Weite Teile der Bevölkerung der Bundesrepublik glauben nicht mehr, dass das Verbot von Cannabis sinnvoll ist. Dies hatte die jährliche Umfrage des Deutschen Hanfverbands für das Jahr 2019 festgestellt. Die Mehrheit für eine Legalisierung von Cannabis als Genussmittel hat Deutschland damit noch nicht geknackt. Doch ist das ganz richtig so? Und brauchen wir eine Mehrheit, also mehr als 50 Prozent der Bevölkerung auf der Seite der Cannabisbefürworter? Aktuelle Umfragen interpretieren die Zahlen anders.
Hamburg hat nach Berlin die progressivste Einstellung zur Cannabispolitik
In einer repräsentativen Umfrage von Civey stimmten 84,4 Prozent der Bürger Hamburgs einer teilweisen Legalisierung von Cannabis zu. So jedenfalls deutet die Morgenpost die Ergebnisse der Befragung. 38,7 Prozent der Befragten stimmen der medizinischen Nutzung zu. 45,7 Prozent sind sogar für die Legalisierung des Gebrauchs in der Freizeit. Addiert man die Zahlen, so kommt man auf die 84,4 Prozent, die den liberaleren Umgang mit Cannabis unterstützen. Mit diesen Zahlen befindet sich Hamburg im Vergleich der deutschen Bundesländer auf Platz zwei hinter Berlin. In der Hauptstadt bekannten sich 34,8 Prozent zum legalen Gebrauch von Cannabis als Medizin und 49,7 Prozent befürworten die Freizeit betreffende Legalisierungs-Maßnahmen. Insgesamt zählt man damit in Berlin 84,5 Prozent zu den Cannabis-Befürwortern.
Ähnliche Meinung zur Cannabispolitik in ganz Deutschland
Auf ganz Deutschland bezogen sehen die Zahlen minimal verhaltener aus. 42,1 Prozent unterstützen die vollständige Legalisierung von Cannabis als Genussmittel und 42 Prozent sind nur für Cannabis als Medizin. In Summe ergibt das auch immerhin 84,1 Prozent, die für eine progressive Cannabispolitik stehen. Die beiden Gruppen einfach zu addieren ist jedoch nicht ganz unproblematisch, wenn es darum geht, den Willen des Volkes hinsichtlich weiterer Reformen zu ermitteln. Da Cannabis als Medizin bereits legal ist, zählt also nur eines der Umfrageergebnisse der Reformwilligen.
Befürworter des aktuellen Cannabisverbots mit strafrechtlichen Konsequenzen sind in der Minderheit
Die Frage ist aber letztlich: Brauchen wir bei diesen Umfragen eine Mehrheit für die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel, um etwas in Gang zu bringen? Sicher nicht, denn wir müssen berücksichtigen, dass es auch sehr viele Menschen gibt, die sich einfach nicht für Cannabis interessieren und sich nicht damit beschäftigen. Daher ist es vielleicht wichtiger, einmal die Stimmen zu zählen, die sich noch für das aktuelle Verbot aussprechen. In Deutschland sind nur noch 9 Prozent der Menschen dafür, dass Cannabis illegal ist und strafrechtlich verfolgt wird. 4,1 Prozent sind dafür, dass Cannabis zwar illegal bleibt, aber bei Straffreiheit. Zwei Prozent der Befragten enthalten sich.
Bezieht die SPD mit neuer Führung endlich Position zu Cannabis?
Nachdem die SPD mit Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken ihre neue Spitze gewählt hat, könnte die Legalisierung von Cannabis noch etwas mehr Zustimmung im Parlament erhalten. Im Vorfeld hatten die zwei Gewinner der Abstimmung über die Parteiführung während der Regionalkonferenzen sich für gesetzliche Lockerungen ausgesprochen. Auch beabsichtigten Walter-Borjans und Esken einige Punkte des Koalitionsvertrags nachverhandeln zu wollen. Da sich auch in der CDU langsam einige Stimmen für eine neue Cannabispolitik aussprechen, wären nun also einige weitere Impulse möglich, die die Legalisierung von Cannabis begünstigen.
fotocredit
Grafiken
https://hanfverband.de/nachrichten/news/dhv-umfrage-infratest-dimap-2019