Am 23. September 2020 fand in der alten Sihl Papierfabrik im Sihlcity in Zürich die erste Ausgabe des Cannabis Business Club of Switzerland statt.
Die Veranstalter der Canna Trade organisierten ein kleines, feines B2B Event in angenehmer und ungezwungener Atmosphäre. Die Besucherzahl wurde auf 200 Personen begrenzt, weshalb man sich schon frühzeitig ein Ticket sichern musste. In der online b2b-area auf der Webseite der Veranstaltung konnte bereits im Vorfeld Kontakt mit allen teilnehmenden Firmen aufgenommen werden, und direkt nach den Vorträgen waren alle Factsheets und Powerpoint-Präsentationen online verfügbar.
Besonders war vor allem das neuartige Konzept: Vorträge wurden im Hauptsaal zu den vollen Stunden abgehalten, die Vortragszeit war auf 5 Minuten begrenzt, weshalb lediglich die wichtigsten Informationen zu der entsprechenden Thematik behandelt werden konnten, dafür aber niemand einen Speech verpasste. Wer auf das Thema genauer eingehen wollte oder Fragen hatte, konnte sich gleich danach an die Vortragenden wenden. Wie die Veranstalter nach dem Event bekannt gaben, wurde das Konzept von den teilnehmenden Firmen grundsätzlich als gut empfunden, außer dass für einige Themen 10 oder 15 Minuten Vortragszeit angebracht gewesen wären.
Dazwischen drin spielte ein DJ Musik und man wurde während dem Netzwerken mit allerlei Köstlichkeiten verwöhnt. Auch die Bar hatte gut sortierte Getränke zu bieten.
Als erster Vortragender sprach Marc Montandon von der CarbonActive GmbH über die Baureglementierung von Produktionsstätten und hatte allerhand nützliche Tipps über das Einhalten von Bestimmungen und Richtlinien. So zum Beispiel darüber worauf, es zu achten gilt, wenn man eine Cannabis-Indoor- Anlage plant, welche Gesuche man braucht und welche Verordnungen man dafür in der Schweiz einhalten muss.
Der zweite Vortrag behandelte die Rechtslage von CBD, mit den Stichworten Novel Food und Heilmittel. Dr. jur. Marcel Boller von der Wenger & Vieli AG Anwaltskanzlei in Zürich behandelte die unzureichende Reglementierung von CBD Ölen sowie über die Schwierigkeit, diese zu klassifizieren. Hier sei vor allem die Branche gefragt, sich zusammenzuschließen und dadurch den Markt zu vereinheitlichen und zu professionalisieren. Sollte ein solcher Zusammenschluss in einem Branchenverband und die damit verbundene Selbstregulation gelingen, wäre es durchaus denkbar, dass die Behörden die Anforderungen an Zulassungen bzw. Bewilligungen lockern. Sollte dieser Branchenverband garantieren können, dass die Qualität und Sicherheit im ganzen Markt gewährleistet ist, dürfte sich dies positiv auf die Bewilligungsanforderungen und auf die dabei angewendeten Maßstäbe auswirken. Auch würde dieser den politischen Einfluss der CBD-Anbieter stärken.
Bei dem dritten Vortrag sprach Dr. Christian Werz, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) über die Rechtslage für den Anbau und Export von THC in der Schweiz. Über Ausnahmebewilligungen ist es nun möglich, Cannabis mit einem THC Gehalt über 1 % zu medizinischen Zwecken anzubauen. Der Umgang mit Cannabis zu nicht-medizinischen Zwecken ist aktuell noch in Bearbeitung beim Parlament, bald aber werden Städte und Gemeinden die Möglichkeit erhalten „Gras“ mit mehr als 1 % THC für Studien über den Freizeitkonsum von Cannabis abzugeben. Auch der kommerzielle Export von Betäubungsmitteln des Wirkungstyps Cannabis zu medizinischen Zwecken unter Berücksichtigung der relevanten internationalen Regelungen wird in der Schweiz grundsätzlich ermöglicht werden, die entsprechende Gesetzesanpassung liegt aber noch nicht auf dem Tisch.
Anschließend sprach Stefan Martin Meyer von der PhytoFlow Gmbh über das Qualitätsmanagement für Cannabis-Geschäfte. Er sprach über die Wichtigkeit, in einer neuen Firma von Anfang an ein Qualitätsmanagementsystem einzuführen. Dies biete zahlreiche Vorteile wie verbesserte Geschäftsprozesse, Kundensicherheit und klare Unternehmenshaftung, effiziente Planung und Entscheidungsfindung, vereinfachte Dokumentation, mehr Mitarbeiter-Engagement, detaillierte Überprüfungen und Lückenanalysen, Erweiterung des Geschäfts durch den Export von Produkten in neue Länder sowie schnelle und effiziente Audits für Kunden und Behörden. Hierzu sind entsprechende Softwarelösungen erhältlich. Vor der Umsetzung spezifischer Ziele (z. B.um ein EUGMP-zertifiziertes Produkt zu erhalten) wird geraten, mit externen Beratungsdiensten zusammenarbeiten. Ihre praktische Erfahrung mit der Zertifizierung und ihre direkten Beziehungen zu den für das gewählte Zertifizierungsprogramm (z.B. GACP, GMP, ISO usw.) zuständigen Behördenstellen ist hierfür äußerst wertvoll.
Abschließend sprach noch Ben Arn, Veranstalter des CB-Clubs sowie der CannaTrade, über die Problematik von Handelsplattformen und wie man den Großhandel mit Cannabisprodukten über eine Branchenlösung beispielweise in Form einer Genossenschaft, in der Käufer und Verkäufer beteiligt sind und dessen Gewinn zurück in die Branche fließt, verbessern könnte. Damit ließe sich der Handel deutlich vereinfachen und gleichzeitig könnte damit der Schweizer Markt gestärkt werden.
Zu guter Letzt gab es noch ein Apero bis 21 Uhr, bei dem man den Tag mit weiteren Gesprächen und guten Drinks mit den Teilnehmern ausklingen lassen konnte. Besonders interessant war es, die Möglichkeit zu haben, mit den Entscheidungsträgern fast aller großen Schweizer Cannabis Firmen zu sprechen – und dies in Ruhe und mit Zeit.
Insgesamt ein sehr gelungenes Event und eine Bereicherung für diese Branche. Vielen Dank für die Einladung, es freut uns, vom Hanf Magazin mit dabei gewesen zu sein!