Bereits aus dem Jahr 2015 ist Marijn Roersch von der Hoogte mit seinem Crowdfunding H.E.M.P. vielen ein Begriff. Mit dem erfolgreichen Crowdfunding konnte die Erntemaschine wirklich weitergebaut und bereits 2015 im Einsatz getestet werden. Industrieller Hanfanbau soll nicht nur in Brandenburg für die Landwirte interessanter werden.
Im Normalfall erntet man entweder die Fasern oder die Saat, da diese zu verschiedenen Zeitpunkten reifen. Die Fasern sollen aber nach dem Abschneiden noch auf dem Feld liegen, denn dabei reifen die Samen nach. Diese können nun mit der neuen Erntemaschine rausgedroschen werden, um die Fasern danach ganz normal zu nutzen. Es werden vielleicht weniger Samen als beim Samenhanf geerntet, aber immerhin kann der Bauer sich einen Zuverdienst sichern.
Die Entwicklung dieser Erntemaschine wird fortgesetzt. Sie ist weniger das Thema vom Vortrag auf der Cannabisfachmesse Mary Jane 2016 am Samstag der Veranstaltung. Das Thema ist der industrielle Hanfanbau in Brandenburg, der vor allem durch die Hanffaserfabrik Uckermark angetrieben wird.
Marijn Roersch von der Hoogte über klimatische Probleme
Was braucht industrieller Hanfanbau?
Viele meinen, dass der Hanf praktisch überall wächst. Das ist nicht ganz richtig, da er in Wüsten und Ödland oder in zu kalten Regionen nicht wächst. Auch ansonsten kommt es auf die klimatischen Verhältnisse und die Bodenbeschaffenheit an. Ohne genügende Niederschläge oder auf purem Lehm wird es mehr als nur schwer. Der Hanf wächst vielleicht, ein industrieller Hanfanbau wäre aber allerdings kaum rentabel. Das derzeitige Problem in Brandenburg sind nicht allein die Sandböden sondern das trockene Klima.
Es scheint in der Region trockener zu werden, wobei das Wasser vorher auch bereits knapp war. Regnet es im Frühjahr nicht genügend, wird der Hanf im trockenen Sommer nicht sehr hochwachsen. Er kann zwei Meter tief wurzeln. Ist das knappe Grundwasser jedoch aufgebraucht, ist es dennoch trocken. Deswegen wird ein industrieller Hanfanbau in Brandenburg in trockenen Jahren weniger erträglich sein. Das Problem besteht in Brandenburg jedoch auch mit anderen Feldfrüchten.
Mit genügend Wasser könnte nach schnell reifenden Feldfrüchten, wie der Gerste noch Hanf ausbringen, um diesen als Faser oder Biomasse zu nutzen. Für die parallele Samengewinnung würde es möglicherweise auch noch reichen. Wäre das Saatgut günstiger, käme Hanf auch als Gründünger und als Schutz gegen Erosion wie z. B. Raps oder Senf in Betracht. Hanf verbessert im Übrigen die Böden, selbst wenn er geerntet wird und nicht als Gründünger auf dem Acker bleibt.
Weitere Voraussetzungen für lukrativen Hanfanbau
Industrieller Hanfanbau ist dem Namen nach bereits eine Stufe über dem, was ein einzelner Landwirt bringen kann. Da sich die Fasern nicht rentabel über weite Strecken transportieren lassen, müssen sie in der Anbauregion weiterverarbeitet werden. Es braucht also eine Fabrik und um dieser herum mehrere Landwirte, die genügend Hanf anbauen. Damit allein ist ein industrieller Hanfanbau noch immer nicht getan, da die Landwirte vielleicht mit ihrem Traktor das Feld bestellen und mit ihrer Saatmaschiene den Hanf einsähen können.
Bei der Ernte kommt es jedoch auf das richtige Gerät an. Faserhanf wächst bis zu 5 Meter hoch und die Fasern sind derart robust, dass Mähgeräte für Wiesen oder Getreidefelder nicht taugen. Deswegen wurden bereits spezielle Erntemaschinen für den Faserhanf (Blücher, Prototyp 1998) oder für die Hanfsamen entwickelt. Für einen Landwirt allein rentieren diese sich jedoch nicht und dann kommt ein industrialisierter Hanfanbau ins Spiel, mit dem mehrere Landwirte in einer Region große Flächen bestellen. Schon kann die Erntemaschine durch einen Lohnunternehmer finanziert werden.
Ein industrieller Hanfanbau ließe sich wie bei anderen Feldfrüchten durchführen. Der Unternehmer baut die Fabrik und vergibt an die Landwirte Kontrakte für den Hanfanbau. Der Lohnunternehmer kauft die Maschinen und setzt diese in der ganzen Region kosteneffektiv ein. Keiner der Beteiligten muss alles für sich selber machen, was im praktischen Leben für die meisten nicht möglich und auch ansonsten kaum sinnvoll wäre.
Es gibt viele willige Landwirte und Unternehmer, aber wenn diese sich nicht finden oder es in einer Region zu wenige sind, wird ein breit aufgestellter industrieller Hanfanbau in Deutschland vermutlich noch etwas auf sich warten lassen.