Die Legalisierung von Cannabis ändert den Status des auch als Genussmittel konsumierten natürlichen Pflanzenmaterials selbstverständlich in der gesamten Bevölkerung. Während Gegner einer Freigabe stets darauf pochen, dass damit zwingend eine Steigerung des Konsums insbesondere unter der jüngeren Altersgruppe und bei jüngeren Heranwachsenden einhergehen müsse, sind Befürworter davon überzeugt, dass ein geregelter Verkauf den Missbrauch bei Jugendlichen verringern würde.
Sicher ist, dass die eine Beendigung der Strafverfolgung das Gespräch über Cannabis in allen Belangen vereinfacht und Menschen ohne große Scheu über ihre Erfahrungen berichten können. In den USA hat nun eine mit Bundesmitteln finanzierte Studie der Universität von Michigan durch Befragung herausfinden können, dass insbesondere ältere Menschen immer offener gegenüber Cannabis seien. Bereits jeder fünfte Amerikaner zwischen 50 und 60 Jahren soll somit auf die vielseitig nutzbaren „Früchte“ des Gewächses innerhalb der letzten 12 Monate zurückgegriffen hat.
Vorteile gegenüber Medikamenten wird erkannt
Laut dem „2022 Monitoring the Future Panel Study Report“ sollen in den USA mittlerweile 19 Prozent der 60-Jährigen und 21 Prozent der 50-Jährigen so offen zu ihrem Cannabiskonsum stehen, dass dieser Personenkreis sich dahin gehend äußerte, dass sie innerhalb eines Jahres in jedem Fall Marihuana genutzt hätten. Dies sei der bislang höchste gemessene Wert in den Vereinigten Staaten in dieser Altersgruppe, meldet NORML.org. Dieses Ergebnis der Befragung steht damit im Einklang vorhergehender Forschung, die ebenfalls einen Anstieg der Nutzer von Cannabis in jener Altersgruppe bemerkte.
Andere Daten, die in diesem Jahr veröffentlicht worden sind, konnten darüber aufklären, dass besonders in dieser älteren Generation eine insgesamt positive Betrachtung bezüglich Cannabis Einzug erhalten habe. Dies könnte unter Umständen damit zusammenhängen, weil mehrere neuere Studien aufzeigen konnten, dass der Konsum von Marihuana in der Regel mit einer Verbesserung der Lebensqualität bei Senioren verbunden ist. Der stellvertretende NORML-Direktor Paul Armentano sagte zu den Erkenntnissen, dass es nicht überraschend wäre, wenn ein steigender Prozentsatz von Erwachsenen Cannabis als eine praktikable Option für das Alter betrachten würde. Viele ältere Erwachsene hätten mit Schmerzen, Angstzuständen, unruhigem Schlaf und anderen Beschwerden zu kämpfen, bei denen Cannabisprodukte oft eine Linderung verschaffen würden.
„Viele ältere Erwachsene sind sich auch der Vielzahl von schwerwiegenden Nebenwirkungen bewusst, die mit den verfügbaren verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Opioiden oder Schlafmitteln verbunden sind, und sie sehen in medizinischem Cannabis eine praktische und potenziell sicherere Alternative“, betont Armentano.
Keine Bestätigung der „German Legalisierungsangst“
Während Erwachsenen mittlerweile aufgrund der stattfindenden Forschung und den gewonnenen Erkenntnissen über die hilfreichen Eigenschaften von Cannabis die Freiheit gewährt werden sollte, individuelle Leiden mit dem natürlichen Arznei- und Genussmittel behandeln zu dürfen, ist es natürlich sinnvoll, zu junge Personen vor dem Gebrauch zu schützen. Da sind die Befürworter einer Legalisierung auf demselben Gleis wie die Gegner, die jedoch im Gegensatz nur ängstlich einen Anstieg der Nutzung unter Heranwachsenden befürchten und daher weiterhin auf die offensichtlich gescheiterte Prohibition setzen wollen.
Hier können die Daten aus der aktuellen amerikanischen Studie herangezogen werden, um diese oftmals ausgesprochenen Befürchtungen zu entkräften. Auch wenn es heißt, dass insbesondere die 27- bis 28-Jährigen in den vergangenen 12 Monaten am häufigsten Cannabis konsumiert hätten und dabei in erster Linie die 23- bis 24-Jährigen angaben, sogar täglich zu konsumieren, ist kein Anstieg des Gebrauchs bei jüngeren Menschen messbar gewesen. Dem Bericht zufolge ist der Prozentsatz der 18-Jährigen, die angaben, im vergangenen Jahr Marihuana konsumiert zu haben, zwischen 2012 und 2022 schließlich um 16 Prozent gesunken, was erneut für einen offeneren und staatlich kontrollierten Umgang mit Cannabis als Genussmittel spricht.
Normalität Cannabisgebrauch
Die Gallup Organization, eines der führenden Markt- und Meinungsforschungsinstitute mit Sitz in Washington D.C., hat ebenfalls einige neue Details über den Gebrauch von Cannabis in den USA herausgefunden. So soll mittlerweile rund die Hälfte aller Amerikaner in einem Alter von über 18 Jahren bereits Marihuana genutzt haben. Somit habe sich das Verhältnis im Vergleich zum Zeitraum vor zwanzig Jahren von eins zu drei auf fünfzig Prozent erhöht. Siebzehn Prozent der Befragten gaben dabei an, derzeit Marihuana zu rauchen, während es vor zehn Jahren noch circa sieben Prozent waren.
Junge Erwachsene zwischen 18 und 34 Jahren und meist Demokraten gaben am ehesten an, bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht zu haben. Männer (rund 19 Prozent) gaben mit größerer Wahrscheinlichkeit als Frauen (rund 14 Prozent) an, derzeit Marihuana zu konsumieren. Die Umfrageergebnisse von Gallup sollen mit denen anderer Umfragen übereinstimmen. Zum Beispiel berichteten zusammengestellte Daten von YouGov.com aus dem Jahr 2022, dass 52 Prozent der erwachsenen US-Bürger mindestens einmal in ihrem Leben Marihuana probiert hätten. Bezöge man schon junge Menschen ab dem Alter von zwölf Jahren in die Umfragen mit ein, käme man auf einen Wert von 42 Prozent.
Während hierzulande gerade die Meldung die Runde macht, dass eine kleine Mehrheit der deutschen Bürger die Legalisierung von Cannabis doch eher argwöhnisch betrachtet (im Kontrast stehend zu einer DHV-Umfrage aus dem Jahr 2021), wird dies in den USA vollkommen anders gesehen. Laut vergangener Gallup-Untersuchung halten 70 Prozent der Amerikaner das Rauchen von Marihuana für moralisch absolut vertretbar und 68 Prozent sind überzeugt, dass der Konsum für Erwachsene unbedingt legal sein sollte. Die Freigabe von Cannabis zu medizinischen und Genusszwecken hat somit wohl einen bedeutsamen Erfahrungswert geschaffen, der in keiner Weise gegen den stattfindenden Fortschritt in der hiesigen Drogenpolitik spricht.