Gegner der Legalisierung untermauern ihre Meinung häufig damit, dass die Gefahren für Kinder und Jugendliche zunehmen würden, wenn Cannabis in Fachgeschäften unter strengen Regeln an Erwachsene ausgegeben werden dürfte. Sie vermuten, dass der kontrollierte Zugang für Volljährige auch dazu führen könnte, den Konsum aufseiten Heranwachsender zu erhöhen.
Dass unter den aktuellen Umständen auf dem Schwarzmarkt nicht nach Ausweispapieren und Altersnachweisen gefragt wird und die Zahlen jugendlicher Konsumenten trotz des allgemeinen Verbotes hierzulande stetig steigen, wird dabei ausgeblendet. Auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse über keine stattfindende Veränderung der Einstellung zu Cannabis und ein ausbleibender Anstieg von Konsumentenzahlen im jugendlichen Alter in Gefilden, die die Prohibition hinter sich gelassen haben, werden übersehen.
Dass die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken sogar dafür sorgen kann, dass es für Heranwachsende schwieriger wird, an die berauschend wirkenden Substanzen zu gelangen, darüber berichtet nun eine Untersuchung aus Kanada. Laut einer Umfrage hat die regulierte Freigabe in Fachgeschäften dort bedeutend dafür gesorgt, dass es für Jugendliche gefühlt nicht mehr so einfach ist, sich Cannabis zu besorgen wie noch zu Zeiten der Prohibition.
Senkung von 27 Prozent
Die unter anderem von der Fakultät für öffentliche Gesundheitswissenschaften der Universität Waterloo durchgeführte Umfrage unter kanadischen Jugendlichen lasse erkennen, dass seit der Legalisierung ein großer Rückgang bei dem Personenkreis zu verzeichnen wäre, der einst behauptete, Cannabis würde leicht zu erwerben sein. Der Prozentsatz diesbezüglich wäre deutlich zurückgegangen, bezeugen die Daten, der im Fachmagazin „Archives of Public Health“ veröffentlichten Untersuchung. Hierfür untersuchten die kanadischen Forscher die Wahrnehmung junger Menschen in Bezug auf die Verfügbarkeit von Cannabisprodukten.
Dabei stellten sie fest, dass der Prozentsatz der minderjährigen Jugendlichen, die angaben, dass Cannabis leicht zugänglich sei, um 27 Prozent abgenommen hätte. Man bezog sich auf Daten aus dem 2018 – dem Jahr, in dem Kanada die Cannabismärkte landesweit legalisiert – und verglich sie mit den jetzt überprüften Berichten aus dem Jahr 2020. Dabei wurde auch festgestellt, dass der Marihuanakonsum junger Menschen nach ihren Aussagen in diesem Zeitraum zurückgegangen wäre.
Während es zwar eine wachsende Zahl von Studien gäbe, die sich auf die Untersuchung der Veränderungen des Cannabiskonsums unter kanadischen Jugendlichen seit dem Inkrafttreten der Cannabisgesetze konzentrierten, scheine es nur wenige Untersuchungen zu geben, die sich mit den Veränderungen in der Wahrnehmung der Verfügbarkeit in dieser Altersklasse befassen würden, erklären die Autoren.
Als Antwort darauf liefere diese Studie einzigartige und neuartige Beweise dafür, wie sich die Wahrnehmung des Zugangs zu Cannabis durch Jugendliche seit dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes verändert habe. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass in unseren großen Erhebungen unter Jugendlichen die Wahrnehmung, dass ein Zugang zu Cannabis leicht wäre, seit der Legalisierung und während der frühen und anhaltenden COVID-19-Pandemie zurückgegangen ist“, so die Schlussfolgerung.
Ähnliches Bild in den USA
Wie NORML.org bei diesen guten Nachrichten hinzufügt, hätte Aufzeichnungen aus den Vereinigten Staaten schon öfter eine vergleichbare Entwicklung aufgezeigt. Hier könnten die Daten aus den USA beweisen, dass es ebenfalls zu keinem signifikanten Anstieg des Cannabiskonsums unter Jugendlichen nach der Einführung der Legalisierung auf Landesebene gekommen sei.
Laut eines Berichts der US-Centers for Disease Control and Prevention (US-Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention) aus dem Mai 2023 sei der Prozentsatz von Highschool-Schülern, die jemals Cannabis probiert hätten, zwischen dem Jahr 2011 und dem Jahr 2021 um satte 30 Prozent gesunken. Und dies geschah während eines Zeitraums, in dem fast die Hälfte aller US-Bundesstaaten Cannabis legalisierten. Ebenfalls wäre der Prozentsatz der Schüler, die sich selbst als aktuelle Cannabiskonsumenten bezeichneten, im selben Zeitraum um einen ähnlichen Prozentsatz zurückgegangen. Insgesamt also wohl äußerst gute Nachrichten für Legalisierungsbefürworter sowie auch deren Kritiker.