Die nun nur teilweise stattfindende Legalisierung von Cannabis in Deutschland hat einige Auswirkungen auf den gesamten Geschäftsbereich Hanf. Während sich Privatpersonen aufgrund der bisher bekannten Pläne darauf freuen können, zukünftig in den eigenen vier Wänden zum Selbstversorger zu werden, schauen viele Unternehmen in die Röhre und können ihre Geschäftsideen erst einmal wegen der bevorstehenden Bedingungen begraben.
Investoren aus Übersee sehen dennoch Chancen, dass die „Legalisierung Light“ auch gewisse Vorteile bieten könnte und andernorts gemachte Fehler dank gewisser Erfahrungen hierzulande vermieden werden können. Doch sicher ist man sich auch, dass der gesamte zugängliche Markt für legales Cannabis auf dem europäischen Kontinent durch die Entscheidung Deutschlands begrenzt worden ist, was den kommerziellen Markt für den Gebrauch von Cannabis durch Erwachsene stark verkleinert.
Somit wird auch erkannt, dass viele als überbewertet betrachtete Firmen oder Start-up sich aufgrund einer erwarteten Konsolidierung des Marktes auf Übernahmen, Verkauf oder Fusionen einzustellen haben werden. Auch eine Umfrage auf LinkedIn durch eine auf Investment spezialisiertes Portal verrät die Stimmung, die in der Branche derzeit empfunden wird. Hier geht ein Großteil der Befragten davon aus, dass circa 40 Prozent der Cannabisfirmen in Deutschland sich innerhalb eines Jahres einer Insolvenz, einer Übernahme oder einer Abwicklung gegenübersehen werden.
80 Prozent von über 100 Teilnehmern sehen die Gefahren
Die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer erkenne laut der Umfrage, dass die Marktkonsolidierung in der Cannabisindustrie bereits in voller Fahrt ist. Aus diesem Grund konnte herausgefunden werden, dass 80 Prozent der involvierten Personen davon ausgeht, eine große Veränderung des Marktes in naher Zukunft zu erleben. Insolvenzen, Übernahmen oder Abwicklungen von mindestens 40 Prozent der bestehenden Cannabisfirmen in Deutschland würden in den kommenden zwölf Monaten bevorstehen, so das Ergebnis der Umfrage. Knapp 40 Prozent (38 %) gehen sogar davon aus, dass diese Veränderungen gar bis zu 60 Prozent der Firmen in der Cannabisbranche betreffen werde.
Dass höchsten nur jede fünfte Firma in ihren jetzigen Eigentumsverhältnissen vom Markt verschwinden könnte, glaubt dagegen nur der geringe Prozentsatz von kleinen vier Prozent. Da schon in der Vergangenheit ein riesiger Einbruch bei den aktiven Cannabisunternehmen in Deutschland wahrzunehmen war, glauben Experten von Beratungsfirmen, die sich auf Fusionen und Übernahmen spezialisiert haben, dass das Ergebnis der Umfrage als realistisch zu betrachten wären. Es wären hierzulande bereits von 180 Cannabisunternehmen mittlerweile gerade einmal nur noch 80 aus der Hochphase übrig geblieben, wie Johannes Gefken, der Vizepräsident von Parklane Capital, auf Krautinvest.de berichtet.
Drastisch klingende Zahlen, die nicht so dramatisch sind
Auch wenn sich diese Schrumpfkur auf dem Cannabissektor in Deutschland im ersten Moment als ziemlich dramatisch wahrnehmen lassen könnte, so sieht Johannes Gefken, wie auch die oben erwähnten ausländischen Investoren, die Konsolidierung des Marktes eher als hilfreich an. Es sei gesamtwirtschaftlich nicht so dramatisch, wie es klingen würde, so Gefken. Denn auf diesem Wege würden gesunde und gut geführte Unternehmen sich durchsetzen können und einen nachhaltigen Markt entstehen lassen, den es unter anderem Umständen so nicht geben würde.
Diese Entwicklung wäre auch typisch für junge Märkte, die sich noch in frühen Stadien befänden. Doch insbesondere Unternehmen, die ohne aktuelle Profite da stünden und nur geringe liquide Mittel besäßen, würden in dieser Situation vor großen Herausforderungen stehen. Weitere Finanzierungen derartiger Firmen wären aus seiner Sicht unter diesen Umständen eher unwahrscheinlich. Daher sähen viele in der Branche einen Verkauf oder Fusionen als attraktive Optionen, die die Problematik beheben könnten. Ansonsten bliebe hier nur noch die Möglichkeit, das Geschäftstreiben insgesamt einzustellen.
Was dürften betroffene Firmen erwarten?
Finanzexperte Gefken weist darauf hin, dass somit der Verkauf oder die Fusion die beste Alternative darstellen würde, wenn es den Inhabern betroffener Unternehmen gelinge, die passenden Interessenten für ihre Firma zu finden. Denn selbst bei dem Wunsch, einen dieser Wege einzuschlagen, würde die Frage vorhanden sein, mit welchen Beträgen ein solches Unternehmen überhaupt noch rechnen dürfte. Wären betroffene Firmen weder profitabel noch könnten sie relevante Umsätze erzielen, würde meist eine Bewertung im Transaktionsfall „Asset“ basiert stattfinden.
Relevante „Assests“ könnten in der Cannabisbranche der Zugang zu Kunden oder Produkten darstellen, oder aber die bereits aufgebaute Infrastruktur der Firma. Ebenfalls könnten das Lizenzportfolio oder eine etablierte Marke als solche Assets betrachtet werden. Sogar das Team des Unternehmens dürfte in dieser Wertfindung als Assest gewertet werden können. Für gesunde Unternehmen wären hingegen Umsatz, Gewinn und Wachstum entscheidend. Doch auch hier sind die Nachrichten nicht ganz rosig. Laut Johannes Gefken wären die Bewertungen für Unternehmen in den meisten Branchen seit den letzten zwölf bis 18 Monaten insgesamt rückläufig, was halt insbesondere auch für die gesamte Cannabisbranche gelten würde.