasilien
Neben der medizinischen Anwendung könnte das neue Gesetz auch diverse Anwendungsbereiche von Nutzhanf ermöglichen. Der Gesetzentwurf erlaubt die Herstellung und Vermarktung von Produkten aus Industriehanf, solange sie nicht für medizinische Zwecke bestimmt sind oder für prophylaktische, kurative oder palliative Zwecke vermarktet werden. Dies würde den Weg frei machen für CBD-Gesundheits- und Kosmetikprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel mit Cannabidiol, solange sie nicht mehr als 0,3 % THC enthalten. Cannabidiol ist in Brasilien legal. CBD gilt allerdings nicht als Nahrungsergänzungsmittel, sondern als Medikament, für das man ein Rezept benötigt.
Brasilien ist das größte Land Südamerikas und Beobachtern zufolge der viertgrößte Pharmamarkt der Welt. Experten betonen immer wieder, dass das Potenzial für medizinisches Cannabis mit der Verabschiedung der neuen Gesetzgebung sprunghaft ansteigen könnte. Schätzungen zufolge könnte der Sektor in den nächsten drei Jahren einen Umsatz von 4,7 Milliarden Dollar erreichen.
Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass 7.000 Patienten registriert sind und staatlich zugelassenes CBD-Öl für medizinische Zwecke erhalten. Die Dunkelziffer könnte wesentlich höher sein.
Mehrere Importeure haben sich bereits in Brasilien niedergelassen, darunter GW Pharmaceuticals aus dem Vereinigten Königreich, das sein CBD-basiertes Medikament Sativex in Apotheken vertreibt. Das brasilianische Pharmaunternehmen Prati-Donaduzzi ist ebenfalls berechtigt, bestimmte Cannabisprodukte über Drogerien herzustellen und zu vertreiben, hat dies aber noch nicht getan.