Gut drei Monate ist Cannabis in Deutschland legal und nun gibt es die ersten Umfragen zum Hanfkonsum. Demnach werden Haschisch und Marihuana durch regelmäßige User etwas häufiger eingenommen als vor dem 1. April 2024, während der von Gegnern einer THC-Freigabe befürchtete allgemeine Anstieg ausbleibt.
Ähnliche Untersuchungen aus anderen Ländern wie Kanada und USA zeigen schon länger stets gleichbleibende, manchmal auch sinkende Konsumraten rund um legale Cannabinoide, deren Normalisierung eine bessere Aufklärung dort genauso gewährleistet wie eine höhere Qualität der entsprechenden Hanfprodukte.
Cannabis im Alltag oder nur mal Gras probieren?
Ob es sich in puncto Hanf um das regelmäßige Einnehmen von THC handelt oder um spontanes und nur gelegentliches Probieren auf einer Party, ist bei Umfragen für eine wirklich realistische Lagebeurteilung entscheidend. Genauso wichtig sind möglichst viele Teilnehmer, eine Trennung der Altersgruppen und Bezugsquellen zur Deckung der Cannabis Nachfrage. Schließlich funktioniert die Versorgung mit Weed durch erlaubten Eigenanbau anders als beim legalen Einkaufen im Fachgeschäft.
Mit gut 1000 Probanden, alle zwischen 16 und 65 Jahre alt, darf sich die neue Untersuchung als repräsentativ bezeichnen, kann aber mit Blick auf den kurzen Zeitraum seit der Gras-Freigabe einige Fragen logischerweise bisher nicht beantworten. Von Trends und potenziell langfristigen Entwicklungen zu sprechen ist trotzdem keineswegs falsch, weil es anderswo eben fast identisch angelaufen ist mit dem Cannabis für Erwachsene. „Kiffende Kinder“ und soziale Verwerfungen, wie gerne von der CDU behauptet, sind jedenfalls nicht zu sehen und das dürfte wohl auch so bleiben.
Bekenntnis zum legalen Hanfkonsum fällt vielen Usern leichter
Wer sich zu Zeiten vom Cannabisverbot offen und ehrlich äußerte, stand immer mit einem Bein im Knast und so lassen sich die ersten Daten zum jetzt legalen Hanfkonsum sogar noch positiver betrachten als ohnehin schon. In der Summe gaben 57 % der Befragten an, seit der Freigabe kein Gras angerührt zu haben und das gegenüber 51 %, denen Forscher vor Inkrafttreten der neuen THC-Regeln die gleiche Frage stellten. Ein messbarer Rückgang also oder hochgerechnet eben kein Anstieg – der laut und oft beschworene Untergang des Abendlandes durch legales Weed fällt aus.
Zugelegt hat im Wesentlichen der Dauerkonsum von erfahrenen Usern, egal ob es dabei nun um tägliche, wöchentliche oder monatliche Einnahme der Cannabinoide geht. Diese Zunahme muss kein Wermutstropfen sein. Auch die knappen 10 % mehr Gras in jüngeren Altersgruppen sind eine Momentaufnahme, die es im Kontext zu betrachten gilt. Ist ein Genussmittel erlaubt, gibt man dessen Verzehr leichter zu, was direkt und ohne Schikane gerade der Prävention zugutekommt.
Natürlich kann sich THC Dauerkonsum zu einer Abhängigkeit entwickeln und unser Gehirn sollte vorzugsweise erst voll ausgewachsen, also etwa Anfang 20, Kontakt mit Cannabis aufnehmen. Wer das ignoriert, gehört allerdings nicht verdroschen, ruiniert und eingesperrt wie früher, sondern bekommt bei Hanf legal endlich faire, professionelle Hilfe. Absurde Fake News durch Cops mit dem Drogenkoffer in der Schule weichen echter, wissenschaftlicher Aufklärung durch Experten und ein bisschen Eigenverantwortung darf man jungen wie älteren Bürgern auch zugestehen, oder?
Fehlender Fachhandel für Cannabis stärkt (noch) den Schwarzmarkt
Im Gegensatz zu schon erwähnten Vorreitern einer modernen Drogenpolitik wie Kanada hat sich die Ampelkoalition hierzulande zunächst gegen offizielle Hanfgeschäfte entschieden. Angeblich sperrte sich die EU-Kommission beim Gras und ließ den größten Nettozahler auf dem Kontinent wegtreten, aber immerhin sollen die Läden mit THC im Schaufenster nach Abschluss von Modellprojekten kommen. Deutschlands Modell einer Marihuana Legalisierung setzt bei der Versorgung voll auf Eigenanbau, privat oder mit Vereinskollegen in Cannabis Social Clubs.
Hier und da könnte etwa mit schnellen Autoflowering Hanfsamen schon die erste legale Ernte Gras im Korb liegen, doch laut Umfrage kaufen gut 60 % der User weiter illegal auf dem Schwarzmarkt ein. Dealer im Park wie gute Bekannte geben unerlaubt Cannabis ab, machen großartige Geschäfte dank der unvollständigen Freigabe und bekommen trotzdem durch eigenes Anbauen immer stärkere Konkurrenz. Nur drei Monate nach Beginn der Legalisierung bauen bereits 29 % Hanf selbst an, im Garten, auf dem Dachboden und seit Anfang Juli nun auch im örtlichen Zuchtverein.
Weil es nur diese Optionen gibt, sollte der Anteil durch eigenes Züchten schnell weiter zulegen. Falls die Social Clubs beim Cannabis nicht an den zahllosen bürokratischen Vorschriften scheitern, lässt sich ein Großteil der Nachfrage für Cannabinoide vielleicht sehr wohl aus heimischer Scholle decken. Ganz verschwinden werden Dealer bis zum Öffnen der Fachläden gleichwohl nicht. Verbraucher ohne Lust auf Gartenbau verstoßen nach wie vor gegen Gesetze, sodass die ersten positiven Signale der Cannabis Legalisierung im Sommer 2024 eher noch einer zarten Morgenröte ähneln als bereits prallem Sonnenschein und Kaiserwetter.