Am 30.08.2017 gab es im Linken Zentrum in Münster in der SDS Reihe „Roter Mittwoch“ zuerst einen Vortrag mit anschließender Diskussion. Es ging natürlich um Drogen und ob man diese verbieten oder regulieren soll. Als Erstes wurde der ideologisch behaftete Begriff „Drogen“ erläutert, um dann auf die Drogenpolitik verschiedener Länder einzugehen. Härtere Drogenverbote sind nicht ausschlaggebend dafür, wie viele Menschen Drogen konsumieren. Sie machen es für die Konsumenten jedoch gefährlicher, wenn diese unter unhygienischen Bedingungen eine unkontrollierte Qualität konsumieren.
Drogenpolitik im 21. Jahrhundert
Große Teile innerhalb der Linken wollen alle Drogen regulieren. Vielfach wird das als eine „Freigabe“ dargestellt, bei der alle Drogen unkontrolliert ausgegeben werden und die Jugend dadurch vernichtet wird. Genau diese Freigabe haben wir derzeit mit dem Schwarzmarkt, der weder Jugendschutz noch Qualitätskontrolle kennt und keine geregelten Existenzen schafft, sondern durch unsinnige Verbotsgesetze gegenüber den Konsumdelikten zerstört.
„Drogen“ sind als Begriff innerhalb der Gesellschaft derart negativ behaftet, dass man nur jemanden als „Drogenkonsument“, „drogenkriminell“ oder „drogenabhängig“ bezeichnen muss, damit diese Person öffentlich derart im Abseits steht, dass ihre Gegendarstellung schon gar nicht mehr angehört wird. Stempel drauf, Job und Wohnung kündigen und nach dem dann folgenden sozialen Abstieg erklären, dass es bei solch „Drogenfixern“ vorhersehbar ist, dass sie unter der Brücke jung sterben. So viel Macht hat also allein das Wort „Drogen“.
Durch das Regulieren den Drogen ihre Macht nehmen
Viele Drogen, wie auch Alkohol und Nikotin, können schlimm abhängig machen und sehr negative Folgen für die Gesundheit oder das Umfeld haben. Immer dann, wenn Problemkonsumenten noch durch den Rechtsstaat oder die wertende Gesellschaft getreten werden, bewegen sie sich noch schneller nach unten. Gibt man jedoch Hilfestellungen und stabilisiert das Leben von problematischen Konsumenten, können diese sich besser in der Waage halten und ihre schlimme Phase mit Glück unbeschadet überstehen. Die wirklichen Problemkonsumenten hält man mit einer repressiven Drogenpolitik nur im Elend fest, womit die Drogen viel Macht ausüben.
Drogen üben auch an anderer Stelle Macht aus, da mit ihnen viel Geld verdient werden kann. In Mexiko kämpft die Armee gegen die Kartelle und hat dabei die schlechteren Waffen. In anderen Ländern schmiert die Mafia die Politik und die Strafverfolgung, um auf den oberen Ebenen nicht behelligt zu werden. Viele Konzerne oder auch kleine Unternehmen verdienen dadurch ihr Geld, dass sie Drogengelder waschen. Entsteht irgendwo ein bürgerkriegsähnlicher Zustand mit Rebellenarmeen, dann werden Drogen angebaut, um für das Geld Waffen zu kaufen.
Diese Macht über einzelne Menschen, die Gesellschaft oder auch ganze Länder könnte den Drogen entrissen werden, wenn man sie regulieren und damit kontrolliert verfügbar machen würde. Von den ernsthaften und sachlich argumentierenden Befürwortern für das Regulieren hat gewiss niemand einen „Heroin- und Kokainautomaten neben der Grundschule“ gefordert. Vielfach wird sogar vorgeschlagen, dass Erstkonsumenten Aufklärungsgespräche wahrnehmen müssen, um ihre Drogen ausgehändigt zu bekommen.
Das wäre für Alkohol und Tabak gewiss auch sehr sinnvoll. Natürlich haben die meisten bereits getrunken oder eine Zigarette geraucht, bevor sie selbst ihr Geld auf den Tisch legen. Mit der richtigen Beratung lassen sie dieses Geld aber vielleicht stecken oder gehen viel vorsichtiger und bewusster an ihre „Drogen“ heran. Schwarzmarkt heißt also unkontrollierte Freigabe. Regulieren bedeutet hingegen eine kontrollierte Verfügbarkeit, mit der die Konsumenten erreicht und nicht unter die Brücke getreten werden.
Verbote verhindern den Konsum nicht
Die Single Convention on Narcotic Drugs wurde praktisch von jedem Staat der Erde unterzeichnet. Die Verfügbarkeit soll verknappt, die Preise sollen hochgetrieben werden. Aber was machen Konsumenten, wenn sie das eine nicht bekommen? Sie nehmen das andere. Wollen sie Marihuana und nehmen deswegen Heroin, ist das gewiss nicht ganz im Sinne der Konsumvermeidung. Wenn das Heroin zudem künstlich verteuert wird, steigen die Gewinnspannen und für die Dealer lohnt es, aggressiv um neue Kunden zu werben. Auch das kann nicht ganz im Sinne der Konsumvermeidung sein, wenn es mal hier und da ein Pröbchen mit auf den Weg gibt.
Durch das Regulieren könnten diejenigen, die es wollen, auf legalem Wege eine kontrollierte Qualität erhalten. Man könnte sie jedoch im Vorfeld entsprechend aufklären und vorbereiten, damit sie mit geringerem Risiko und in geringeren Dosierungen konsumieren. Das wäre für Erstkonsumenten zum einen umständlich, sowie Kokain oder Heroin weiterhin negativ behaftet bleiben und einem sogar noch vor dem Erstkauf alle Risiken aufgelistet werden. Viele würden nicht losgehen oder nach dieser Erstberatung verzichten.
Weiterhin könnte besser auf den Jugendschutz geachtet werden, da die Abgabe an Jugendlichen weiterhin unter Strafe gestellt bleiben soll. Beim Regulieren darf man aber nur so weit gehen, dass das Angebot noch angenommen wird und damit den Schwarzmarkt wirklich austrocknet. Dann hätten Jugendliche nicht die Möglichkeit, einen problematischen Konsum durch Dealerei zu finanzieren, wie es viele auf dem Schwarzmarkt machen.
Wenn die kontrollierte Qualität in den Abgabestellen und nicht das Zeug vom Schwarzmarkt nachgefragt wird, trocknet dieser nach und nach aus. Dass man rund 100 Jahre Drogenprohibition nicht von einem Jahr zum anderen überwindet, sollte dabei jedem bewusst sein und darf kein Hindernis für den Anfang darstellen.